Zusammenfassung
Außerordentlich viele Mutanten, an denen wir nur scheinbar recht belanglose Abänderungen der Phäne der Wildform bemerken, sind in ihrer Vitalität herabgesetzt. Das zeigt, daß die äußerlich sichtbaren Merkmale, wie Augenfarbe, Schuppenpigmentierung, Zeichnungsmuster, Anzahl oder Anordnung der Borsten auf dem Rückenschild, nur Anzeichen, Nebenwirkungen bedeutsamer Veränderungen im Baugefüge oder Funktionsgetriebe der Mutanten sind. Geringfügige Verschiebungen des dynamischen Gleichgewichts der Genwirkungen können kritische Perioden schaffen, über die eine gewisse Anzahl der Individuen nicht hinwegkommt, in denen sie vielleicht gegenüber bestimmten Außeneinwirkungen anfälliger sind als die Normalform; und diese Labilität kann sich steigern, so daß bei gewissen Mutanten nur wenige Individuen bis zur Fortpflanzung gelangen. Am Ende der vitalitätsvermindernden Reihe von Änderungen des Erbgefüges stehen Mutationen, die unter allen Umständen die volle Entwicklung unmöglich machen und den Tod der Träger vor Erreichen des fortpflanzungsfähigen Stadiums herbeiführen. Solche Letalfaktoren gehören zu den häufigsten Mutationen, die spontan, d. h. unter natürlichen Bedingungen, im Bestrahlungsexperiment oder nach chemischer Behandlung auftreten. Bei Drosophila, wo uns die cytologische Kontrolle auch sehr kleiner Veränderungen der Chromosomenarchitektur an den Riesenchromosomen der Speicheldrüsen einwandfrei möglich ist, steht fest, daß sehr viele Letalfaktoren auf Chromosomenmutationen beruhen. Bei Drosophila ist der Anteil von Deficiencies, des Verlusts mehr oder weniger ausgedehnter Chromosomenabschnitte, am Gesamtbestand der Letalfaktoren außerordentlich hoch.
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Kühn, A. (1965). 34. Vorlesung: Letalfaktoren als Mittel der Analyse von Genwirkungen. In: Vorlesungen über Entwicklungsphysiologie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-24737-2_34
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