18. Vorlesung: Selbstgliederung des chordamesodermalen Feldes auf Grund eines Gefälles; abhängige Differenzierung der Seitenplatten

Zusammenfassung

Für die Selbstgliederung eines morphogenetischen Feldes auf Grund eines Gefällesystems bietet die Segregation im chordamesodermalen Blastem ein durchsichtiges Beispiel. In der Randzone der Anurenblastula zeigen Explantationsversuche die „Gradation“: Chorda-Ursegmente (Abb. 306c). In Transplantaten medialer und lateraler Abschnitte des Urmunddaches junger Neurulen von Urodelen (Abb. 331) kommt außer in der Induktionsleistung (S. 292) auch in der autonomen Gliederung die quantitative Abstufung zum Ausdruck: die Implantate aus dem medialen Bezirk werden zu Chorda und Somiten, die aus dem lateralen bilden keine Chorda; gegenüber der noch nicht eingerollten Randzone (Abb. 306a) ist also eine Einschränkung der Regulationsfähigkeit in dorsolateraler (dorsoventraler) Richtung

eingetreten. Die „Degradation“ durch Li-Wirkung geht in Versuchen an Froschkeimen noch weiter als in den geschilderten Molchversuchen: sie führt (ohne Phasen- und Regionalspezifität) nicht nur zu einem vollständigen Verlust der ganzen Chorda, sondern auch zu einer Reduktion der Somiten, die im Gebiet der vorderen Segmente durch Pronephrosgewebe ersetzt werden. Die Hypothese ist berechtigt, daß die qualitative Differenzierungsfolge: Chorda-Somiten-Pronephros-Seitenplatten, die in der Normogenese in der dorsoventralen Gliederung des Blastems auftritt (Abb. 294, 295), durch quantitative Abstufung, jeweils bestimmte Grade oder „morphogenetische Potentiale“ (Dalcq und Pasteels), in dem Gefällesystem ausgelöst werden. Einen Beweis hierfür geben kombinierte Explantate, die in Abb. 335 schematisch veranschaulicht sind.