Zusammenfassung
Um auf die Arbeit in komplexen Berufsfeldern vorbereitet zu sein und Praxisprobleme mit wissenschaftlichen Methoden sicher bearbeiten zu können, ist es notwendig, dass Studierende im Studium Forschungskompetenz aufbauen. Ebenso wichtig ist es, die Inhalte und Methoden des Faches bereits im Studium praktisch anwenden zu können. Der vermeintliche Widerspruch von Forschung und Praxis wird im Masterstudiengang Public Health – Gesundheitsversorgung, -ökonomie und -management in dem Modul Forschungsprojekt aufgehoben. In dem Modul bearbeiten Studierende in Kooperation mit Partner*innen aus der Praxis Lösungen für komplexe Probleme der Gesundheitsversorgung. Sie orientieren sich in ihrem Forschungsprozess an einem vorgegebenen Ablauf von Forschungsphasen und durchlaufen dabei einen Methodenparcours. Um gute Bedingungen für das gemeinsame Erlernen von Forschungsmethoden zu schaffen, finden die einzelnen Phasen des Forschungsprozesses in allen studentischen Projektgruppen weitgehend synchron statt. Der Forschungsprozess gliedert sich entlang der Semester in drei Phasen: Zuerst führen die Studierenden eine Lageanalyse durch, in der das Forschungsthema beschrieben und konkretisiert wird. Hierfür sichten sie den Forschungsstand, führen Expert*inneninterviews durch und analysieren Sekundärdaten zum Forschungsgegenstand. Die zweite Phase des Forschungsprozesses ist die Interventionsentwicklung. Die Studierenden recherchieren und bewerten systematisch vorhandene Evidenz und entwickeln darauf aufbauend ein Konzept für eine Intervention. In der dritten Phase erarbeiten die Studierenden ein Evaluationskonzept. Die Studierenden haben somit in ihrem Studium die Möglichkeit selbstständig zu forschen. Gleichzeitig gewinnen sie über die Kooperation mit den Praxispartner*innen Einblick in die Organisationen und Abläufe der Institutionen und sammeln wichtige Erfahrung zur Vorbereitung auf ihre berufliche Zukunft. Praxispartner*innen bekommen Gelegenheit zukünftige Absolvent*innen kennenzulernen und können die studentischen Ergebnisse für ihre Arbeit nutzen. Den Lehrenden kommt eine wichtige Rolle als Begleitende des studentischen Forschungsprozesses zu. Für die Gestaltung der Lehre bedeutet praxisorientiertes Forschendes Lernen, dass die reine Wissensvermittlung von Inhalten und Methoden in den Hintergrund rückt. Aufgabe der Lehrenden ist es, die Studierenden in ihrem Forschungsprozess zu unterstützen und die Kooperation mit den Praxispartner*innen zu organisieren.
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Fiktives Beispiel angelehnt an ein Projekt aus dem Masterstudiengang. Der Name ist anonymisiert.
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Liedtke, J., Schilling, I., Seifert, I., Gerhardus, A. (2020). Vorbereitung auf komplexe Berufsfelder – Ein Projektmodul im Masterstudiengang Public Health – Gesundheitsversorgung, -ökonomie und -management. In: Hoffmeister, T., Koch, H., Tremp, P. (eds) Forschendes Lernen als Studiengangsprofil. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-28825-9_21
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