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Muslimische Milieus: Religiöse Bindung, Geschlechterbeziehungen und säkulare Orientierung

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Muslimische Milieus im Wandel?
  • 1905 Accesses

Zusammenfassung

Dieses Kapitel rückt die soziokulturelle Binnendifferenzierung von MuslimInnen in Österreich in den Mittelpunkt der Betrachtung. Ausgehend von der These, dass sich deutliche Differenzierungen in relevanten gesellschaftlichen Werthaltungen, in Geschlechtsrollen- und Familiennormen zwischen Generationen feststellen lassen sollten, werden unter Verwendung des Milieu-Begriffs Differenzierungen zwischen Traditionsbindung und Enttraditionalisierung im Kontext des intergenerationalen Wandels und der sozial-strukturellen Hintergründe beschrieben. Der Fokus richtet sich zum einen auf Autoritätsverhältnisse und Geschlechtsrollennormen in der Familie (als Schnittstelle zwischen Privatheit und Öffentlichkeit), zum anderen auf Toleranznormen („zivile Freiheiten“) und auf die Rolle von Religion in der demokratischen Öffentlichkeit.

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Notes

  1. 1.

    Im deutschsprachigen Raum bieten vor allem der „Religionsmonitor“ (Mirbach 2013) und die Untersuchung „Muslimisches Leben in Deutschland“ (Haug, Müssig und Stichs 2009) eine wesentliche empirische Datenbasis für muslimische Milieuforschung und Vergleiche mit der Mehrheitsbevölkerung. In Österreich befasst sich eine rezente Forschung (Ulram und Tributsch 2012) vor allem mit religionsbezogenen Einstellungen der aus Bosnien und der Türkei stammenden MuslimInnen. Ebenso befasst sich eine qualitative Studie (Aslan und Yildiz 2013) mit der religiösen Differenzierung österreichischer MuslimInnen.

  2. 2.

    Statements der Skala „Geschlechtsrolle“: „Wenn Kinder noch in die Schule gehen, soll die Frau zu Hause bleiben“; „Kindererziehung ist Aufgabe der Frau“; „Die wichtigen Entscheidungen in der Familie soll der Mann treffen“; „Männer sollen dieselben Arbeiten im Haushalt machen wie Frauen“; „Eine gute Berufsausbildung ist für Frauen nicht so wichtig“ (s. dazu Tabelle 6).

  3. 3.

    So haben auch in dieser Stichprobe 53 Prozent der Eltern-Generation nur die Grund- oder Pflichtschule besucht und 25 Prozent haben eine berufliche Lehre absolviert. Das Haushaltsäquivalenzeinkommen beträgt bei 44 Prozent bis 700 Euro, bei weiteren 23 Prozent bis 950 Euro.

  4. 4.

    Auch in der österreichischen Mehrheitsgesellschaft ist diese Norm tief verankert (Friesl, Polak und Hamachers-Zuba 2009, S. 134) und das „male-breadwinner“ Modell vorherrschend (Berghammer und Verwiebe 2015, Berghammer 2014). Eine europäische Vergleichsstudie belegt, dass die Präferenzen von MuslimInnen in enger Beziehung zu den jeweils national vorherrschenden familienpolitischen Maßnahmen stehen, in Österreich (wie auch Deutschland) herrschen eher konservative Leitbilder vor (Soehl, Fibbi und Constanza 2012; Huschek, de Valk und Liefbroer 2011).

  5. 5.

    Summenscore, Cronbach-Alpha = 0,605.

  6. 6.

    Summenscore, Cronbach-Alpha = 0,784.

  7. 7.

    Skala Geschlechtsrolle: s. Statements in Tabelle 3; auf Basis der konfirmatorischen Faktorenanalyse ist das Item „gute Berufsausbildung ist für eine Frau nicht so wichtig“ nicht enthalten; Cronbach Alpha: Kind-Generation: 0,673.

  8. 8.

    Skala Familienwerte: s. Statements in Tabelle 1; auf Basis der konfirmatorischen Faktorenanalyse ist das Item „Die Autorität der Eltern soll nicht infrage gestellt werden“ nicht enthalten; Cronbach Alpha: Kind-Generation: 0,663.

  9. 9.

    Einige Statements wurden ähnlich zu den Fragen in der oben erwähnten Untersuchung von Brooks und Bolzendahl (2004) formuliert.

  10. 10.

    Die Skalenscores wurden dichotomisiert. Skala „Liberale Normen“, Eltern-Generation Cronbach Alpha = 0,674, Kind-Generation: 0,749; Skala „Säkularität“, Eltern-Generation Cronbach Alpha = 0,590, Kind-Generation = 0,596.

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Tab. A1: Cluster der Eltern-Generation nach soziodemografischen Merkmalen und Integrationsmerkmalen (Korrelationen, Prozentangaben)
Tab. A2: Cluster der Kind-Generation nach soziodemografischen Merkmalen und Integrationsmerkmalen (Korrelationen, Prozentangaben)
Tab. A3: „Liberale Normen und individuelle Freiheiten“; Eltern- und Kind-Generation nach Geschlecht. (Zustimmunga), Prozentangaben)
Tab. A4: Korrelationen: Typen liberal-säkularer Einstellungen nach soziodemografischen Merkmalen und Integrationsmerkmalen, Eltern-Generation. (Prozentangaben)
Tab. A5: Korrelationen: Typen liberal-säkularer Einstellungen nach soziodemografischen Merkmalen und Integrationsmerkmalen, Kind-Generation. (Prozentangaben)

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Weiss, H., Strodl, R. (2016). Muslimische Milieus: Religiöse Bindung, Geschlechterbeziehungen und säkulare Orientierung. In: Weiss, H., Ateş, G., Schnell, P. (eds) Muslimische Milieus im Wandel?. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-12297-3_3

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