Abstract
Jugendliche mit sozialen Lernproblemen, Lernbeeinträchtigungen oder anderen biographischen Bruch- und Misserfolgserfahrungen erleben häufig auch schulische Zurückstellungen, Klassenwiederholungen und prekäre Schullaufbahnen. In den PISA-Studien werden diese als Risikoschüler charakterisiert. In dem DFG-Forschungsprojekt „Benachteiligte Jugendliche in pädagogischen Fördermaßnahmen am Übergang Schule-Beruf“ sind wir der Frage nachgegangen, auf welche Weise (biographische) Brüche und Gefährdungen mit (Miss-)Erfolgen und Bildungs- sowie Zukunftsentscheidungen am Übergang Schule-Beruf in Zusammenhang stehen. Im Beitrag wird vor dem Hintergrund der empirisch herausgearbeiteten Typologie anhand von kontrastierenden Typen danach gefragt, mit welchen biographischen Vorerfahrungen die Jugendlichen in die beiden untersuchten Maßnahmen hineinkamen und wie diese dann wiederum anknüpfen sowie pädagogisch Einfluss nehmen konnten. Zugleich soll der Frage nachgegangen werden, welche Bildungsverläufe und Lernprozesse in diesen Biographien vorliegen und inwiefern Familie, Peers und Schule/Maßnahmen als Sozialisationsinstanzen daran beteiligt waren.
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Notes
- 1.
SchuB ist eine zweijährige schulische Alternative zur 8. und 9. Klasse der Regelschule. Das einjährige FAuB kann als 10. Pflichtschuljahr angerechnet werden und wird mehrheitlich von privaten Bildungsträgern, aber auch von Berufsschulen angeboten. Hier werden die Jugendlichen meist über die Agentur für Arbeit vermittelt. Beiden Maßnahmen ist die Schulabschlussorientierung ebenso gemein wie die Berufs- bzw. Praxisausrichtung. Zum schulischen Unterricht gesellen sich Betriebe als außerschulische Lernorte, in denen die Jugendlichen mehrere Langzeitpraktika absolvieren. In SchuB beträgt das Verhältnis Schule-Betrieb in Tagen 3 zu 2, in FAuB ist dies umgekehrt. Zentral ist in beiden Maßnahmen eine sozialpädagogische Begleitung der Jugendlichen. In SchuB wird diese durch eine extra Fachkraft übernommen, in FAuB fällt dies in den Aufgabenbereich der sogenannten Projektkoordinatorlnnen.
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Ecarius, J. (2014). Biographische Risiken und schulpädagogische Maßnahmen. In: Ahrens, D. (eds) Zwischen Reformeifer und Ernüchterung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-01296-0_4
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