Zusammenfassung
Unsere bisherigen Erörterungen haben uns gezeigt, daß die Zweckmäßigkeit kein konstitutives Prinzip für die biologischen Wissenschaften darstellt. Sie ist nur ein regulatives oder heuristisches Prinzip, welches im weiteren Fortschritt zur Erkenntnis von Kausalzusammenhängen führt. Kausalität ist mithin auch im Organischen ebenso wie in der Physik und Chemie die einzige Erkenntnis bedingende Kategorie. All jenen vitalistischen Bestrebungen der älteren und neueren Zeit, die Zweckbegriffe irgendwelcher Art direkt als konstituierende Glieder wieder in die Ketten der Kausalreihen einfügen wollen (die die Behauptung aufstellen, daß die große Lückenhaftigkeit der kausalen Zusammenhänge im organischen Geschehen nicht zeitlich noch nicht Erkanntes, sondern wenigstens zum großen Teile Unerkennbares darstelle, das mit den Methoden des mechanischen Denkens nicht beseitigt werden könne), und die die Lücken nur durch ein zweckmäßiges und zwecktätiges Agens glauben ausfüllen zu können, ist durch die bisherigen Erörterungen ohne weiteres der Boden entzogen. Mit dieser Art des Vitalismus (in der Jetztzeit ist er meist durch die Psychovitalisten vertreten) brauchen wir uns daher hier nicht weiter auseinanderzusetzen, zumal die bedeutendste und logisch am konsequentesten durchgeführte vitalistische Lehre der Gegenwart, der Vitalismus von HANS DRIESCH 1), von sich aus schon die Unhaltbarkeit dieser Art von Vitalismus aufgezeigt hat.
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Literatur
DRIESCH, H.: Philosophie des Organischen. 1.Aufl. Leipzig 1909. Daselbst weitere Literaturangaben.
Zitiert nach UNGERER: Die Teleologie Kants und ihre Bedeutung für die Logik der Biologie. Berlin 1922. S. 110. Das Buch gibt eine vorzügliche Darstellung des Teleologiegedankens von KANT sowie auch des DRIESCHschen Standpunktes. In dem hier abgedruckten Zitat ist nur das letzte Wort „müssen“ durch das Wort „können“ ersetzt.
DRIESCH, H.: Ebenda. S. 142.
KANT: Kritik der Urteilskraft. S. 265.
STADLER, A.: Kants Teleologie. 2. Aufl. Berlin 1912.
BAUCH, B.: Immanuel Kant. 3. Aufl. Berlin-Leipzig 1923.
UNGERER: Ebenda. S. 107.
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Hartmann, M. (1925). Mechanismus-Vitalismus. In: Biologie und Philosophie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-91660-1_4
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