Zusammenfassung
Im Kreis der andern Wissenschaften hat die Nationalökonomie seit jeher einen schweren Stand gehabt. Sie ist jung, und schon das mindert ihr Ansehen. Ihre Herkunft aus dem praktischen Bedürfnis der fürstenstaatlichen Verwaltung macht sie weniger legitim als verdächtig. Denn obgleich auch andere Disziplinen dem Staat dienen, so haben sie es doch, wie die Jurisprudenz, mit ewigen menschlichen Werten zu tun, oder, wie die Philologie, mit den Grundlagen unserer ganzen Kultur. Die Cameralia dagegen waren ganz und gar pragmatisch, so wie in ihren Anfängen die moderne Naturwissenschaft. Aber während sich diese wieder, wenn auch nicht mit erhabenen, so doch mit fremdartigen und schon darum interessanten Dingen beschäftigt und uns Wunder über Wunder aufschließt, ist der Gegenstand der Nationalökonomie weder erhaben noch wunderbar: was sie erforscht, ist die Notdurft des Lebens, die wir täglich mit allen ihren Mühsalen und Widerwärtigkeiten erfahren.
Akademische Antrittsrede, gehalten im Rahmen der „Heidelberger Professorenvorträge“ am 11. Juli 1947.
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© 1948 Springer-Verlag OHG.
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Preiser, E. (1948). Vom Wesen und vom heutigen Stand der nationalökonomischen Theorie. In: v. Campenhausen, H.F. (eds) Aus der Arbeit der Universität 1946/47. Schriften der Universität Heidelberg, vol 3. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-85700-3_14
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