Zusammenfassung
Die Ablösung eines alten Paradigmas durch ein neues kennzeichnet nach Thomas Kuhn und seinem Vorläufer Ludwig Fleck wissenschaftliche Revolutionen. Auf dem Gebiet der Immunologie hat sich im letzten Jahrzehnt ein solcher Paradigmenwechsel vollzogen. Die Ablösung des Begriffs Transplantationsantigene oder Histokompatibilitätsantigene durch Restriktionselemente kann man in der Immunologie als einen solchen Paradigmawechsel verstehen. Mit dieser neuen Interpretation kommt zum Ausdruck, daß Genprodukte des Haupthistokompatibilitätskomplexes, auf englisch Major Histocompatibility Complex (MHC), eine zentrale Rolle spielen bei der Aktivierung von T-Lymphozyten. Die verwirrend komplexe Genfamilie dieser Region wird also nicht mehr primär als Histokompatibilitätsantigenkomplex angesehen, sondern als ein Genkomplex, der die Antigenerkennung durch T-Lymphozyten schlechthin kontrolliert. Wie Zinkernagel und Doherty zeigten, sind zytotoxische T-Lymphozyten, die gegen das Lymphochoriomeningitisvirus (LCM) immunisiert wurden, nur gegen infizierte Zielzellen cytotoxisch, wenn diese das gleiche H-2-Antigenmuster tragen wie die cytotoxischen T-Zellen selbst [1]. Aus diesem historischen Versuch wurde deutlich, daß T-Lymphozyten nicht nur Virusantigene auf der infizierten Zelle erkennen, sondern gleichzeitig auch besondere Strukturmerkmale der MHC-Glykoproteine. Damit war das Konzept der MHC-Restriktion geboren, d.h. die Virus-spezifischen T-Zellen erkennen das Virusantigen nur dann, wenn sie gleichzeitig die ihnen selbst eigenen Histokompatibilitätsantigene mit wahrnehmen. Die Restriktion durch solche Histokompati-bilitätsantigene bezog sich nicht nur auf zytotoxische T-Zellen, wie man sehr bald herausfand, sondern auch auf T-Helferzellen oder T-Induktorzellen.
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Literatur
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© 1986 J. F. Bergmann Verlag, München
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Riethmüller, G. (1986). Immungenetik des Menschen. In: Miehlke, K. (eds) Verhandlungen der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin. Verhandlungen der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin, vol 92. J.F. Bergmann-Verlag, Munich. https://doi.org/10.1007/978-3-642-85459-0_17
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