Zusammenfassung
Insbesondere tierexperimentelle Untersuchungen zeigen eine inverse Korrelation der MHC-I-Antigen(Ag)-Expression zur Metastasierungspotenz bei malignen Primärtumorzellen. Andererseits scheint die aberrierende MHC-II-Ag-Expression eine Signalfunktion für autozytotoxische Reaktionen des Immunsystems zu besitzen. In diesem Zusammenhang interessierte uns die prospektive Bedeutung des Vorkommens von MHC-I- und -II-Ag für das Auftreten von Organmetastasen beim Schilddrüsenkarzinom.
Mittels immunhistologischer Methoden (APAAP-, PAP-Methode) wurde Schild-drüsenkarzinomgewebe (follikulär n = 10, papillär n = 3, medullär n = 1) von 14 Patienten auf das Vorkommen von HLA-I- und HLA-II-Ag auf den Primärtumorzellen untersucht. Zusätzlich wurden die das Tumorgewebe infiltrierenden Lymphozyten (Ly) anhand ihrer Oberflächenmarker näher charakterisiert. Folgende monoklonale Antikörper kamen zur Anwendung: Dako-HLA-ABC (HLA-I-Ag), BMA 021 (HLA-II-Ag) , Leu 5b (CD3-Ly), Leu 3a (CD4-Ly), Leu 2a (CD8-Ly). Elf der Patienten konnten in ihrem weiteren Krankheitsverlauf über 3 Jahre kontinuierlich verfolgt werden. Für die statistische Auswertung kam der exakte Fisher-Test zur Anwendung.
Innerhalb des Beobachtungszeitraumes von 3 Jahren entwickelten 4/11 Patienten Organmetastasen (Knochen n = 3, Knochen und Lunge n = 1). Drei dieser 4 Fälle zeigten einen fast vollständigen Verlust der Klasse-I-Ag auf den Tumorzellen, wobei in 2 dieser Gewebe auch keine Klasse-II-Ag nachweisbar waren. In Geweben von Patienten ohne Organmetastasen war die HLA-Klasse-I-Ag-Expression in 6/7 Fällen gegenüber dem gesunden Schilddrüsengewebe unverändert und in allen Fällen MHC-II-Ag auf den Tumorzellen nachweisbar. Der Verlust von HLA-Klasse-I-Ag kombiniert mit einer MHC-II-Ag-Negativität auf maligne entarteten Thyreozyten korreliert signifikant (p < 0,05) mit dem Auftreten von Fernmetastasen. Sowohl die Gesamtzahl der Ly als auch die CD4/CD8-Ratio im Tumorgewebe zeigten keine Beziehung zum Auftreten von Fernmetastasen.
Das Fehlen jeglicher MHC-Antigene auf Schilddrüsenkarzinomzellen scheint mit einem deutlich erhöhten Risiko für das Auftreten von Organ-/Fernmetastasen einherzugehen und damit auch entscheidend für die Prognose der Erkrankung zu sein. Als immunpathogenetische Erklärung ist anzunehmen, daß sich solche HLA-Antigen-negative Zellen der Erkennung durch das Immunsystem und damit der „immune surveillance“ entziehen können.
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Knoll, M., Teuber, J., Winter, J., Paschke, R., Schmidt, R., Usadel, K.H. (1990). Metastasierungsverhalten des Schilddrüsenkarzinoms in Abhängigkeit zur Membranexpression von MHC-Klasse-I- und -II-Proteinen auf den Tumorzellen. In: Verhandlungen der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin. Verhandlungen der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin, vol 96. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-84317-4_3
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