Die schizoaffektiven Psychosen im Kindesalter

Zusammenfassung

Während die nosologische Position schizoaffektiver Psychosen in der Allgemeinpsychiatrie in den letzten Jahren eine zunehmende Forschungsaktivität hervorgerufen hat, sieht es so aus, als ob diese Problematik für die Kinder- und Jugendpsychiatrie kein Thema sei. Die Literatur über schizoaffektive Psychosen im Kindes- und Jugendalter ist ausgesprochen rar. In den entsprechenden Lehrbüchern finden sie kaum Erwähnung, und wenn, wird kurz auf die Erwachsenenliteratur verwiesen. Es konnte nur 1 Arbeit gefunden werden, in der eindeutige schizoaffektive Psychosen bei Kindern beschrieben worden sind: Unter Zugrundelegung der Research Diagnostic Criteria und des DSM-III, ergänzt durch die Schedule for Affective Disorders and Schizophrenia for School Age Children (K-SADS) and the Children’s Depression Rating Scale-Revised (CDRS-R) diagnostizierten Freeman et al. (1985) bei 4 von 6 Kindern im Alter zwischen 6 und 12 Jahren eine schizoaffektive Psychose. Die 4 Kinder zeigten stimmungsunabhängige psychotische Symptome wie akustische Halluzinationen (eine oder mehrere Stimmen, die zu den Kindern sprachen), optische Halluzinationen, Verfolgungs-, Versündigungs-oder Größenideen, die unkorrigierbar und konstant waren. Die Kinder wurden mit Antidepressiva (Desipramin), Neuroleptika (Haloperidol) und Psychotherapie behandelt. Bei 2 Kindern kam es zunächst zu einer Remission der psychotischen Symptome und anschließend der Depression; 1 von den beiden wurde nach 1 Jahr wiederum psychotisch. Das 3. Kind, das mit Despiramin und psychotherapeutisch behandelt wurde, zeigte eine Besserung sowohl der psychotischen als auch der depressiven Symptomatik. Das 4. Kind erhielt keine Behandlung, die psychotischen Symptome remittierten, aber die Depression bestand fort.