Zusammenfassung
Wenn ich zu Anfang eine „erotische Szene“ mit meinem Sohn beschreibe, beschleicht mich eine Gehemmtheit, ob ich sie ungeschützt der Öffentlichkeit preisgeben kann. Trotz Freuds (1905) Vorbild, seiner revolutionären Entdeckung und mutigen Beschreibung kindlicher Sexualität, befällt auch psychoanalytische Therapeuten eine schamhafte Hemmung, wenn die Sprache auf dieses Thema kommt; den Gründen dafür werde ich etwas nachgehen. Umgekehrt sage ich mir: Vielleicht ist es aber auch so, daß Schamhaftigkeit nicht nur etwas zu Überwindendes darstellt; schließlich ist die gesamte Sexualität ein Erfahrungsbereich, der einer schützenswerten Intimsphäre angehört. Sie aus diesem herauslösen zu wollen, ist angewiesen auf eine bestimmte Interaktionsform, in diesem Fall zwischen mir als dem Autor und dem Leser. Wir beide können das Paar vom Voyeur und vom Exhibitionisten abgeben und würden dann schon nicht reflexiv über Sexualität sprechen, sondern einen regressiven Aspekt der Sexualität handelnd inszenieren. Die Scham selbst entsteht in der Interaktion: Wer Intimes preisgibt, ist auf dessen freundliche Aufnahme angewiesen; erst wenn diese Reaktion auf Intimes ausbleibt und an ihre Stelle Entwertendes tritt, stellt sich Scham ein.
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Buchholz, M.B. (1987). Eltern, Kinder, Sexualität. In: Massing, A., Weber, I. (eds) Lust und Leid. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-83178-2_10
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