Herz und Anästhesie

Zusammenfassung

Das Thema „Herz und Anästhesie“ ist in den letzten 2–3 Dezennien zunehmend aktuell geworden. Die Gründe dafür sind vielfältig. Eine Statistik von E. Grundy [2] aus dem Jahre 1983 zeigt, daß 28% aller 75- und über 75jährigen Menschen der Weltbevölkerung in dem verhältnismäßig kleinen Erdteil Europa leben. Die Fortschritte der Medizin im allgemeinen, und diejenigen der Chirurgie und Anästhesiologie im besonderen, haben es ermöglicht, die Indikation zu einem operativen Eingriff für ältere und alte Patienten bedeutend zu erweitern. Dies hat zur Folge, daß der Anästhesiologe in zunehmendem Maße mit der dem Alter inhärenten Multimorbidität konfrontiert wird. Herz- und Kreislauferkrankungen stehen dabei an erster Stelle und sind die häufigste Ursache perioperativer Komplikationen. Wijesurendra et al. [7] konnten zeigen, daß die Häufigkeit von Herz-Kreislauferkrankungen als Nebendiagnose bei chirurgischen Patienten proportional und linear mit fortschreitendem Alter zunimmt. Prädominierend ist dabei der gesamte Formenkreis der Hypertonie und der koronaren Herzkrankheit (KHK). Neben der manifesten symptomatischen KHK ist vor allem auch der potentiellen KHK, wie sie bei allen männlichen Patienten über 45 Jahre, die mit Risikofaktoren belastet sind, vermutet werden muß, und der wahrscheinlichen KHK bei Patienten mit anderen vaskulären Erkrankungen, größte Aufmerksamkeit zu schenken [1]. Jede regionale Durchblutungsstörung muß als Ausdruck einer generalisierten Krankheit betrachtet werden, die sehr wohl auch das koronare Gefäßbett mit einbeziehen kann, ohne vorerst manifeste Störungen zu verursachen. Eine derartige latente Form der KHK kann gerade in der perioperativen Phase erstmals manifest werden.