Zusammenfassung
Nachdem ich die Automatisierung des Satzes bis inklusive Seitenumbruch auf einem — zum Leidwesen der Satzsystem- Hersteller — unkonventionellen Weg durchgeführt habe, verbleibt als letzte manuelle Tätigkeit, bei der Erstellung der Druckvorlagen, das Einkleben von Graphiken (Signets, Logos, Zierschriften etc.) und Autotypien in die belichtete Seite an dafür vom Setzer manuell freigeschlagenen Stellen. Um auch die letzte manuelle Montagetätigkeit zu vermeiden, ist es notwendig, Graphiken und Bildvorlagen zu digitalisieren und in den Umbruch- und Belichtungsprozeß zu integrieren.
Von verschiedenen Systemherstellern werden „elektronische Seitenmontage“— (ESM-) Systeme angeboten. Das Grundprinzip dieser Verfahren ist die Digitalisierung aller zu einer Seite zu verarbeitender Informationen [SPRI82]. Dabei werden also auch die Texte in Rasterbilder zerlegt. Die dabei benötigte Speicherkapazität beträgt für eine Textseite ca 100 KB und für eine Zeitschriftenseite mit Schwarz/Weiß-Abbildungen ca 500 KB.
Im Vergleich dazu benötigt man für den Satz einer telefonbuchseite zwischen 10 KB und 20 KB. Da sich der Speicherbedarf nicht nur auf die Plattenkapazität auswirkt, sondern auch auf die Verarbeitungszeiten, scheint es mir sinnvoller, den Satz als solchen zu belassen und die Graphiken und Halbtonbilder darin einzubetten.
Mein persönliches, spezielles Problem — nämlich die Erstellung von Druckvorlagen für Telefonbücher — ist insofern von allgemeiner Bedeutung, als es durch die Entwicklung von Direktausgabegeräten (Ausgabe auf „Normal-Papier“ statt auf Film oder RC-Papier) auch nichtgraphischen Unternehmen und Institutionen möglich ist, hochwertige Druckwerke selbst kostengünstig zu erstellen und dadurch den Aktualitätsgrad der Publikationen drastisch zu verbessern. Da man darüberhinaus Textsysteme als eine Untermenge der Satzsysteme auffassen kann, scheint die folgende Betrachtung auch für den „NichtVerleger“ bzw „Nicht-Setzer“ von Interesse.
Präambel
Schon beim Lesen des Titels dieser Arbeit wird sich manchem die Frage aufdrängen, ob es sich hier nicht um einen Anachronismus handelt, wenn in einer Zeit, da die „papierlose Gesellschaft“ in aller Munde ist, die Systementwicklung für einen Bereich der Druck- und Reproduktionstechnik das zentrale Thema darstellt.
Ohne die zahlreichen Vorteile der neuen Technologien im Bereich der Informationsverarbeitung in Frage stellen zu wollen, wage ich dennoch zu behaupten, daß Papier als „Informationsträger“ auch in den kommenden Jahrzehnten eine bedeutende Rolle spielen wird. Die Verschiebung der Grenze zwischen „materieller“ und „immaterieller“ Informationsvermittlung wird einerseits weitgehend von der Entwicklung der jeweiligen Technologien abhängen und andererseits davon, wieweit sich die Drucktechnik (i.w.S. — also die Druckvorlagenerstellung eingeschlossen) neuer Methoden und Erkenntnisse der Informatik zu bedienen weiß.
In diesem Sinne besteht ein Hauptanliegen dieser Arbeit darin, den Dialog zwischen den Systemherstellern und Anwendern in der graphischen Industrie einerseits und der Wissenschaft andererseits zu initiieren bzw. zu fördern.
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Vitovec, W. (1985). Ein integriertes Graphik-, Bild- und Satzverarbeitungssystem. In: Hansen, H.R. (eds) GI/OCG/ÖGI-Jahrestagung 1985. Informatik Fachberichte, vol 108. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-70639-4_35
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