Zusammenfassung
Von meinem Mitschüler Hans Melzian und seiner Begabung für Sprachen habe ich schon erzählt. Er studierte in Berlin afrikanische Sprachen, unterrichtete dann einige Zeit an der London School of Oriental Studies, ging — wohl als Stipendiat — nach Togo, wo er die Ewe-Sprache erforschte. Schließlich wurde er Dozent in Leipzig. In Togo sammelte er auch Kultgegenstände der Eingeborenen. Aber von dieser Sammlung kam kaum etwas nach Europa: Er hatte seine Sammlung in Kisten verpackt, die dann wohl einige Zeit irgendwo lagerten. Denn als er die Kisten verladen wollte, bestanden sie nur noch aus einer dünnen Holzschicht; das Innere hatten Termiten gefressen. Hans Melzian brachte uns eine kleine afrikanische Trommel und einen kleinen Dolch aus Messing mit einer Hülle aus Eidechsenhaut mit. Auf der Trommel spielte er hervorragend; das hing mit seinen afrikanischen Studien zusammen. Trommelsprache ist bei Naturvölkern, vor allem in Afrika sehr verbreitet (gewesen). Mit ihr können Mitteilungen über weite Entfernungen gemacht werden. Für deren Inhalt ist nicht nur der Rhythmus entscheidend. Je nach Anschlag können Töne verschiedener Höhe erzeugt werden, und diese Folge verschieden hoher Töne gibt wesentliche Elemente afrikanischer Sprachen wieder. Ob eine Silbe hoch oder tief gesprochen oder getrommelt wird, bestimmt entscheidend die Bedeutung des Wortes. Hans Melzian machte uns an einem Beispiel klar, wie, Wortmusik4 den Sinn gründlich verändern kann, selbst im Deutschen: Ersetzt man in dem Satz aus Schillers „Der Ring des Poly-krates“ „Mein Freund kannst du nicht weiter sein“ das Wort „weiter” durch „länger“, so ändert sich an dem Sinn nichts: „Mein Freund kannst du nicht länger sein.
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Autrum, H. (1996). Ein Hobby. In: Hansjochem Autrum: Mein Leben. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-61410-1_28
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