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Homo sapiens?

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Zusammenfassung

Unsere Art kann, was ihr außergewöhnliches Verhalten und weniger ihre auffallenden morphologischen Besonderheiten betrifft (z. B. relative Nacktheit, gekoppelt mit lokalen Haarwucherungen, neotenisches Aufrechterhalten von Jugendmerkmalen, aufrechter Gang), am besten charakterisiert werden als jene weltweit wahrscheinlich einzige Spezies, die sich offensichtlich darauf spezialisiert hat, den Besitz an Wissen und, was noch viel wichtiger ist, die speziellen Methoden, um an ein solches zu gelangen, in wahrhaft obsessiver Weise zu vermehren. Dies drückt sich allein schon in der nicht gerade unbescheidenen wissenschaftlichen Selbstbenennung aus, denn nur unsere eigene Art verdient es, wie wir alle wissen — und auch gerne bereit sind zu akzeptieren —, eine echte sapiens-Art zu sein, wohingegen der riesige Rest der übrigen Arten sich mit einfacheren Auszeichnungen zufriedengeben muß. Allenfalls hie und da ein verkleinerter Superlativ, der unter Umständen gerade noch toleriert wird, wie zum Beispiel Caenorhabditis elegans (ein „eleganter” bodenlebender Fadenwurm), Euglena gracilis (eine „grazile“ Geißelalge), Ancorina cerebrum (ein „Hirnschwammerl“ aus der meeresbewohnenden Ordnung der Strahlschwämme) oder Uca musica (die „singende” Winkerkrabbe), aber wenn es ans Eingemachte geht, da hört sich der Spaß auf. So fällt auch auf, daß es in keiner einzigen der zahlreichen anderen Tiergruppen auf dieser unserer so intensiv belebten Erde vergleichbare Vertreter von sapiens-Arten gibt, so als könnten Formen wie der intelligente Wurm, Lumbricus sapiens oder die weise Maus, Mus sapiens (nicht zu verwechseln mit den weitverbreiteten weißen Mäusen in unseren Laboratorien und Köpfen) oder gar das gescheite Veilchen, Veronica sapiens aus Prinzip gar nicht existieren. Dabei ist gar nicht einmal auszuschließen, daß jede Tiergruppe eine besonders intelligente Art besitzt. Auf jeden Fall könnte man zum Beispiel versuchen, durch eine Art von universell gültigem Intelligenztest aus jeder einzelnen Gruppe den Gescheitesten, also die eindeutige sapiens-Art, zu ermitteln, ähnlich wie wir es gewohnt sind, innerhalb unserer eigenen Art die sapientissimus-Individuen mittels des bewährten Verfahrens der Bestimmung des sogenannten Intelligenzquotienten durchzuführen. Dies scheint jedoch ein striktes Tabu zu sein.

Man glaubt nicht, was jeder Mensch glaubt, was er für ein Mensch ist. Ich glaube von jedem Menschen das Schlechteste, selbst von mir, und ich hab’ mich noch selten getäuscht. Johann Nestroy

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© 1998 Springer-Verlag Berlin Heidelberg

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Heschl, A., Loserl, H. (1998). Homo sapiens?. In: Das intelligente Genom. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-58883-9_8

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  • Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg

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