Zusammenfassung
Wie geht nun Evolution tatsächlich vonstatten? Charles Darwin hat als erster erkannt, daß die natürliche Auslese jenen wichtigen Faktor in der Umwelt darstellt, der bewirkt, daß unterschiedlich ausgestattete Organismen, die in Konkurrenz zueinander stehen, mit entsprechend unterschiedlichen Fortpflanzungschancen zu rechnen haben. In logischer Konsequenz bedeutet dies, daß im Laufe der Zeit auch bereits durch relativ geringfügige Unterschiede in der biologischen Fitneß („Tüchtigkeit“) von Lebewesen zahlenmäßige Veränderungen in der Zusammensetzung von Tierpopulationen zutage treten, die letztlich sogar zur Entstehung neuer Arten führen können. Die Gesamtheit aller physikalischen und ökologischen Umweltbedingungen in Form der natürlichen Selektion entscheidet also über das evolutionäre Schicksal eines Lebewesens. Wie schon im vorgehenden Kapitel angedeutet, kommt dabei allen aktuell, also hier und jetzt existierenden Lebensformen zumindest in der Theorie eine absolute Gleichwertigkeit zu, auch wenn sich natürlich oft gewisse negative oder positive Trends abschätzen lassen. Hat sich dann schließlich eine gänzlich neue Tierart oder auch nur ein bestimmter neuer Typus innerhalb einer Art durchgesetzt, so bedeutet besser angepaßt im nachhinein — und nur so ist diese Formulierung auch ohne vermenschlichende Bewertung berechtigt — nichts anderes als die bloße Feststellung, daß sich neuartige Individuen zahlenmäßig auf Kosten anderer, wie sich später erst herausstellt, weniger gut angepaßter Individuen vermehrt haben.
Hängt die Evolution von einer zufallsartigen Suche ab? C. H. Waddington
So mancher ausgezeichnete Geist scheint auch heute noch nicht akzeptieren oder auch nur begreifen zu können, daß allein die Selektion aus störenden Geräuschen das ganze Konzert der belebten Natur hervorgebracht haben könnte. Die Selektion arbeitet nämlich an den Produkten des Zufalls, da sie sich aus keiner anderen Quelle speisen kann. Jacques Monod
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Author information
Authors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 1998 Springer-Verlag Berlin Heidelberg
About this chapter
Cite this chapter
Heschl, A., Loserl, H. (1998). Zufall als Notwendigkeit. In: Das intelligente Genom. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-58883-9_5
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-58883-9_5
Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg
Print ISBN: 978-3-642-63774-2
Online ISBN: 978-3-642-58883-9
eBook Packages: Springer Book Archive