Probleme und Ergebnisse der Begutachtung

Zusammenfassung

Die Begutachtung von Tötungs- und Gewaltdelikten junger Menschen (von Jugendlichen und Heranwachsenden) hat in der Kinder- und Jugendpsychiatrie eine lange Tradition (Lempp 1977, Stutte 1955, 1973) und ist implizit in das Curriculum zur Facharztweiterbildung für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie integriert. Allerdings hat sich gezeigt, dass – nicht zuletzt durch die neuen Erkenntnisse der Entwicklungswissenschaften, der Hirnforschung und der Kriminologie, welche neuerdings auch als Subdisziplin die Entwicklungskriminologie kennt (Boers et al. 2009) – die innerhalb der Facharztweiterbildung vermittelbaren und vermittelten Kenntnisse und Erfahrungen nicht ausreichend sind, um angehende Kinder- und Jugendpsychiater für die verantwortungsvolle Aufgabe der Begutachtung schwerer Gewalttaten (und auch anderweitiger Begutachtungen) zu qualifizieren. Dies hat dazu geführt, dass von den drei kinder- und jugendpsychiatrischen Fachverbänden eine Zusatzweiterbildung eingeführt wurde, innerhalb derer in einem berufsbegleitenden Weiterbildungsgang die erforderlichen Voraussetzungen erworben werden können. Der erfolgreiche Abschluss dieser Zusatzausbildung wird in einem Zertifikat „Kinder- und jugendpsychiatrische Begutachtung“ dokumentiert.