Zusammenfassung
Der in Wien 1914 geborene und bis zu seinem Tode 2002 in Cambridge arbeitende Chemiker und Nobelpreisträger Max Perutz nannte das O2-Bindungsverhalten des Hämoglobins in seinen Vorlesungen unmoralisch: »Stellen wir uns zwei Hämoglobinmoleküle vor. Das eine davon habe schon drei Moleküle O2 aufgenommen und das andere noch keins. Wenn jetzt noch ein viertes O2-Molekül kommt ist die Frage: Gehts zum Reichen, das schon drei hat oder zum Armen, das noch keins hat? Die Wahrscheinlichkeit ist ungefähr 100:1, dass es zum Reichen geht. Stellen Sie sich jetzt zwei andere Hämoglobinmoleküle vor: Das eine hat vier Moleküle O2, ist also gesättigt, und das andere hat nur eins. Welches Molekül wird wohl im Gewebe am wahrscheinlichsten O2 verlieren, das arme oder das reiche? Das arme verliert den Sauerstoff am leichtesten. So ist die Verteilung des O2 im Hämoglobinmolekül wie in dem biblischen Gleichnis: Denn der da hat, dem wird gegeben und wer nichts hat, von dem wird man nehmen auch das, was er hat.« Physiologisch ist das »unmoralische Verhalten« der Hämoglobinmoleküle jedoch sehr sinnvoll, weil es die O2-Versorgung der Gewebe verbessert, wie in diesem Kapitel erklärt wird.
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Literatur
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Jelkmann, W. (2010). Atemgastransport. In: Schmidt, R., Lang, F., Heckmann, M. (eds) Physiologie des Menschen. Springer-Lehrbuch. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-01651-6_34
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