Zusammenfassung
WIR VERFOLGTEN DIE ENTWICKLUNG DES GESCHICHTSDRAMAS VON den programmwidrigen und vagen Ansätzen der Aufklärung über die mächtig anregende Vermischung von Drama und Geschichte bei Herder zu den grossen Vorbildern eines neuen historischen Dramas in „Götz“, „Egmont“ und „Wallenstein“, um freilich bei der Betrachtung der Hochklassik zu sehen, dass jene zukunftweisende Grundlegung des Geschichtsdramas mehr unwillkürlich als zielbewusst geschehen war, dass jedenfalls in der Theorie, meist aber auch in den Werken der eigentlichen Klassik die Freiheit des Künstlers fast absolute Geltung gegenüber dem geschichtlichen Stoff beanspruchte. Geschichte war für den Klassiker prinzipiell keine Grösse, die Respekt erforderte, ging doch sein ganzes Streben nach Erfassung und Darstellung der Gesetze und Ideen, die, wenn auch in einer vergangenen Epoche am vollkommensten in die Erscheinung getreten, doch überzeitlicher und allgemeinmenschlicher Wesenheit waren. Mit der Bedrohung dieses Glaubens durch die Romantik, besonders sichtbar in der Einordnung der zuvor verabsolutierten klassischen Griechenzeit in die allgemeine Entwicklung der Menschheit1), scheinen sich neue, reichere Möglichkeiten für jede Art von Geschichtsdarstellung eröffnen zu müssen.
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Literatur
Vgl. W. Rehm, Griechentum und Goethezeit, Geschichte eines Glaubens, Leipzig 1936, S. 287 ff.
Einleit. z. Bachofenauswahl von M. Schroeter, Der Mythos von Orient und Occident, München 1926, S. CXVI.
K. Borries, Die Romantik und die Geschichte. Diss. Tübingen 1925.
Vgl. Bruno Golz, Pfalzgräfin Genovefa in der deutschen Dichtung, Leipzig 1897.
Vgl. F. Stuckert, Das Drama Zacharias Werner’s, Entwicklung und literargeschichtliche Stellung, Frankfurt/M. 1926; S. 178/79.
Justus Hashagen, Die Romantik und die Geschichte, in: Festschrift für Melle, Hamburg 1933; S. 189 ff., S. 197.
Jonas Fränkel, Zacharias Werner’s Weihe der Kraft, eine Studie zur Technik des Dramas, Hamburg und Leipzig 1904, Beiträge zur Ästhetik IX, S. 104.
Zacharias Werner, Ein Beitrag zur Darstellung des Problems der Persönlichkeit in der Romantik, Bonn 1920, S. 152 ff.
Als erster bemühte sich M. Hartmann, dem historischen Drama Arnims gerecht zu werden: Ludwig A. von Arnim als Dramatiker, Breslauer Beiträge zur Lit. Gesch. 24, Breslau 1911, S. 58 ff.
Hans-Uffo Lenz, Das Volkserlebnis bei L. A. von Arnim, Berlin 1938, German. Studien 200, S. 139 ff.
Erich Haak, L.A. von Arnims Waldemardramen, Diss. Greifswald 1925.
Julius Erdmann, Eichendorff s historische Trauerspiele, Diss Halle-Wittenberg 1908, S.21.
Als Beispiel einer nationalpolitischen Gestaltung des Plauenstoffs vgl. F. Bethge, Rebellion um Preussen, Inneres Reich, 6. Jg. (1939) S.340 ff.
Erich Klotz, Das Problem der geschichtlichen Wahrheit im historischen Drama Deutschlands von 1750 bis 1850, Diss. Greifswald 1927, S. 76.
vgl. E. Naumann, Die allgemeine Literaturzeitung und ihre Stellung zur Literatur in den Jahren 1804 bis 1832. Diss. Halle-Wittenberg 1934, S. 29.
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Sengle, F. (1952). Der Romantische Beitrag zur Entwicklung des Geschichtsdramas. In: Das Deutsche Geschichtsdrama. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-98830-0_6
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-98830-0_6
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