Zusammenfassung
BEI DEM ERSTEN DURCHBRUCH ZUM EIGENTLICHEN HISTORISCHEN Drama, der sich nach allgemeiner Ansicht1) im „Götz von Berlichingen“ vollzieht, haben verschiedene Kräfte des Jahrhunderts zusammengewirkt. Der junge Goethe war allen Anregungen seiner Zeit offen, er, „den seine Natur immerfort aus einem Extreme in das andere warf“2), entnahm den verschiedensten Richtungen der ihn umgebenden Welt Gehalt und Stoff und begnügte sich vorläufig damit, diese einzelnen Gehalte durch dichterische Formung in sich zu klären. Goethe selbst hat dieser Tatsache in Dichtung und Wahrheit durch eine reiche Schilderung der gesamten geistigen Umwelt Rechnung getragen. „Götz von Berlichingen“ ist zunächst einmal im Zusammenhang mit dem Freiheits- und Vaterlandspathos des deutschen Bürgers zu sehen, von dessen dramatischen Ausprägungen im vorigen Abschnitt die Rede war. Goethe selbst bemerkt dazu u.a.: „Durch die Hermannschlacht und die Zueignung derselben an Joseph II. hatte Klopstock eine wunderbare Anregung gegeben. Die Deutschen, die sich vom Druck der Römer befreiten, waren herrlich und mächtig dargestellt, und dieses Bild gar wohl geeignet, das Selbstgefühl der Nation zu erwecken. …. Friedrich hatte die Ehre eines Teils der Deutschen gegen eine verbundene Welt gerettet, und es war jedem Gliede der Nation erlaubt, durch Beifall und Verehrung dieses grossen Fürsten Teil an seinem Siege zu nehmen; aber wo denn nun hin mit jenem erregten kriegerischen Trotzgefühl? welche Richtung sollte es nehmen, und welche Wirkung hervorbringen?
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Notizen
Dichtung und Wahrheit. Vgl. Peter Klassen, Justus Möser, Frankfurt a.M. 1936, S. 182 ff: „Goethe und Möser“.
R. Giese, Politische Haltung und politische Motive im Drama der Klassiker, Diss. Hamburg 1938.
F. Meinecke, Schiller und der Individualitätsgedanke, eine Studie zur Entstehungsgeschichte des Historismus, Wissenschaft und Zeitgeist 8, Leipzig 1937, S. 9.
Gottfried Weber, Herder und das Drama, eine lit. hist. Untersuchung, Forsch. z. neueren Litgesch. LVI, Weimar 1922, S. 323.
A. Schalast, F. M. Klingers Stellung zu Staat und Geschichte, Diss. Breslau, 1938.
K. Rosenkranz, Göthe und seine Werke, Königsberg 1847, S. 225.
E. Zimmermann, Goethes Egmont, Halle a.S. 1909, S. 120.
Vgl. H.A. Korff, Geist der Goethezeit, 1. Teil, Sturm und Drang, Leipzig 1923 S. 215.
A. Littmann, Schillers Geschichtsphilosophie, Abhandlungen zur Philosophie und Pädagogik Heft 1, Langensalza 1926.
Karl Wollf, Schiller und das Unsterblichkeitsproblem, München 1910.
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Sengle, F. (1952). Der Durchbruch zum Deutschen Geschichtsdrama in der Vorklassischen Zeit. In: Das Deutsche Geschichtsdrama. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-98830-0_4
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