Autobiographische deutsche Paris-Literatur im 20. Jahrhundert von Rilke und Kafka zu Weiß, Nizon und Handke

Zusammenfassung

Es dürfte nicht nur schwer, es dürfte nachgerade unmöglich sein, die deutschsprachige autobiographische Paris-Literatur unseres Jahrhunderts auf einen Nenner zu bringen. Zu verschieden sind die Persönlichkeiten der Autoren, die in diesem Zusammenhang eine Rolle spielen, zu verschieden die Konstellationen ihrer Paris-Reisen oder -Aufenthalte, zu verschieden ihre Schreibweisen wie auch die Gattungen ihrer Paris-Texte. Um eine Anschauung von der Vielfalt, vor allem aber von der Bedeutung und Brisanz jener Literatur zu geben, will ich mich in der folgenden Skizze auf Autoren beschränken, die mir entweder durch die Intensität ihrer geistigen Auseinandersetzung mit Paris — wie Benjamin, Hartlaub, Peter Weiß, mutatis mutandis auch Paul Nizon —, oder durch ihre literarische Stellung — wie Kafka —, oder auch durch die geschichtlichen und wirkungsgeschichtlichen Probleme, die ihre Texte aufwerfen — ich denke an Rilke, Ernst Jünger und Peter Handke —, oder schließlich durch mehrere dieser Faktoren zusammen ein besonderes Interesse zu verdienen scheinen. Es fügt sich, daß die hier zu untersuchenden Texte drei verschiedenen historischen Perioden des 20. Jahrhunderts entstammen: 1. Texte aus den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg (Rilke, Kafka), 2. Texte aus der Zeit des Nazi-Regimes und der Okkupation (von Benjamin einerseits, von Hartlaub und Jünger andererseits) und 3. Texte aus den 70er Jahren (Weiß, Handke, Nizon).