Zusammenfassung
In der Wirtschaftswissenschaft wird der Begriff der Moderne bestenfalls in umgangssprachlicher Weise genutzt; er ist weder Konzept- noch Theoriebegriff. Wirtschaftsgeschichte und Wirtschaftswissenschaft haben nach ihrem Selbstverständnis mit den historischen Formen der Gestaltung von Knappheit zu tun. Diese Gestaltung folgt allgemeinen Regeln, namentlich dem Prinzip der begrenzten Rationalität und der Budgetrestriktion (Kirchgässner 42013). Hiernach verhalten sich wirtschaftliche Akteure ihren jeweiligen Präferenzen und ihrem Wissen entsprechend budgetrational, d. h. sie versuchen, mit geringem Aufwand einen großen Nutzen bzw. einen gegebenen Nutzen mit möglichst geringem Aufwand zu erzielen. Insofern sind die Akteure auch an einer für sie vorteilhaften Gestaltung des institutionellen Handlungsrahmens interessiert, der die Möglichkeiten wirtschaftlichen Handelns restringiert und ggf. sanktioniert, und richten ihr allgemeines Verhalten ggf. auf die Erreichung günstiger institutioneller Arrangements aus (North 1988). Dieses zeitübergreifende Konzept, das auf bestimmten Annahmen bezüglich der Natur menschlicher Verhaltensweisen beruht, ermöglicht es zugleich, verschiedene institutionelle Arrangements nach bestimmten Kriterien gegeneinander abzugrenzen, wobei das in der Wirtschaftswissenschaft und Wirtschaftsgeschichte gewählte Kriterium das der Effizienz ist. Diese Abgrenzung unterschiedlicher institutioneller Arrangements ist nicht zwingend an eine bestimmte Vorstellung historischer Abfolgen in dem Sinne gebunden, dass ältere Ordnungen weniger effizient sind als neuere.
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Plumpe, W. (2015). Wirtschaftsgeschichte. In: Jaeger, F., Knöbl, W., Schneider, U. (eds) Handbuch Moderneforschung. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05332-9_28
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