Zusammenfassung
Das Stückeschreiben scheint Beckett als Ablenkung von der anstrengenden Arbeit an seinen erzählenden Texten empfunden zu haben (Bair 1994, S. 460); das Schreiben für die Bühne hat er Deirdre Bair gegenüber als »eine herrliche, befreiende Abwechslung« bezeichnet: »Es war wie ein Gesellschaftsspiel für ihn, Dialoge zu Papier zu bringen, sich auszumalen, wie die Figuren sich auf der Bühne bewegen und wie sie sprechen sollten« (ebd., S. 485). Michael Haerdter (1970, S. 88) hat die folgende mündliche Äußerung überliefert: »Theater ist für mich zunächst eine Erholung von der Arbeit am Roman. Man hat es mit einem bestimmten Raum zu tun und mit Menschen in diesem Raum. Das ist erholsam.« Wir können diese Art von Vergnügen auf alle Texte übertragen, die inszeniert, verfilmt oder als Hör- und Fernsehspiel gesendet, also aufgeführt werden sollen. In solchen Texten, die man recht einfach durch lautes Vorlesen aus jeder beliebigen Vorlage gewinnen kann, braucht ein in jedem Text freier und deswegen prinzipiell auktorialer Erzähler nicht nur mit Wortgeschöpfen oder gar -ungetümen zu spielen, sondern er kann diese Wortgeschöpfe mit Hilfe von Schauspielern verlebendigen und diese, falls er die Regie führt, zusätzlich nach seiner Pfeife tanzen lassen (vgl. Schmeling 1997). Abwechslung und Befreiung verschafft dies, weil der lautlich, syntaktisch und semantisch mehrdeutige sprachliche Ausdruck, wie er zum Beispiel das Bewusstsein der Erzähler Becketts durchschallt, verwirrt und beunruhigt, vorübergehend eine sich selbstbehauptende menschliche Gestalt und Geste annimmt und sich in eine Hieroglyphe verwandelt (Cascetta 2000, passim; Rojtman 1976; Foucré 1970; Brater 1997).
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Brockmeier, P. (2001). Theaterstücke, Hör- und Fernsehspiele. In: Samuel Beckett. Sammlung Metzler. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05163-9_5
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-05163-9_5
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-10332-1
Online ISBN: 978-3-476-05163-9
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