Zusammenfassung
Die Zeiten liegen weit zurück, als durch rhythmisch und metrisch gestaltete Sprachformen die verschiedensten Texte in ihrer gemeinschaftsgebundenen Geltung für sakrale oder gnomische Zwecke erhöht und in ihrer Einprägsamkeit verstärkt werden konnten. Wenn man heute Dichtung als eine in bewußt geformter Sprache geschaffene phantasieentsprungene und subjektiv-künstlerisch gestaltete Vorstellungswelt mit einer ihr eigenen überwiegend emotional bestimmten Wahrheits- und Wirkungsmächtigkeit auffaßt, die sich darin von der nur zweckhaft und situativ bestimmten sprachlichen Kommunikation unterscheidet, so müßte man einer in poetischer Sprache erfolgenden Vermittlung von Wissensinhalten oder Lebensregeln, wie sie in der unmittelbar lehrhaften Dichtung vorliegt, den poetischen Charakter absprechen, zumal eine solche Textgestaltung kaum in die sogenannten Naturformen der Dichtung, nämlich Epik, Dramatik und Lyrik, einzuordnen ist. Goethe hat denn auch in seinem Aufsatz »Über das Lehrgedicht« (›Über Kunst und Alter› tum‹. 1827, VI, 1) betont, es sei „nicht zulässig, daß man zu den drei Dichtarten: der lyrischen, epischen und dramatischen, noch die didaktische hinzufüge“, da jene drei ersten „der Form nach unterschieden sind“, die letztere aber vom Inhalt her bestimmt und zudem „ein Mittelgeschöpf zwischen Poesie und Rhetorik“ sei.
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Sowinski, B. (1971). Das Lehrhafte als Problem der Dichtung. In: Lehrhafte Dichtung des Mittelalters. Sammlung Metzler. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03829-6_1
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