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Die neuzeitliche Aufhebung der Rhetorik

  • Chapter
Politisches Denken Jahrbuch 1999
  • 75 Accesses

Zusammenfassung

Vor knapp vierzig Jahren hat der Politikwissenschaftler Siegfried Landshut festgestellt, es sei schon fast zu einem Gemeinplatz geworden, daß Politik ein Kampf um die Macht ist.1 Diese Ansicht dürfte auch heute noch auf breite Zustimmung stoßen. Bei solcher Einhelligkeit ist indessen Skepsis angebracht, kann es doch keinesfalls als selbstverständlich gelten, was unter Macht zu verstehen ist. Sicherlich muß, wo von Politik die Rede ist, immer zugleich von Macht gesprochen werden. Begriffliche Präzision ist jedoch in dieser Frage selten zu verzeichnen. Paradoxerweise ist gerade trotz der aufdringlichen Präsenz der Macht die Bereitschaft zu einer genaueren kategorialen Bestimmung derselben außerordentlich gering. Das Interesse an der Macht erschöpft sich meist im wohlfeilen Bekenntnis einer machtkritischen Einstellung oder in einer Sanktionierung des status quo, die mit dem Gestus wissenschaftlicher Nüchternheit bekräftigt wird. Nicht zuletzt aber sind die beträchtlichen historischen Wandlungen, die der Machtbegriff erfahren hat, für dessen Dunkelheit verantwortlich.

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Notizen

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Zenkert, G. (1999). Die neuzeitliche Aufhebung der Rhetorik. In: Ballestrem, K.G., Gerhardt, V., Ottmann, H., Thompson, M.P. (eds) Politisches Denken Jahrbuch 1999. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03764-0_5

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03764-0_5

  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

  • Print ISBN: 978-3-476-01641-6

  • Online ISBN: 978-3-476-03764-0

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