Zusammenfassung
1. Fruchtbarkeit kann als die Fähigkeit von Mensch, Tier und Pflanze zur Fortpflanzung und Lebenserhaltung (›Regeneration‹, von lat. regenerare, »neu/wieder zeugen«) beschrieben werden, ein Prozeß, der das diskontinuitätssetzende Moment des Todes einschließt. Diese Eigenschaft lebender Materie ist in kulturspezifische Gestaltungen eingebunden, die die Natur und den Menschen gleichermaßen einem Prozeß der Vergesellschaftung unterziehen. ›Fruchtbar zu sein und sich zu mehren‹ (Gen 1,28) zählt daher unter die grundlegenden Sorgen von Gruppen, die ihren Weiterbestand garantiert sehen wollen. Während in sozio-demographischen Studien das Thema vorrangig unter dem Aspekt der variierenden human-biologischen ›Fertilität‹ (Geburtenrate; Bevölkerungswachstum) vertreten ist, versuchen anthropologische Studien, die wechselseitigen Bezüge zwischen dem Regenerationsverhalten sozialer Gruppen und der von ihnen genutzten natürlichen Ressourcen herauszuarbeiten, indem sie die dabei auftretenden →kollektiven Repräsentationen berücksichtigen: Prozesse der Naturaneignung; Kosmologien; Konzeptionen der sozialen Beziehungen zwischen den Geschlechtern und ihrer Aufgaben in der Reproduktionsarbeit wie →Hierarchie, Arbeitsteilung, →Sexualität und Geschlechterrollen oder Kategorien des Weiblichen und Männlichen (→Frauenbilder/Männerbilder); Körperkonzepte (Körpersubstanzen; →Körper); Verwandtschaftsverhältnisse (patri- oder matrilineare Abstammung); schließlich die Legitimation der Nachkommenschaft.
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Appel, Michaela: Mensch und Reis. Ähnlichkeiten zwischen Schwangerschafts-, Ge-burts- und Reisanbauzeremonien, München 1991;
Becher, Jeanne (Hg.): Women, religion and sexuality. Studies on the impact of religious teachings on women, Geneva 1990;
Cancik, Hubert: Fruchtbarkeit, in: HrwG 3 (1990), 447–450;
Gaube, Karin/Pechmann Alexander v.: Magie, Matriarchat und Marienkult. Frauen und Religion. Versuch einer Bestandsaufnahme, Reinbek 1986;
Hauser-Schäublin, Brigitta: ›Ver-wandtschaft‹ und ihre ›Reproduktion‹. Vaterschaft, die Entleiblichung der Frau und die Entseelung des Menschen, in: Dies. (Hg.): Ethnologische Frauenforschung, Berlin 1991, 306–31;
Jacobson-Widding, Anita/van Beek, Walter (Hgg.): The creative communion. African folk models of fertility and the regeneration of life, Uppsala 1990;
Luig, Ute: Fruchtbarkeit und Macht der Frauen, Berlin 1997;
MacCormack, Carol P. (Hg.): Ethnography of fertility and birth, London 1982;
Martin, Emily: Die Frau im Körper. Weibliches Bewußtsein, Gynäkologie und die Reproduktion des Lebens, Frankfurt/M. 21989 (11987);
Müller, Ernst W. (Hg): Geschlechtsreife und Legitimation zur Zeugung, München 1985;
Schlehe, Judith: Das Blut der fremden Frauen, Frankfurt/M. 1987.
Editor information
Rights and permissions
Copyright information
© 2000 Springer-Verlag GmbH Deutschland
About this chapter
Cite this chapter
Naacke, C. (2000). Regeneration/Fruchtbarkeit. In: Auffarth, C., Bernard, J., Mohr, H., Imhof, A., Kurre, S. (eds) Metzler Lexikon Religion. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03704-6_44
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03704-6_44
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-01553-2
Online ISBN: 978-3-476-03704-6
eBook Packages: J.B. Metzler Humanities (German Language)