Zusammenfassung
Mit der ‘Idee der Naturgeschichte’, wie sie von Walter Benjamin thematisiert und von Adorno programmatisch formuliert wurde, findet die Selbstkritik der Moderne ihren prägnanten Ausdruck. Geschichtsphilosophische, materialistische, erkenntniskritische und theologische Motive treten hier in eine eigentümliche Konstellation zueinander. Die Idee der Naturgeschichte zielt auf zentrale Themen neuzeitlicher Emanzipation: Natur, Geschichte, Freiheit und Fortschritt.
“Baudelaires Dichtung bringt das Neue am Immerwiedergleichen und das Immerwiedergleiche am Neuen in Erscheinung”.
Walter Benjamin
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Anmerkungen
A.R. J. Turgot, Über die Fortschritte des menschlichen Geistes, hrsg. v. J. Rohbeck und L. Steinbrügge; eingeleitet v. J. Rohbeck, übersetzt v. L. Steinbrügge, Frankfurt/M. 1990, S. 140.
Vgl. Th. W. Adorno, Gesammelte Schriften, hrsg. v. R. Tiedemann, Frankfurt/M. 1970, Band 1, S. 345–365 (im fortlaufenden Text abgekürzt: GS, Band- und Seitenzahl, Bandzahl in arab. Ziffern).
Vgl. auch N. Bolz/W. v. Reijen, Walter Benjamin, Frankfurt/M.-New York 1990, S. 60ff sowie R. Tiedemann, Dialektik im Stillstand. Versuche zum Spätwerk Walter Benjamins, Frankfurt/M. 11983, S. 29.
G. Simmel, Philosophische Kultur. Gesammelte Essais, Leipzig 21919, S. 129.
Vgl. hierzu R. Buchholz, Zwischen Mythos und Bilderverbot. Die Philosophie Adomos als Anstoß zu einer kritischen Fundamentaltheologie im Kontext der späten Moderne, Frankfurt/M. u.a.1991, S. 79–99.
Vgl. Adorno, GS 10/1, S. 240–244; L. Wiesenthal, Wissenschaftstheorie a.a.O., S. 18; O. John, Fortschrittskritik und Erinnerung. Walter Benjamin als Zeuge der Gefahr, in: E. Arens/O. John/P. Rottländer, Erinnerung, Befreiung, Soldarität. Benjamin, Marcuse, Habermas und die politische Theologie, Düsseldorf 1991, S. 13–80; bes. S. 58–63.
Vgl. auch W. v. Reijen, Der Streit um die materialistische Dialektik zwischen Theodor W. Adorno und Walter Benjamin, in: M. Lutz-Bachmann/G. Schmid Noerr (Hrsg.), Kritischer Materialismus. Zur Diskussion eines Materialismus der Praxis. Alfred Schmidt zum 60. Geburtstag, München 1991, S. 160–177.
Vgl. hierzu auch O. John, Fortschrittskritik, a.a.O., S. 4047. — Auch diese theologische Wendung darf keineswegs gegen Benjamins Interesse am Materialismus, wie er es in einem Brief an Max Rychner formulierte, ausgespielt werden (vgl. Walter Benjamin, Briefe, hrsg. v. G. Scholem und Th. W. Adorno, Band 2, Frankfurt/M. 1978, S. 523). Materialistische und theologische Interessen (letztere freilich im Dienste der ersteren) müssen hier zusammengesehen werden.
Vgl. R. Tiedemann, Begriff-Bild-Name. Über Adornos Utopie der Erkenntnis, in: M. Löbig/G. Schweppenhäuser (Hrsg.), Hamburger Adorno — Symposion, Lüneburg 1984, S. 67–78.
Vgl. M. Horkheimer/Th. W. Adorno, Dialektik der Aufklärung. Philosophische Fragmente, in: M. Horkheimer, Gesammelte Schriften, Band 5, hrsg. v. Gunzelin Schmid Noerr, Frankfurt/M. 1987, S. 13–290; zum Zusammenhang siehe ebd. S. 67–72.
Dies bildet schon in der “Dialektik der Aufklärung” die Grundlage dafür, den Mythos in die Anthropogenese und ihr Mißlingen einzubeziehen (vgl. Horkheimer/Adorno, Dialektik a.a.O., S. 30: “Aber die Mythen, die der Aufklärung zum Opfer fallen, waren selbst schon deren eigenes Produkt.”)
Vgl. M. Theunissen, Negativität bei Adorno, in: L. v. Friedeburg/J. Habermas (Hrsg.), Adorno-Konferenz 1983, Frankfurt/M. 1983, S. 41–66; problematisch auch J. Habermas, Die Neue Unübersichtlichkeit. Kleine politische Schriften V. Frankfurt/M. 1985, S. 220f. Während Habermas Adorno vorwirft, er bleibe dem Subjekt-Objekt-Schema verhaftet, nahm die ältere Adorno-Kritik die entgegengesetzte Richtung: man glaubte nachweisen zu können, Adorno rede einer ursprünglichen, subjektvergessenen Einheit mit der Natur das Wort (vgl. hierzu Buchholz, Mythos, a.a.O., S. 110f).
In diesem Zusammenhang verdiente der Materialismusbegriff Adornos eine eigene Erörterung, die den Rahmen dieses Aufsatzes sprengen müßte; vgl. deshalb A. Schmidt, Begriff des Materialismus bei Adorno in: Friedeburg/Habermas (Hrsg.), Adorno-Konferenz 1983, a.a.O. (Anm. 41), S. 14–31; Buchholz, Mythos, a.a.O., S. 141–158.
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Buchholz, R. (1994). “Verschränkung von Natur und Geschichte” Zur ldee der ‘Naturgeschichte” bei Benjamin und Adorno. In: Buchholz, R., Kruse, J.A. (eds) »Magnetisches Hingezogensein oder Schaudernde Abwehr«. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03534-9_4
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