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Brutalismus

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Zusammenfassung

Die Novelle bevorzugt als Stoff Martern, Vergewaltigungen, Enthauptungen, Selbstzerstörungen, Morde — sie tendiert zum Brutalismus. Freilich ist Gewalt und Brutalität auch aus manch anderer literarischer Form, dem homerischen Epos, den Werken Senecas oder Shakespeares, den Schauerromanen des 18. Jahrhunderts, bekannt. Die Novelle aber hat, wie jede Gattung, ihre eigene Weise, solche Sujets zu behandeln, die abhängt von der Art, wie sie Motiv, Personal, Zeit und Raum organisiert. Wenn auch brutale Szenen in der Novelle nicht singulär sind, so kann doch immerhin eine Tendenz der Gattung zu diesem Stoff begründet und ihr spezifischer Umgang damit vorgestellt werden. Schon durch die Ausdehnung neigt die Novelle dazu, Brutalitäten auszuschmücken in einer Weise, wie es in einer Tragödie, deren Handlung in dialogischer Rede vorandrängt, nicht möglich wäre. Da die »besänftigten« Formen des 19. Jahrhunderts diese Vorliebe der Gattung für die breite Darstellung grausamer Handlungen vergessen gemacht haben, sollen zunächst, in rück schreitender historischer Anordnung, einige Szenen dieser Art vorgestellt werden.

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Anmerkungen

  1. Vgl. dazu Jean-Pierre Dubost: Eros und Vernunft. Literatur und Libertinage. Frankfurt 1988, der die Geschichte der erotischen Qual in die Epoche zwischen Margarete von Navarra und de Sade einspannt: »Hier wie immer ist der Text von Sade [Les Cent vingt journées de .Sodome] das letzte Glied einer möglichen Reihe« (S. 309), die für Dubost in Europa mit dem Decameron und dem Heptaméron beginnt. — Michel Bideaux zeigt die Zunahme der Brutalität bei Margarete von Navarra durch die Untersuchung eines einzigen Motivs, des Schwerts. Dieses werde kaum mehr als das Symbol des hochgestellten Adeligen eingeführt, sondern nur noch als Mordinstrument. (Figures, thèmes, motifs et configurations: propositions pour une sémantique narrative de ‘L’Heptameron’. In: La Nouvelle. Définitions, Transformations. Textes recueillis par Bernard Alluin et François Suard. Collection UL 3. Lille 1990. S. 388)

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  2. André Jolies: Einleitung zu: Giovanni di Boccaccio: Das Dekameron. Frankfurt 1972. S. XVf.: »Schon aus diesem kurzen Vergleich [bedeutender Erzählzyklen der Weltliteratur] ergibt sich […], daß in allen vieren von einem Termin die Rede ist. […] In drei von den Erzählungen entscheidet der Termin über Leben und Tod […]. Wer sich in Folklore etwas umgesehen hat, wird die Bedeutung solcher Termine verstehen. Wir befinden uns damit in der Nähe des sogenannten Halsrätsels.« Daraus leitet Jolies den Typus der »Halserzählung« ab, eben einer, in der der Termin auf die Hinrichtung, den Tod verweist, und wo durch das Erzählen dieser Tod verhindert werden soll, und folgert: »Eine Rahmenerzählung ist also, außer einer Reihe Illustrationen zur Lebensweisheit und Moral, meistens auch noch eine Halserzählung.« (S. XVI)

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  3. Volker Klotz: Erzählen als Enttöten. Vorläufige Notizen zu zyklischem, instrumentalem und praktischem Erzählen. In: Erzählforschung. Hsg. von Eberhard Lämmert. Stuttgart 1982. S. 332.

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Schlaffer, H. (1993). Brutalismus. In: Poetik der Novelle. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03505-9_7

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03505-9_7

  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

  • Print ISBN: 978-3-476-00957-9

  • Online ISBN: 978-3-476-03505-9

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