Zusammenfassung
Wie kaum ein anderes Gebiet ist die Sozialisationsforschung ein interdisziplinäres Forschungsfeld. Biologische, kulturanthropologische, ethnologische, aber auch sozialpsychologische, psychologische, pädagogische und soziologische Forschungen bilden einen Komplex unterschiedlicher Perspektiven und Herangehensweisen, in dem die sozialwissenschaftliche Frauenforschung ihre Aufmerksamkeit anfänglich auf ‘geschlechtsspezifische’ Sozialisationsprozesse gelenkt hat, durch die Neugeborene zu gesellschaftsfähigen und gleichzeitig entweder zu weiblichen oder männlichen Menschen werden. Das klingt ganz einfach und leicht, weil diese Prozesse selbstverständlich und unbewusst ablaufen und die meisten Menschen sich höchst selten Rechtfertigung darüber ablegen, wie und warum sie etwas tun. Aber diese alltagsweltlichen Vorgänge, die im Folgenden auf westliche2 Demokratien bezogen werden, sind höchst voraussetzungsreich sowohl im Hinblick auf die Vorstellung eines abgrenzungsfähigen Individuums und seiner ‘Gesellschaftsfähigkeit’ als auch im Hinblick auf Vorstellungen von weiblichen oder männlichen Individuen. Mit diesen Voraussetzungen und ihren Folgen befasst sich die Sozialisationstheorie und versucht, dieses implizite Wissen und folgenreiche Handeln aufzuklären, in dem sie Begriffe entwickelt und Mechanismen transparent macht. Sie basiert gleichzeitig auf einer Fülle von empirischen Studien zu Detailaspekten von Sozialisationsprozessen.3
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Ausgewählte weiterführende Literaturhinweise
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Metz-Göckel, S. (2000). Sozialisation der Geschlechter: Von der Geschlechterdifferenz zur Dekonstruktion der Geschlechterdualität. In: Arbeit, Sozialisation, Sexualität. Lehrbuchreihe zur sozialwissenschaftlichen Frauen- und Geschlechterforschung der Sektion Frauenforschung in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, vol 1. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99830-9_3
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