Zusammenfassung
Der Hellenenname, der bald auf ein geschichtliches Alter von nahezu drei Jahrtausenden zurückblicken kann, ist heute die Selbstbezeichnung der tapferen Nation im gebirgigen Südostausläufer des europäischen Kontinents, die in den Jahren 1821–1830 unter beispiellos schwierigen Umständen ihre Freiheit von der fast vierhundertjährigen türkischen Herrschaft zu erkämpfen vermochte und sich ihren Staat durch alle Fährlichkeiten der neueren und neuesten Geschichte hindurch zu erhalten verstand. Es handelt sich bei dem Namen, den das zur europäischen Welt neu hinzugetretene freie Staatsvolk sich gab, um einen echten Volksnamen, der jetzt die Angehörigen des auf althellenischem Boden konstituierten Staatswesens umfaßt. Dieser Name stellt sich nach Inhalt und Bedeutung gleichwertig neben die Ethnika der abendländischen Nationen wie ‚Engländer‘, ‚Franzosen‘, ‚Russen‘, ‚Deutsche‘ etc., von deren maßgeblichen Schichten und Persönlichkeiten ein großer Teil die griechische Erhebung mit Gut und Blut unterstützte, weil er als Ergebnis dieser Insurrektion auf der südlichen Balkanhalbinsel in erster Linie die Geburt — oder besser gesagt: Wiedergeburt — einer ‘Nation’ ihres Stils, und zwar der für diesen Begriff geradezu vorbildlichen, fast wie eine Selbstverständlichkeit erwartete. Es war die seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Europa unter dem Vorantritt des englischen Geistes sich durchsetzende Bewegung mit dem Ziel der Rückkehr aus einer künstlich übersteigerten, erstarrten höfischen Zivilisation in den freien, schöpferischen Bereich des „Natürlichen“, in deren Verfolg die Idee des „Volkes“ als des durch keine ‚leere‘ Konvention beschränkten und damit eminent produktiven Trägers wahren Menschentums für die sich herausbildende moderne Welt zurückgewonnen worden ist.
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Literatur
Gesammelte Abhandlungen 2 (1894), S. 495.
Vgl. G. Rodenwaldt, Die Akropolis2 (1935), S. 18f.
Sehr einprägsam spiegelt sich der Sachverhalt in der Kunst, wo die großartigste Leistung der byzantinischen Periode, der Kuppelbau der Hagia Sophia, zwar eine Weiterführung der mit dem Pantheon im lateinischen Rom inaugurierten Bauweise ist, aber als Schöpfung christlich-griechischer Architekten den Rahmen „römischer“ Baukunst sprengt.
Vgl. J. Jüthner, Hellenen und Barbaren (1923), S. 87ff., Kap. VIII und IX, mit reichem Belegmaterial.
J. Th. Kakridis, Alte Hellenen und Hellenen der Befreiungskriege, Gymnasium 68 (1961), S. 315ff.
Kakridis, a.a.O., S. 322, Anm. 18.
a. a. O. , S. 320.
Jüthner, a.a.O., S. 93; apokryphe Petruspredigt vom Anfang des 2. Jahrhunderts. 18 Vgl, o., S. 8, Zu den liebenswürdigen unter diesen Mißverständnissen darf die Neuerrichtung Spartas in gemäßigt klassizistischem Stil gezählt werden. Sie erfolgte freilich, wie die Grabungsarchäologie feststellen mußte, nicht an der Stelle, an der die berühmte Vorgängerin am Eurotas lag. — Schwieriger hat es der historische Geograph mit so mancher recht willkürlich vorgenommenen Umtaufe kleinerer heutiger Siedlungen auf klangvolle antike Namen, die das Bild der Vergangenheit nicht selten ganz erheblich verschoben und verwirrt hat.
Schon A. Boeckh und sein Schüler Otfried Müller haben gegen solche — in Anlehnung an Voltaires unübertrefflich banale Lösung der berühmten Querelle des anciens et des modernesentstandene — Meinungen zu Felde ziehen müssen; vgl. mein Buch „Grundlagen und Sinn der griechischen Geschichte“ (Stuttgart 1945), S. 103 f.
Vgl. etwa V. Martin, Le vie internat. dans la Grèce des cités (Paris 1940 ), S. 67, 71, 72.
Hier sei besonders dankbar W. Jaegers und seines 1933–1947 erschienenen Werkes „Paideia, die Formung des griechischen Menschen“ gedacht.
Es sei gestattet, hierfür eine Stimme aus jüngster Zeit zu zitieren. In seinem 1953 in Bern erschienenen dankenswerten Buch „Die Botschaft von Hellas“ schrieb F. Hiebel (S. 72): „Die Polis war die Achse, um welche die Geschichte von Hellas rotierte. Sie wurde zum Konzentrationspunkt des Erwachens des Persönlichkeitsbewußtseins. — Die Geschichte beschreibt uns alle die Fehler und Irrtümer, welche mit der Begründung des hellenischen Stadtstaates verbunden waren, und offenbart uns das Drama der Entwicklung der Polis als die tragischste aller griechischen Tragödien.” Hat der Verfasser nicht bemerkt, daß im Munde übereifriger Europäer unserer Tage — das heißt solcher, die oftmals der von ihnen vertretenen guten Sache ahnungslos mehr schaden als nützen — der Nationalstaat ähnlich verurteilt wird und schon im Mittelalter (Frankreichs „Abfall“ vom Reiche im Ludus de Antichristo aus der Stauferzeit!) Stimmen dieser Art vernehmbar werden?
Zur Begründung vgl. meine `Grundlagen’, S. 158ff. Die Auffassung, daß die Männer und nicht Mauern, Schiffe etc. der Staat sind, was die archaische Polis — man denke an Sparta! — geradezu sinnbildlich verwirklichte, war allezeit lebendig; so erklärt sich auch die offizielle Bezeichnung der Polis als of Aaxsacuv.óvtot, of, Kopfv, ol ‘A1 vaïot usw.
Gesammelte Abhandlungen 1 (1894), S. 4f.
Schon Stackelberg hat im Anfang des 19. Jahrhunderts für den Unterschied zwischen der Schweiz und Griechenland die treffende Formulierung gefunden: in Hellas „wirken allein Form und Verhältnisse und nicht die unermeßliche Größe“ (zitiert bei R. Bechtle, Wege nach Hellas (1959), S. 70 ).
Nur nebenbei sei vermerkt, daß die alte Meinung, diese Vielgestaltigkeit habe zwangsläufig zu einem Kampf aller gegen alle geführt, längst aufgegeben werden mußte. —. Nur in relativ seltenen Ausnahmefällen ist eine griechische Polis zerstört worden. Als Theben im Xerxeskriege durch seine Parteinahme für die Perser die Gefahr seiner Auslöschung heraufbeschwor, sind die griechischen Sieger vor einer Tat zurückgeschreckt, die Pindar als für Hellas unvorstellbares Unheil (â-r6ap.a-rov’EXX,bx’ov) charakterisierte (Istmien 8, 11). Gleichartig verfuhr Sparta 404 v. Chr. mit dem besiegten Athen. Erst die Alexanderzeit (wenn man von der Zerstörung Olynths durch Philipp 348 v. Chr. absieht) brachte hier einen Wandel.
Es sei noch darauf hingewiesen, daß selbst die Neuordnung des Imperium Romanum durch Augustus der hellenischen Vielgestaltigkeit großenteils Rechnung getragen hat (vgl. dazu außer H. Kieperts Karte VII in Th. Mommsens Röm. Gesch., Bd. 2, 1885, Karte 34/35 in Westermanns Atlas zur Weltgeschichte, 1956). Für die politische und soziale Struktur der mykenischen Zeit vgl. jetzt A. Heubeck, Aus der Welt der frühgriechischen Lineartafeln (1966), S. 73, für den Ursprung der Polis E. Kirsten, Die Entstehung der griechischen Stadt, Archäol. Anz. 1964, Sp. 892 ff.
Es sei hier nur der Name des Niederländers J. Huizinga genannt, auf dessen diesbezügliche Äußerungen in seinem ausgezeichneten Buch „Im Bann der Geschichte“ (1942), besonders S. 211, mit Nachdruck hingewiesen werden muß, weil in ihnen die Abgrenzung eines gesunden Nationalgefühls von der Perversion des sogenannten Nationalismus mit aller nur wünschenswerten Klarheit ersichtlich wird. — Erwähnt sei hier auch Goethes noch weitergehende, erstaunlich positive Bewertung der vielgeschmähten politischen Vielgestaltigkeit Deutschlands im 18. Jahrhundert in seinem Gespräch mit Eckermann vom 23. Oktober 1828.
Ich darf für den gesamten Abschnitt auf die an Hand der Tatsachen und in sorgfältiger Befragung der Originalzeugnisse vorgenommene Analyse und ihre Resultate verweisen, die im II. Kapitel meiner `Grundlagen’ nebst den zugehörigen Anmerkungen niedergelegt sind. Zu Plut. Philop. 8 vgl. unten S. 42.
Die wenigen Ausnahmen gehören erst ins spätere 4. Jahrhundert v. Chr. und sind deutlich als Übertragungen gekennzeichnet. — Für den Begriff `Landsmann’ bzw. `Volksgenosse’ u. a. hat das Griechische nur die Bezeichnung noaírnç.
Die Belege bietet J. Jüthner, a. a. O., S. 124ff.; dazu „Grundlagen“, S. 382.
Zur Wortbedeutung s. Herodot 2, 154.
M. N. Tod, A selection of Greek historical inscriptions 1 (1933), S. 6f. — Die antike Überlieferung hat die durch die Denkmäler bestätigte Kunde erhalten, daß der Helmbusch, der im hethitischen Bereich entstand, den Griechen durch die Karer übermittelt worden ist. Vgl. dazu meine Abhandlung: Probleme der griechischen Frühgeschichte, Historia 1 (1950), S. 195ff., dazu besonders die reichhaltige Studie von H. V. Herrmann, Urartu und Griechenland, Arch.äol. Jahrbuch 81 (1966), S. 79ff.
So trägt ein Enkel des Tyrannen Kypselos von Korinth den ägyptischen Königsnamen Psammetich.
J. L. Weisgerber, Die Entstehung der Muttersprache im europäischen Denken (Luneburg 1948 ).
Erst von hier aus können mehrdeutige Quellenzeugnisse, wie die viel behandelte Stelle Herodot 8, 144, wirklich methodisch interpretiert werden; vgl. den X. Internat. Historiker-Kongreß 7 (1955), S. 143 ff.
Thukydides 1, 3, 3.
Jüthner, a.a.O., S. 5.
Kl. Schr. 2, 109f.
Cicero (de re p. 1, 58) unterscheidet — gewiß mit Absicht — zwischen Graeci und Grai, wenn er Laelius sagen läßt:Graeci dicunt omnis aut Graios esse aut barbaros.
Vgl. dazu meine `Grundlagen’, S. 93ff., 386ff. Die Feststellung, daß die für die griechische Geschichte höchst bedeutsamen Makedonen zwar Griechen waren, aber keine Hellenen, und ihre Interpretation besitzt meines Erachtens entscheidende Bedeutung. Erörterungen, die diese Tatsache beiseite schieben, kann ich nicht als ernst zu nehmende Beiträge zur Lösung des Hellenenproblems anerkennen.
Herodot 5, 22.
Man beachte dabei, daß auch die Römer längere Zeit hindurch ihre lateinische Sprache bei Übersetzungen aus dem Griechischen unbedenklich `barbarisch’ nannten. — Vgl. jetzt auch G. Dobesch, Der panhellenische Gedanke im 7. Jahrhundert v. Chr. und der Philippos’ des Isokrates (Wien 1968), S. 231: `Die Makedonen ... gelten Isokrates als nichthellenisches Volk, er hat dies klar genug ausgesprochen’; s. dazu Anm. 17, a. a. O.
Wahrscheinlich sind auch die nordwestgriechischen Stämme um das uralte Zeusorakel zu Dodona in Epiros und im westlichen Mittelgriechenland in der gleichen Lage wie die Makedonen gewesen. Auch sie treten erst in hellenistischer Zeit wieder aktiv in die griechische Geschichte ein. In ihrem Briefe aus dem Ende des 3. Jahrhunderts v. Chr. (Welles, Royal Correspondance, 1934, S. 152) an die kleinasiatische Griechenstadt Teos verweisen die beiden Könige der Athamanen in Epiros, Theodoros und Amynander, auf ihre Verwandtschaft mit den Hellenen unter Hinweis auf den Stammbaum, in dem ein Athamas als Sohn des Stammvaters Héllen erscheine. Im beginnenden 2. Jahrhundert v. Chr. spöttelt der Makedonenkönig Philipp V. über das keineswegs unangefochtene `Hellenentum’ der Atoler: Polybios 18, 5, 7f. — Die Bewohner Pamphyliens an der Südküste Kleinasiens waren für Ephoros (bei Strabo 12, 678) Barbaren, sprachen aber nach Ausweis der Inschriften griechisch. — Zu den `vorhellenischen’ Kennzeichen im Makedonentum gehört die wesentlich größere Bereitschaft zur Übernahme von Fremdwörtern, vor allem aus dem Illyrischen, die in den auf uns gekommenen Resten der makedonischen Sprache sichtbar wird, während das baaivgety gegenüber dem Eindringen von `Barbarismen’ äußerst empfindlich geworden war.
J. Jüthner, a a 0 , S VII.
Auf das früher viel zu einfach gesehene Problem der `griechischen’ Sprache, das ich, `Grundlagen’, S. 83ff. und 382ff., auf der Basis der detaillierten Arbeiten von J. Jüthner, Hellenen und Barbaren (1923), und R. Laqueur, Hellenismus (1925), sowie führender Linguisten behandelt habe, gehe ich hier nicht mehr ein. Ich hätte dazu noch anführen können, daß G. B. Shaw einst spottete: `Engländer und Amerikaner sind zwei Nationen, die durch die gleiche Sprache getrennt sind’ was nicht nur Spott war.
Einiges zu diesem Thema habe ich in der `Welt als Geschichte’ 5 (1939), S. 438ff. zusammengestellt.
Vgl. Jüthner, a.a.O., S. 12.
In dem meisterhaft geschriebenen Kapitel seiner Geschichte des Altertums2 (4, 1, S. 395ff.) über die griechische Welt nach dem Siege über die Perser prägte Ed. Meyer den Satz: „Man mochte glauben, am Ziel zu sein; tatsächlich stand man am Anfang“ (S. 397). Das ist von der — anachronistischen — Analogie zur Lage Deutschlands nach der Niederwerfung Napoleons 1813–1815 her geurteilt und findet, wie die Formulierung deutlich erkennen läßt, in unseren Quellen zur Geschichte des 5. Jahrhunderts v. Chr. keine Stütze. Das attische Reich, das Perikles auf Grund der außenpolitischen Entwicklung in Hellas aus dem Seebund zu entwickeln vermochte, erschien den übrigen Hellenen und einer einflußreichen Gruppe in Athen selber nicht als neue Möglichkeit, sondern als Verirrung (was der attische Autor der pseudoxenophontischen Schrift vom Staat der Athener 1, 1 als selbstverständliche Tatsache mitteilt) und wurde von seinem Urheber, freilich in einer ganz besonderen Situation, in den Bereich der Tyrannis, der damals längst überlebten Staatsform des archaischen Zeitalters, gerückt (Thuk. 2, 63, 2 ).
K. von Fritz, Die griech. Geschichtsschreibung 1 (1967), S. 583f.
Für die damaligen Hörer muß dabei die versteckte Anspielung auf Spartas weitgehendes Zurückbleiben hinter der fast überreichen geistigen und künstlerischen Produktivität des Zeitalters unüberhörbar gewesen sein; jedenfalls hat sie der moderne Interpret mit einzukalkulieren.
Hier sei noch erwähnt, daß ein Volksname unmöglich das Vorkommen von Kriegen zwischen Volksangehörigen in solchem Maße decken könnte, wie das beim Hellenennamen fast selbstverständlich ist; es sei nur an das bekannte Epigramm aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. erinnert, in dem den attischen Reitern rühmend nachgerufen wird, sie hätten heldenhaft gefochten „gegen die meisten der Hellenen“. Kriegerische Bewährung, gegen wen immer sie sei, gehörte natürlich zum Kanon „hellenischer” Tugenden. Erst seit der Sophistik und Plato begegnet in den Quellen die Meinung, Kriege von Hellenen gegen Hellenen verdienten — anders als die gegen Barbaren — nicht Sieges-, sondern Klagegesänge. Der Großteil der Weihgeschenke im heiligen Bezirk von Delphi spricht bekanntlich eine andere Sprache. — Wer bereits die erste Hälfte des 4. Jahrhunderts v. Chr. als Epochenwende sieht, verkennt (abgesehen von allem anderen) den engen Zusammenhang zwischen diesem und dem vorangehenden Saeculum, der sich in der Kontinuität der attischen Kulturhegemonie für beide deutlich zu erkennen gibt, und den Spartanach 404 vergebens aufzulösen suchte.
Fragment B 44 Diels-Kranz (8 b).
Man ersieht es daraus, daß er a. a.0. die Gegenüberstellung Hellenen — Barbaren so einschätzt, als würde man Lyder oder Phryger zum Gegenbegriff für das übrige Menschengeschlecht machen wollen; dieser Versuch, das Hellenentum auf die Stufe eines nicht eben hochgeachteten kleinasiatischen Stammes hinabzudrücken, konnte nicht auf Beifall hoffen. Die Teilung des genus humanum in männlich und weiblich setzt das Bestreben nach einer geistigen Bewältigung des vielgestaltigen Phänomens der Menschheit auf das Niveau einer Banalität herab und streift für jeden realistisch Denkenden die Grenze der Lächerlichkeit.
Hierher gehört auch Platos kurzsichtige Verwerfung der blühenden hellenischen Kunst zugunsten der (mißverstandenen) ägyptischen in seinem Alterswerk, den „Gesetzen“ (2, 656f.; vgl. 7, 799; 819; Polit. 290d).
Daß es sich bei den Anwürfen des Demosthenes und seiner Anhänger gegen Philipp nicht nur um Verleumdungen handelte, ist unter anderem den auf uns gekommenen Äußerungen des im Grunde makedonenfreundlichen, jedenfalls antiathenischen Historikers Theopomp zu entnehmen, nicht zuletzt seinem berühmt gewordenen Ausspruch (fr. 27 Jacoby), der König der Makedonen sei der größte Mann, den Europa hervorgebracht habe — also Europa, nicht Hellas, zu dem Philipp als Argeade doch gehörte.
Vgl. dazu die Rekonstruktion der Weltkarte des Eratosthenes mit dem in sie eingetragenen Alexanderreich in Westermanns Atlas zur Weltgeschichte (1956), S. 22. — Daß Alexanders Ziel nicht nur die Eroberung, sondern die Befriedung der Welt war, lehren sowohl der Alexandersarkophag von Sidon wie das bei Plinius (n. h. 34, 48; 35, 93) besprochene Gemälde des Apelles, das den Polemos, den Dämon des Krieges, gefesselt vor Alexanders Wagen zeigte.
Verstand er so Isokrates’ Wort aus dem Schluß des `Philippos’ (154), die von ßapßapud) 8earro-reí« befreiten Barbaren sollten einer `Ealrlvcxil Érc*Xeea teilhaftig werden ?
Arist. fr 658 Rose.
Eratosthenes b. Strabo 1, p. 66. Vgl. auch Plut. de Alex. fort. 6, p. 329A.
Man bedenke, daß Aristoteles und Antipater, dessen Verhältnis zu Alexander schließlich ebenfalls sehr gespannt war, in enger Freundschaft miteinander verbunden waren!
Diod. 18, 10ff.
Grundlagen’, S. 121.
Vgl. als eindrucksvolles Zeugnis hierfür die Bemerkung des Kirchenvaters Hieronymus aus spätrömischer Zeit (Kommentar z. Gal. 2, 3; Migne 36, 379):sermo Graecus, quo omnis Oriens loquitur.Siehe dazu oben S. 37.
Das zeigen besonders die instruktiven Bruchstücke der Periegese des Heraklides Kritikos, die offensichtlich noch dem 3. Jahrhundert v. Chr., also der Blütezeit des Hellenismus, entstammen (kommentierte Ausgabe von F. Pfister in den Sitzungsberichten der Wiener Akad. d. Wiss. 1951 ).
Siehe o. S. 33.
Das zeigt die Erzählung von dem auslandsgriechischen Faustkämpfer Aristonikos aus dem Ptolemäerreich, gegen den die Zuschauer in Olympia als „Mann aus Ägypten“ (Aiyúecraoç âvhp) Partei ergreifen, und dessen thebanischem Gegner Kleitomachos sie als dem Hellenen zum Siege verhelfen. — Hierher gehört wohl auch der Sprachgebrauch in der von Philopulos in den Acta des 4. Internat. Kongresses für griechische Epigraphik, Wien 1964, S. 402, behandelten Inschrift von Delos aus der 2. Hälfte des 2. Jahrhunderts v. Chr., in der Fremde einschließlich der Römer und Italiker verlangen, als Hellenen angesehen zu werden (Hinweis von G. A. Lehmann).
Vgl. Justin 3, 2, 1f., Dionys. Halic. ad Cn. Pomp. 3: gegen Thukydides’ Werk.
Eaaâç xcd eúScócauTOç pepo 4vrixaTâzróanç :: Plut. Philopömen 8 (nach Polybios).
Dieses Verfahren hat in der verhängnisvollen Taufe des Bundes der großen europäisch-christlichen Monarchie gegen die Wiederkehr einer Revolution als „Heilige Allianz“ und dem Schicksal dieser Allianz eine Analogie. Weder im Ätolischen noch im Achäischen Bunde gedachte man der „Hellenenallianz” von Korinth als einer Vorläuferin oder gar eines Musters, fehlte ihr doch die Souveränität. — Über die bedeutsame Rolle der Rhodier im 3. und 2. Jahrhundert v. Chr. vgl. mein Buch: Roms Aufstieg zur Weltmacht (1957), S. 77ff.
Es sei hier nur an die großartigen Geschenke der Könige von Pergamon an Athen und an die Aufstellung einer Kopie der Athena des Phidias in der pergamenischen Bibliothek erinnert.
Die deutsche Übertragung nach Th. Mommsens Römischer Geschichte 5 (Ausgabe von 1955 ), S. 234 und 247.
Siehe o. S. 21.
Daß die Kunde davon bis nach Hellas drang, bekundet bekanntlich ein glücklicherweise erhalten gebliebenes zeitgenössisches Distichon des Phokylides (fr. 4 Diehl).
In der 1937 von E. Herzfeld (Archäol. Mitt. aus Iran 8; Altpers. Inschr. 1938, Nr. 8) veröffentlichten sogenannten Deva-Inschrift von Persepolis rühmt er sich dessen, daß er gegen die Götzenverehrer (gemeint sein können nur die aufständischen Ägypter und Babylonier) und ihre Religionen gewaltsam eingeschritten sei; bekanntlich hat die Auffindung dieses Textes moderne Zweifel an der Richtigkeit von Herodots Berichten über Schändungen und Zerstörungen griechischer Tempel durch die Perser 480 v. Chr. widerlegt. Vgl. jetzt A. R. Burns, Persia and the Greeks (1962), S. 315f. (mit Lit.). — Hierher gehört auch die von Xerxes verfügte Schändung des Leichnams des an den Thermopylen gefallenen Leonidas, die nach Herodots Zeugnis (7, 238) in Abkehr von persischen Gepflogenheiten erfolgte, und von der sich dann der Sieger von Platää, Pausanias, als von einer barbarischen Untat scharf distanzierte (Herodot 9, 78f.).
Poseidonios bei Diodor 5, 29; Strabo 4, 5, p. 198.
Thuk. 1, 6.
Es sei hier nur an Thukydides’ berühmte Betrachtung 3, 82f. erinnert.
Der Ausdruck wurde geprägt von Heinrich Schäfer in seinem grundlegenden Werk „Von ägyptischer Kunst, insbesondere der Zeichenkunst“ (1923).
Ich darf hierfür auf meinen Beitrag „Zur geschichtlichen Wesensbestimmung Europas“ in der 1965 erschienenen Festschrift für Manfred Schrtiter (Spenglerstudien) verweisen (S. 193ff.). In der Überspitzung des Prinzips in Protagoras’ Satz, der Mensch sei überhaupt das Maß aller Dinge, gibt sich die Eigenart des hellenischen Beitrages zur menschlichen Geistesgeschichte schlagend zu erkennen, sein Vorzug und seine Grenze.
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Stier, H.E. (1970). Die geschichtliche Bedeutung des Hellenennamens. In: Die geschichtliche Bedeutung des Hellenennamens. Arbeitsgemeinschaft für Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen, vol 159. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-98672-6_1
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