Zusammenfassung
Im Jahre 1990 wurden in allen jugoslawischen Republiken erstmals seit dem Krieg freie Wahlen abgehalten. Vier Republiken schüttelten die kommunistische Herrschaft ab. Nur in Serbien und Montenegro blieben die alten Kräfte am Ruder. Die freien Wahlen waren eine Vorstufe zum Zerfall Jugoslawiens, denn sie brachten Politiker an die Macht, die nach der Errichtung unabhängiger Kleinstaaten strebten.
Die faktische Sezession Sloweniens und Kroatiens im Juni 1991 mündete unmittelbar in den Krieg ein. Der Krieg in Slowenien wurde rasch beendet, weil Serbien seine Kräfte auf den »Hauptfeind« Kroatien konzentrieren wollte. Serbien befand sich zwar offiziell nicht im Krieg, hat ihn jedoch initiiert, finanziert und eskaliert. Bundesarmee und Freischärler waren dabei ein Instrument serbischer Politik.
Nach Beendigung des Krieges in Kroatien wurde Bosnien-Herzegovina zum Schauplatz des Blutvergießens. Auch hier waren Armee und Freischärler Mittel serbischer Politik. Die Sanktionen des UN-Sicherheitsrats vermögen den Krieg zwar nicht zu beenden, erschüttern das Milošević-Regime in Serbien jedoch so sehr, daß mit dessen Zusammenbruch zu rechnen ist. Dennoch scheint die jugoslawische Tragödie damit nicht zu Ende. Mit dem Sandschak und Kosovo, autonome Provinzen der Teilrepublik Serbien, deren Selbstständigkeit im Fall des Kosovo 1990 durch Belgrad vollständig aufgehoben wurde, existieren zwei weitere Krisenherde, die jederzeit explodieren können.
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Anmerkungen
NIN (Belgrad) vom 29. 6. 1990.
Vgl.: Jens Reuter, Jugoslawien im Umbruch. In: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 45/90 vom 2. 11. 1990.
Vgl.: Thomas Brey, Jugoslawien. Der Vielvölkerstaat zerfällt. In: Osteuropa, Nr. 7/1991, S. 709–724.
Henrik Bischof, Systemkrise in Jugoslawien. Studie der Friedrich-Ebert-Stiftune. Bonn 1991. S. 29f. Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 6. 8. 1991.
Vgl. Henrik Bischof a. a. O., S. 32f.
Vgl. Jens Reuter, Die Gebrechen des jugoslawischen Föderalismus. In: Politische Studien, Sonderheft 1/1990, S. 78f.
Vgl. hierzu Laslo Sekelj, »Real-existing Selfmanagement« and the Disintegration of Yugoslavia. In: Südosteuropa, Nr. 1/1992.
Ebenda.
Internationale Politik, Belgrad, Heft 989 vom 20. 6. 1991.
Vjesnik vom 26. 6. 1991 und Delo vom 26. 6. 1991.
Danas (Zagreb) vom 18. 6. 1991.
Vgl.: Irena Reuter-Hendrichs, Entstehung und Analyse des gegenwärtigen Jugoslawienkonflikts, Stiftung Wissenschaft und Politik (KA 2725), Ebenhausen, Oktober 1991, S. 8f.
Vgl.: Jens Reuter, Die Entstehung der jugoslawischen Krise. In: Südosteuropa, Nr. 7–8/ 1991.
Süddeutsche Zeitung vom 5. 2. 1992.
Auf die internationalen Bemühungen zur Beendigung des Krieges — insbesondere auf die Rolle der EG und UNO — kann hier aus Platzgründen nicht eingegangen werden.
Politika vom 10. 1. 1992
Neue Zürcher Zeitung vom 11. 10. 1991.
Vgl.: Erklärung von Genf, Institut für Europäische Studien der Universität Genf, Runder Tisch vom 6.–7. September 1991.
Vgl.: Jens Reuter, Der Bürgerkrieg in Jugoslawien. In: Europa Archiv, Nr. 24/1991 vom 25. 12. 1991.
Süddeutsche Zeitung vom 14. 2. 1992.
In einem Gespräch mit dem Verfasser am 19. 2. 1992 in Sarajevo.
Oslobodjenje (Sarajevo) vom 3. 3. 1992.
Süddeutsche Zeitung vom 18. 5. 1992.
Vreme (Belgrad) vom 25. 5. 1992.
Süddeutsche Zeitung vom 26. 5. 1992.
Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 6. 6. 1992.
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Reuter, J. (1993). Jugoslawien. In: Jakobeit, C., Yenal, A. (eds) Gesamteuropa. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-96011-5_19
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