Zusammenfassung
Spezifischer Erklärungsgegenstand der Integrationstheorie bzw. des Desintegrationsansatzes — wie er geläufigerweise genannt wird — sind die Phänomenbereiche Gewalt(-kriminalität), Rechtsextremismus sowie ethnisch-kulturelle Konflikte in der Form der Abwertung und Abwehr ethnisch Anderer. Desintegration markiert dabei die nicht eingelösten Leistungen von gesellschaftlichen Institutionen und Gemeinschaften, in der Gesellschaft existentielle Grundlagen, soziale Anerkennung und persönliche Unversehrtheit zu sichern. Die Grundthese ist, dass mit dem Grad der Desintegrationserfahrungen und -ängste auch Ausmaß und Intensität der genannten Konflikte zu- und ihre Regelungsfähigkeit abnimmt. Der Desintegrationsansatz erklärt also Gewalt, Rechtsextremismus und die Abwertung und Abwehr ethnisch Anderer mit ungenügenden Integrationsleistungen einer modernen Gesellschaft. Dabei wird kein direkter, deterministischer Zusammenhang auf der individuellen Ebene angenommen, sondern es sind milieuspezifische „Brechungsfaktoren“ und Mobilisierungen auf der Meso-Ebene dazwischengeschaltet.
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5. Literatur
5.1. Verwendete Literatur
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Schmidtchen, Gerhard 1997: Wie weit ist der Weg nach Deutschland? Sozialpsychologie der Jugend in der postsozialistischen Welt, Opladen.
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Winkler, Jürgen 1996: Bausteine einer allgemeinen Theorie des Rechtsextremismus. Zur Stellung und Integration von Persönlichkeits- und Umweltfaktoren. In: Jürgen Falter/ Hans-Gerd Jaschke/Jürgen R. Winkler, (Hg.): Rechtsextremismus: Ergebnisse und Perspektiven der Forschung, Politische Vierteljahresschrift, Sonderheft 27, Opladen, S. 25–48.
5.2. Primärliteratur
Anhut, Reimund/Heitmeyer, Wilhelm 2000: Desintegration, Konflikt und Ethnisierung. Eine Problemanalyse und theoretische Rahmenkonzeption, in: Wilhelm Heitmeyer/ Reimund Anhut (Hg.): Bedrohte Stadtgesellschaft. Gesellschaftliche Desintegrationsprozesse und ethnisch-kulturelle Konfliktkonstellationen, Weinheim, S. 17–75.
Dolíase, Rainer 1994: Wann ist der Ausländeranteil zu hoch? Zur Normalität und Pathologie soziometrischer Beziehungen in Gruppen, in: Wilhelm Heitmeyer (Hg.): Das Gewalt-Dilemma, Frankfurt, S. 404–434.
Heitmeyer, Wilhelm 1994: Das Desintegrationstheorem. Ein Erklärungsansatz zu fremdenfeindlich motivierter, rechtsextremistischer Gewalt und zur Lähmung gesellschaftlicher Institutionen, in: ders. (Hg.): Das Gewalt-Dilemma, Frankfurt am Main, S. 29–69.
Heitmeyer, Wilhelm et al. 1995: Gewalt. Schattenseiten der Individualisierung bei Jugendlichen aus unterschiedlichen Milieus, Weinheim.
Heitmeyer, Wilhelm 1999: Ist der rückständige Rechtsextremismus zukunftsträchtig? Bedingungen der Politisierung und Entpolitisierung Jugendlicher, in: Rainer Dolíase et al. (Hg.): Politische Psychologie der Fremdenfeindlichkeit, Weinheim, S. 187–197.
5.3. Einstiegstext
Anhut, Reimund/Heitmeyer, Wilhelm 2000: Desintegration, Konflikt und Ethnisierung. Eine Problemanalyse und theoretische Rahmenkonzeption, in: Wilhelm Heitmeyer/ Reimund Anhut (Hg.): Bedrohte Stadtgesellschaft. Gesellschaftliche Desintegrationsprozesse und ethnisch-kulturelle Konfliktkonstellationen, Weinheim, S. 17–75.
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Anhut, R. (2005). Die Konflikttheorie der Desintegrationstheorie. In: Bonacker, T. (eds) Sozialwissenschaftliche Konflikttheorien. Friedens- und Konfliktforschung, vol 5. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95688-0_19
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