Zusammenfassung
Parteien und Verbände sind Medien der kontinuierlichen Repräsentation von Interessen und Überzeugungen im politischen System. Als freiwillige Vereinigungen mit einem auf Dauer angelegten Organisationsapparat sind sie — neben den Massenmedien sowie den diskontinuierlich wirkenden Bürgerinitiativen und neuen sozialen Bewegungen — die kollektiven politischen Akteure der Zivilgesellschaft. Parteien, Verbände und viele Vereine besorgen die Aggregation und Repräsentation von Interessen sowie die Rekrutierung von Personen für öffentliche Funktionen. Außerdem wirken sie mit an der öffentlichen Meinungsbildung und themenspezifischen Mobilisierung, der politischen Sozialisation von Individuen sowie der Vermittlung von Informationen zwischen gesellschaftlichen Funktionsbereichen. Ihr Doppelcharakter als Repräsentanten besonderer Interessen und als Akteure der politischen Steuerung kommt im Begriff der „Intermediarität“ zum Ausdruck. Indem intermediäre Organisationen auf der einen Seite Erwartungen der Individuen aufnehmen, in kollektive Politikansprüche transformieren und an politische Entscheidungsgremien leiten, andererseits die Ergebnisse politischen Entscheidens an Individuen und organisierte Gruppen zurückvermitteln, überschreiten sie den Rahmen bloßer Interessenpolitik. Sie tragen auf diese Weise zur politischen Integration einer sozial differenzierten Gesellschaft und gleichzeitig zur Koordination ihrer interdependenten Funktionssysteme bei. Diese „Zwischenstellung“ der Interessenorganisationen verhindert eine präzise Grenzziehung zwischen der staatlichen und der gesellschaftlichen Sphäre.
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© 2001 Leske + Budrich, Opladen
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Wiesenthal, H. (2001). Interessenorganisation. In: Schäfers, B., Zapf, W. (eds) Handwörterbuch zur Gesellschaft Deutschlands. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-94976-9_29
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