Zusammenfassung
Die freiwillige Ableistung von Kriegsdienst für eine materielle Entlohnung ist eine „universalhistorische Erscheinung“ (Sikora 2003: 210). Bereits in der Antike boten sich Männer an, die ohne tiefere Bindung zu ihrem Auftraggeber Kriegsdienst für Geld leisteten. Im Mittelalter fußte die Kriegführung, neben den vasallisch gebundenen Lehensmännern, auf bezahlten Kriegsknechten zu Fuß und angeworbenen Soldrittern. Technische Spezialisten, wie Pioniere oder Artilleristen, gehörten ebenfalls zu den begehrten und damit teuren Miettruppen. Während die spätmittelalterlichen Quellen noch vom ‘Kriegsknecht’ bzw. dem ‘Kriegsvolk’ sprechen, setzte sich die Bezeichnung ‘Soldat’ erst mit Beginn der Frühmoderne durch. Der Begriff geht auf den spätrömischen solidus aureus zurück, einer gediegenen (= soliden) Goldmünze. Im italienischen Sprachraum bezeichnete im frühen 16. Jahrhundert der soldato einen Kriegsmann, der in Löhnung genommen wurde und verweist auf den primär merkantilen Charakter der Bindung. Etwa Mitte des 16. Jahrhundert gelangte der Ausdruck Soldat vermutlich durch in Flandern stationierte italienisch-spanische Truppen in den deutschen Sprachraum, wo er sich kurz darauf vereinzelt in den zeitgenössischen Kriegslehrbüchern und Akten der Militärbürokratie nachweisen lässt. Die Bezeichnung war ursprünglich keineswegs negativ besetzt. So schrieb zum Beispiel der französische Schriftsteller Pierre de Bourdeille Brantôme (1540–1614) voller Respekt von „le beau nom de soldat“. Ab 1600 verdrängte der ‘Soldat’ die bislang gebräuchlichen Begriffe wie Landsknecht oder Kriegsknecht.
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Rogg, M. (2004). Der Soldatenberuf in historischer Perspektive. In: Gareis, S.B., Klein, P. (eds) Handbuch Militär und Sozialwissenschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93538-0_40
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