Zusammenfassung
Die umfassende umweltpolitische Zielbestimmung Sustainable Development gewinnt in der politischen Arena zunehmend an Bedeutung. Die Weltkommission für Umwelt und Entwicklung, geleitet von der norwegischen Politikerin Gro Harlem Brundtland, hat beispielsweise ihrem Bericht „Our common future“ (1987) das Leitbild Sustainable Development zugrundegelegt. In der deutschen Diskussion wurde es als „dauerhafte“, „nachhaltige“ oder „umweltverträgliche Entwicklung“ wiedergegeben. Der Brundlandt-Report gab dann den Anstoß zu der Weltkonferenz für Umwelt und Entwicklung (UNCED) im Juni 1992 in Rio de Janeiro. Sie beschloß unter anderem einen Aktionsplan für nachhaltige Entwicklung, die sogenannte „Agenda 21“. Der entscheidende Erkenntnisfortschritt des Sustainability-Leitbildes liegt in der Einsicht, daß ökonomische, ökologische und soziale Entwicklung nicht gegeneinander ausgespielt werden dürfen. Genauer betrachtet wird erstens die Abkehr von traditionellen wirtschaftlichen Fortschritts- und Wachstumsmodellen eingefordert, um die ökonomische Entwicklung vom Ressourcenverbrauch und der Beeinträchtigung der Umweltfunktionen zu entkoppeln. Und zweitens sollen die soziale Frage und die ökologische Frage systematisch in einem globalen Zusammenhang der „Erdpolitik“ (Weizsäcker 1994) miteinander verbunden werden.
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