Zusammenfassung
Nach dem Ersten Weltkrieg versuchten die Regierungen, den Goldstandard wieder einzuführen, ohne allerdings zu berücksichtigen, daß es bereits vor 1914 einen großen Unterschied zwischen Theorie und Praxis gegeben hatte. Die Praxis hatte sich zusehends von der reinen Theorie entfernt. Zudem hatten sich die Voraussetzungen, die selbst bei einem aufgeweichten Goldstandard gegeben sein mußten, gründlich geändert2. Zunächst waren die marktwirtschaftlichen Anpassungsmechanismen schwächer geworden, das freie Spiel von Angebot und Nachfrage war an vielen Stellen durch staatliche Eingriffe unterbunden worden, so daß die Lenkungsfunktion der Preise geschwächt war: es gab wesentlich mehr Zölle, Einfuhrkontingente und Kapitalverkehrskontrollen. London mußte seine Führungsrolle im internationalen Währungssystem jetzt mit New York und Paris teilen und war damit nicht mehr die de facto-Zentralbank der Welt, deren Geldpolitik das System im Gleichgewicht gehalten hatte. Geschwunden war auch der Gleichmut, mit dem früher Arbeitslosigkeit in Kauf genommen wurde, wenn aus Gründen der Wechselkursstabilisierung eine deflatorische Politik verfolgt werden mußte. Vollbeschäftigung hatte als Ziel der Preisstabilität vielfach den Rang abgelaufen. Jedes größere Land hatte nun seine eigene Zentralbank und war bestrebt, sich, so weit es ging, von ausländischen Einflüssen freizuhalten. Und schließlich war das Gold neben verzinslichen Sterling- und Dollarguthaben nur noch eine Art Währungsreserve unter anderen.
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Vgl. Peter B. Kenen, International Economics, Englewood Cliffs, 1967, S. 76ff.
Stefan Zweig, Die Welt von Gestern, 1944 in: Gesammelte Werke, Hamburg 1981, S. 335ff.
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© 1987 Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler GmbH, Wiesbaden
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Wermuth, D., Ochynski, W. (1987). Vom Goldstandard zu Bretton-Woods. In: Strategien an den Devisenmärkten. Gabler Verlag. https://doi.org/10.1007/978-3-322-86279-2_2
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