Zusammenfassung
Spätestens seit dem Bamberger Soziologentag 1982 wurde es auch für eine größere wissenschaftliche Öffentlichkeit publik: die Anzeichen für eine tiefwurzelnde Krise der Arbeitsgesellschaft haben Bestand und mehren sich1. Anhaltende Massenarbeitslosigkeit, sinkende Wochen- und Lebensarbeitszeit, fortschreitende Automatisierung der Produktion — dies verweist auch darauf, daß Arbeit ihre gesellschaftstrukturierende kraft weiterhin entfaltet: vermittelt über die Etablierung “zweier gesellschaftlicher Realitäten” (NEGT 1985), jener der Arbeitenden und jener der Ausgegrenzten. Häufiger freilich wurde daraus die These vom Ende der Arbeitsgesellschaft abgeleitet und der Blick ins nächste Jahrhundert gewendet2. GORZ hat in diesem Zusammenhang eine politische Utopie entwickelt und zur Diskussion gestellt3 — vielfach wurden allerdings lediglich prognostische “Sprachregelungskampagnen und Schlagwortjagden” zur Kennzeichnung einer nahenden postindustriellen Dienstleistungs-, Informations– oder auch Freizeitgesellschaft veranstaltet.4 Daß gegenwärtig und noch für Generationen fortbestehende Zwänge zur materiellen Daseinssicherung durch Arbeit derzeit einzig im Zukunftsentwurf einer Entkopplung von Reproduktion und Erwerbsarbeit infrage gestellt sind5, scheint bisweilen schlicht vergessen oder belanglos. Und auch wenn man schon heute das Ende einer “Utopie, die sich in der Vergangenheit um das Potential der Arbeitsgesellschaft kristallisiert hat”6 erkennt, die verloren gegangene Hoffnung “auf eine Emanzipation der Arbeit von Fremdbestimmung”7 als Triebfeder auch gesellschaftlicher Befreiung, so wird damit eine nüchterne Bilanz der gegenwärtigen Verfasung industrieller Arbeitsbedingungen nicht gegenstandslos.
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© 1989 Deutscher Universitäts-Verlag GmbH, Wiesbaden
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Dabrowski, H., Marstedt, G., Mergner, U. (1989). Psychische Belastungen in der Arbeit vor dem Hintergrund fortschreitender Rationalisierung und sozialen Strukturwandels: Theoretische und methodische Anmerkungen zu Untersuchungsgegenstand und -konzept. In: Mehr als Monotonie und Zeitdruck. Deutscher Universitätsverlag. https://doi.org/10.1007/978-3-322-85939-6_2
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-85939-6_2
Publisher Name: Deutscher Universitätsverlag
Print ISBN: 978-3-8244-4028-3
Online ISBN: 978-3-322-85939-6
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