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Ein bisschen Frieden ...

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Zusammenfassung

Ich dachte bisher von mir, ich sei eine friedfertige Frau — sanft, rücksichtsvoll, mitfühlend. Aber neulich habe ich meine unsympathische Schwester in mir entdeckt (Sie wissen schon, so nach dem Motto: Ich bin viele). Diese Tusse war ekelhaft, schimpfend, drängelnd, gnadenlos. Die Verwandlung geschah in Sekundenschnelle, der Auslöser hatte 324 PS. „Das Sein bestimmt das Bewusstsein“ hat schon der olle Marx verkündet. Und der Motor deines Autos bestimmt dein Verhalten — das habe ich gelernt. Normalerweise bin ich eine brave VW-Fahrerin, freue mich, wenn ich mit 160 zügig überholen kann, schaue stetig in den Rückspiegel, lasse Langsamere vor, bin halt die klassische Mittel- bis Rechtsspurfahrerin. Aber neulich habe ich ein Geschoss unter den Hintern bekommen, einen Leihwagen der feinsten Art. Und konnte mir dabei zuschauen, wie alles Nette von mir abfiel, wie das Tier in mir brüllte. Mein Gott, wie schnell man sich daran gewöhnen kann, mit 220 die linke Spur freizublinken, wie verächtlich man diese 160er-Schleicher hinter sich lässt, und wie schlagartig das Verständnis für Bergauf-Überholer schwindet, die einen zwingen, abzubremsen. Was für ein fürchterliches Wort: Ab-bremsen — eine Zumutung! Und welche Worte aus meinem Munde drangen, unfassbar, ich konnte mir selbst kaum zuhören. War ich froh, dass mein Mann nicht dabei war, oder gar die Kinder! Sie hätten ihre Mutter nicht wiedererkannt. „Fahr doch rüber, du Depp. Nein, jetzt dieser Affe auch noch. Könnt ihr nicht zu Hause bleiben, wenn ihr nicht Auto fahren könnt…!“ Gib Menschen Waffen in die Hand, und sie werden sie benutzen. Ein aktuelles Thema, über das man keine witzigen Kolumnen schreiben kann. Aber mein Autobeispiel hat mir gezeigt, dass Frieden nicht erst an einer Grenze zwischen zwei Ländern entsteht oder zwischen zwei Kulturen, sondern bereits bei mir selbst, in meinem Umgang mit der Welt. Jede Einzelne von uns ist ziemlich machtlos, in den Weltenlauf des Terrors und des Krieges einzugreifen. Und dass diese eigene Machtlosigkeit, dieses Ausgeliefertsein Furcht erzeugt, ist nur zu verständlich. Umso mehr, das ist meine Einsicht dieses Jahres, kommt es darauf an, etwas für den Frieden in meiner Welt zu tun. Nicht nur dadurch, auf eine Demo zu gehen und die anderen aufzufordern, doch bitte Frieden zu halten. Sondern durch mein eigenes Verhalten.

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© 2004 Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler/GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden

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Asgodom, S. (2004). Ein bisschen Frieden .... In: Wer lächelt, lebt länger. Gabler Verlag. https://doi.org/10.1007/978-3-322-82230-7_27

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-82230-7_27

  • Publisher Name: Gabler Verlag

  • Print ISBN: 978-3-409-03408-1

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