Zusammenfassung
Die von Pierre Bourdieu entwickelten theoretischen Konzepte zur Analyse der sozialen Welt entstanden im Verlaufe vieler unterschiedlicher Forschungsarbeiten. Diese Konzepte sind also bildlich gesprochen nicht am Schreibtisch entwickelt worden, sondern entstanden, um praktische Probleme zu lösen.1 Auch die Weiterentwicklung oder der Ausbau von Konzepten erfolgt bei Bourdieu nicht losgelöst von einem konkreten Gegenstand, was allerdings nicht bedeutet, dass die Konzepte nur zur Analyse jener Gegenstände oder Sachverhalte zu gebrauchen sind, anhand derer sie entwickelt wurden. Doch dieser Aspekt, dass die Konzepte auf einen Gegenstand zu beziehen sind, um Soziologie zu betreiben, tritt bei der »freien« Verwendung von Termini, d. h. losgelöst von Gegenständen und herausgelöst aus je spezifischen sozialen Gefügen, ebenso in den Hintergrund wie bei abstrakten formalen Diskussionen, die über die Konzepte geführt werden. Dennoch sind diese Varianten der Bezugnahmen auf Termini im wissenschaftlichen Feld üblich und im üblichen Sinne akzeptiert. Doch mir geht es darum, die theoretischen Konzepte anzuwenden und sie zu gebrauchen, um Soziologie zu betreiben und etwas über kluge Köpfe und Genies zu erfahren. Mein Anliegen ist, theoretische Konzepte von Bourdieu zu nutzen, um Selbstverständlichkeiten ans Licht zu führen, die mit klugen Köpfen und Genies verbunden sind.
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Literatur
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Engler, S. (2004). Von klugen Köpfen und Genies Zum Selbstverständnis von Professoren. In: Ebrecht, J., Hillebrandt, F. (eds) Bourdieus Theorie der Praxis. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80848-6_8
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