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Part of the book series: Hagener Studientexte zur Soziologie ((STSO))

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Zusammenfassung

Dieses Buch nimmt eine doppelte Zumutung in den Blick, mit der jede Handelnde in der modernen Gesellschaft konfrontiert ist. Sie soll erstens immer mehr ihrer Handlungen, und vor allem die wichtigen, in Form von Entscheidungen konzipieren und ausführen; und obwohl immer mehr der Situationen, in denen sie so zu entscheiden hat, immer komplexer geworden sind, soll sie möglichst rational entscheiden. Dieser Zumutung rationalen Entschei-dens unter Bedingungen hoher Komplexität ist ein Akteur zunächst einmal durch andere ausgesetzt, die ihn beobachten und gegebenenfalls auch sanktionieren können. Darüber hinaus handelt es sich aber auch um eine Selbstzumutung. Der Akteur selbst hat durch Erziehung und andere Formen der Sozialisation in starkem Maße verinnerlicht, dass rationales Entscheiden angesagt ist.

Zu wählen wissen. Das meiste im Leben hängt davon ab.

(Balthasar Gradan)

„Man kann tun, was man will;“sagte sich der Mann ohne Eigenschaften achselzuckend „ es kommt in diesem Gefilz von Kräften nicht im geringsten darauf an!“

(Robert Musil)

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Literatur

  1. Walter Reese-Schäfer (2000: 274/275) benutzt diesen Begriff ebenfalls, ohne allerdings seinen Implikationen sehr viel weiter nachzugehen.

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  2. Michael Greven (1999: 9, 14, 28) fasst das hier angesprochene Phänomen im Begriff der „politischen Gesellschaft“. Das ist terminologisch insofern unangebracht, als keineswegs nur in der Politik Entscheidungen getroffen werden und auch nicht alle Entscheidungen politischen Charakter — was immer man darunter verstehen will — haben.

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  3. Die Moderne als Entscheidungsgesellschaft zu begreifen bedeutet wohlgemerkt nicht etwa, davon auszugehen, dass erst in der Moderne entschei-dungsförmig gehandelt wird, sondern — noch einmal! — lediglich, dass dieser Art des Handelns in der modernen Gesellschaft ein besonderer Stellenwert zukommt. Entscheiden lässt sich durchaus anthropologisch fassen — siehe etwa Rolf Bronner (1999: 1): „Das Phänomen Entscheidung hebt den Menschen einerseits von den übrigen Lebewesen und andererseits von noch so intelligenten Maschinen ab.“Über letzteres dürfte man wohl heute schon streiten können.

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  4. Siehe auch für Organisationen die Unterscheidung von „Alltags-“und „Führungsentscheidungen“bei Bronner (1999: 1).

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  5. Wenn man die Aspekte des zweiten, dritten, vierten, sechsten und siebten Spiegelstrichs lediglich dichotomisiert, beim fünften Spiegelstrich vier und beim achten Spiegelstrich zwölf Ausprägungen unterscheidet, ergibt das bereits 1536 Arten von Entscheidungen.

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  6. Einen immer noch aktuellen knappen Überblick hierzu gibt Kirsch (1970: 25–60). Siehe ferner z.B. Bitz (1981) oder Bamberg/Coenenberg (2002).

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  7. Siehe auch hierzu als Überblick Kirsch (1970: 61–125).

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  8. Die berühmtesten klassischen Überlegungen hierzu stammen von Carl von Clausewitz(1832).

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  9. Wobei die Wahlforschung und politische Soziologie kaum den Entscheidungscharakter der Wahl betonen, sondern gesellschaftliche Determinanten des „Wählerverhaltens“(!) wie etwa Schichtzugehörigkeit oder Geschlecht.

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  10. Zu der diesbezüglichen Forschungsrichtung siehe Voß (1991), Voß/Weih-rich(2001).

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  11. Der Hauptgrund dafür, dass Biographie- und Entscheidungstheorie bislang nahezu keinen Kontakt miteinander gefunden haben, liegt wohl darin, dass beide Forschungsrichtungen in einander nach wie vor eher bekriegenden sozialwissenschaftlichen Paradigmen verankert sind: die Entscheidungstheorie im Rational-Choice-Paradigma, die Biographieforschung im so genannten „interpretativen“Paradigma.

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  12. Siehe die Definition von Interaktion als zumindest einseitiger Wahrnehmung der Relevanz des anderen bei Luhmann (1975a). Max Webers (1922: 1) Begriff des „sozialen Handeln“erfasst denselben Sachverhalt.

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  13. Siehe etwa die Befunde zum „group think“(Janis 1972).

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  14. Siehe die Überlegungen von Fritz Scharpf (1971) zur „positiven“und „negativen Koordination“.

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  15. Als Überblick über die hierzu vertretenen neueren theoretischen Positionen siehe Lange/Braun (2000).

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  16. Zur Thematisierung von Transintentionalität in verschiedenen Sozialtheorien siehe auch die weit ausholenden vergleichenden Betrachtungen in Greshoff et al. (2003).

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  17. Dahinter steht ein Verständnis von Soziologie, das diese — was die Priorität ihrer Themen anbetrifft — nicht im Elfenbeinturm verortet. Natürlich könnte sich die Soziologie auch lang und breit theoretisch und empirisch damit beschäftigen, warum bestimmte Bevölkerungsgruppen möglicherweise Marmelade statt Honig als Brotaufstrich zum Frühstück bevorzugen. Hätte das Fach nichts anderes zu tun, wäre gegen diese Themenwahl auch gar nichts einzuwenden. Aber bekanntermaßen hat die Gesellschaft ein paar noch etwas drängendere Probleme zu bewältigen, zu denen die Soziologie vielleicht etwas zu sagen haben könnte.

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  18. Luhmann (1975c; 2000b: 222–255) führt dies an Entscheidungen über die Stellenstruktur formaler Organisationen vor. Genau besehen steht bei ihm der Begriff der „Planung“für solche Gestaltungsentscheidungen (Luhmann 1966).

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  19. Sylvia Wilz weist mich freilich zu Recht darauf hin, dass auch und gerade die alltäglichsten „kleinen“Entscheidungen sowie erst recht das traditionale oder routineförmige Alltagshandeln in dem Sinne enorm folgenträchtig über die jeweilige Situation hinaus sind, dass sich so Gesellschaft als soziale Ordnung reproduziert. In seiner Gesamtheit bildet das Alltagshandeln jene kompakte Front, gegen die Gestaltungsentscheidungen oftmals anrennen. Insbesondere dislcrirninierte Gruppen entwickeln oft ein Gespür für die heimliche, unheimliche Änderungsresistenz alltäglich reproduzierter sozialer Strukturen. So zementiert beispielsweise jeder Akt einer spezifisch Frauen entgegengebrachten männlichen Höflichkeit, jede kleine Aufmerksamkeit dieser Art immer auch die männliche Herrschaft, weil damit Frauen nicht als Gleiche behandelt werden. So besehen muss man sagen, dass das gesellschaftlich, organisatorisch oder individuell Folgenträchtigste das ist, was am wenigsten als folgenträchtig angesehen wird: nicht als Einzelakt, aber in der erdrückenden Summe.

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  20. Wenig oder gar nicht komplexe Entscheidungssituationen werden hier also gar nicht in den Blick genommen.

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  21. Um eine — auf Künstler gemünzte — Formulierung Peter Handkes (1967) zu benutzen.

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Schimank, U. (2005). Einleitung. In: Schimank, U. (eds) Die Entscheidungsgesellschaft. Hagener Studientexte zur Soziologie. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80606-2_2

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