Zusammenfassung
Immanuel Kant war der erste und bisher letzte Philosoph, der die Thematik einer Philosophie der Wissenschaft in ihrer Grösse formulierte, eine präzise Methode zu ihrer Bewältigung aufstellte und exakte Lösungen anbot. Was blieb heute davon übrig? Die Philosophie, soweit sie Grösse besitzt, hat keinen Bezug zur Wissenschaft, und soweit sie die Wissenschaft zum Thema nimmt, hat sie keine Grösse. Die analytische Wissenschaftsphilosophie wurde wohl zur exakten Wissenschaft, aber sie verfehlt die Synthese ihrer Ergebnisse mit den geschichtlichen Anliegen des Menschengeistes. Was sie dem Wissenschaftler zu sagen hat, ist wohl richtig, aber deshalb noch nicht wahr im Sinne imponierender Wahrheiten, wie sie die Naturwissenschaft verkündet.
Das Unbegreifliche der Welt ist, dass sie begreiflich ist.
Albert Einstein,
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Literatur
H. Scholz, Mathesis universalis, Abhandlungen zur Philosophie als strenger Wissenschaft, Benno Schwabe, Basel/Stuttgart, 1961, S. 172. Scholz beruft sich auf Frege, Die Grundlagen der Arithmetik. Eine logisch-mathematische Untersuchung über den Begriff der Zahl. Breslau 1884.
Siehe 8. Kapitel.
Charles Townes, nach der Tageszeitung Münchner Merkur, München 18./19.3.1967. Prof. Townes, Nobelpreisträger für Maser-Forschung 1964, veröffentlichte 1967 die These, dass Religion und Naturwissenschaft ähnliche Betrachtungsweisen seien. Seine Ausführungen waren mir leider nur in dem zitierten Zeitungsaufsatz zugänglich.
I. Kant, Kritik der reinen Vernunft, A 20.
a.a.O., B. 40.
a.a.O., B 41.
Dto.
Damit soll die Diskussion über Poincarés Konventionalismus nicht vorweggenommen werden. Siehe H. Poincaré, La Science et l’Hypothèse, Flammarion, Paris 1906. La Valeur de la Science, Flammarion, Paris 1913, sowie die Erörterung des Konventionalismus durch Einstein, in Albert Einstein, Philosopher-Scientist, Library of Living Philosophers, ed. by P. A. Schilpp, Evanston 1949.
Trägt man bei einem bewegten Massenpunkt für jeden Zeitpunkt seiner Bahn von einem gemeinsamen Ursprung aus die entsprechenden Vektoren seiner Geschwindigkeit ab, so bilden die Endpunkte die Punkte einer Bahn, des Hodographen. Ihr Verlauf zeigt damit die Änderungen der Geschwindigkeitsrichtung und des Geschwindigkeitsbetrages an.
Kritik, a.a.O., B 75.
a.a.O., B 81.
Die klassische Untersuchung stammt von Max Jammer, Der Begriff der Masse in der Physik, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1964.
Kritik, a.a.O., B 95 ff.
a.a.O., B 159.
a.a.O., B 187 ff.
a.a.O., B 198.
a.a.O., B 355.
a.a.O., B 377.
a.a.O., B 378, 379.
a.a.O., B 436.
a.a.O., B 446.
M. Planck, Wissenschaftliche Selbstbiographie, Physik. Abhandlungen und Vorträge, vol. 3, Vieweg Braunschweig 1958, pp. 389–390.
Unter „Beugung“ versteht man die bereits 1650 von Grimaldi erkannte Abweichung eines Lichtstrahls von seiner geradlinigen Fortpflanzung, z.B. beim Newtonschen Spaltversuch: Ein durch einen engen Spalt gehender Strahl verbreitet sich umso divergenter vom Spalt aus, je enger der Spalt ist, und hinterlässt auf einer dahinter stehenden Photoplatte ein verbreitertes Bild des Spaltes mit Maxima und Minima. Interferenz ist die Überlagerung von Wellen derart, dass in einem bestimmten Punkt ihre Wirkungen sich abschwächen oder verstärken. Maßgebend ist ihr Gangunterschied (siehe Michelsonversuch). Interferenz beobachtet man bei farbigen Ölschichten auf dem Wasser, wo der Gangunterschied durch die Reflexion des einfallenden Lichts in verschiedenen Tiefen des Ölfilms bewirkt wird (genauer an der Grenze zwischen Luft und Öl sowie zwischen Öl und Wasser).
H. A. Lorentz, Versuch einer Theorie der elektrischen und optischen Erscheinungen in bewegten Körpern. Leiden 1895.
Das klassische Werk über die Hypothesenbildung ist H. Poincaré, La Science et l’Hypothèse, Flammarion Paris 1906.
Die Relativität der Länge setzt einen universalen Zusammenhang von Raum und Zeit voraus, der gerade durch Hypothese (f) gegeben ist. Daraus folgt dann (g) und (h). Die Ableitung wird im folgenden ausführlich dargesteltt.
Siehe H. Margenau, The Nature of Physical Reality, A Philosophy of Modem Physics, McGraw-Hill, New York 1950. Open Vistas, Philosophical Perspectives of Modern Science, Yale Univ. Press, New Haven, second ed. 1964.
A. Einstein, „Zur Elektrodynamik bewegter Körper“, Ann. Phys. 17, 4 (1905), pp. 891–921.
Siehe W. Leinfellner, Einführung in die Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie, 2. Aufl., Hochschultaschenbücher, Bibliographisches Institut Mannheim 1967.
Der erste Versuch in Potsdam 1881 erreichte nicht die erforderliche Genauigkeit.
Dass es sich um eine echte Verschlüsselung handelt, zeigt sich sofort, wenn man bedenkt, dass der Nicht-Physiker ja die Zeichen und ihre Bedeutungen in der Theorie des MV nicht lesen kann. Die Physiker schufen tatsächlich eine Geheimsprache, einen Code. Nimmt man abstrakt auch die Natur als ein verstehendes Subjekt an, so ist sie (natürlich nur in abstracto) ausserstande, in ihrem eigenen, jedoch vom Menschen geschriebenen Buch, zu lesen.
Wir betrachten die Relativgeschwindigkeit zweier Körper, deren Geschwindigkeiten v und v + dv sich nur um eine infinitesimale Grösse unterscheiden. Aus dem Einsteinschen Ausdruck für diese Relativgeschwindigkeit lässt sich das Linienelement in einem Lobatschewskischen Geschwindigkeitsraum mit einer von der euklidischen abweichenden Metrik gewinnen. Siehe V. A. Fock, Theorie von Raum, Zeit und Gravitation, Akademie-Verlag Berlin 1960, S. 50 ff.
Nach der allgemeinen Relativitätstheorie nimmt die Frequenz aller Vorgänge auf einem Stern mit dessen Massendichte ab. Ein elektromagnetisches Signal, das von einem schweren Stern ausgesandt wird, zeigt daher im Vergleich zu einem gleichartigen Signal auf der Erde eine Rotverschiebung (diese hat nichts mit der Rotverschiebung des Expansionseffekts zu tun). Bei Überschreiten einer kritischen Massendichte dringt dann kein Signal mehr nach aussen. Es ist, als würden die Signale — die ja als Photonen aufgefasst werden müssen — nicht mehr gegen die übermächtige Gravitationsanziehung des emittierenden Sterns ankommen. Wäre die Erdanziehung unendlich gross, so könnte kein Funksignal mehr die Erde verlassen.
x ist die Koordinate, p x die Impulskomponente in der x-Richtung. Beide Parameter bestimmten zusammen eindeutig den Zustand eines Massenpunkts. In der Quantenmechanik müssen wir annehmen, dass die Beobachtung von x den Wert von p x stört und vice versa.
Siehe S. 35 Anm. 6.
Unter einem Prinzip der Physik verstehe ich den Gedanken eines physikalischen Axioms. So ist das Relativitätsprinzip in der sRT als Axiom zu formulieren.
Nach J. Hirschberger, Geschichte der Philosophie, Bd. I, Herder Freiburg, 4. Aufl. 1960, S. 15.
Das Thema wäre freilich interessant genug, denn es stellt das Problem: Inwieweit vermag das menschliche Denken in seinen Mythen und philosophischen Spekulationen ohne entsprechende wissenschaftliche Erfahrung und Methodik deren Ergebnisse um Jahrtausende vorwegzunehmen ? Dies führt uns unmittelbar auf eine Einbettung der Heuristik in die Mythologie und philosophische Spekulation. Ich bemerke aber ausdrücklich, dass es sich hier um eine Problem der Psychologie handelt und nicht um eine nachträgliche Rettung philosophischer Mythen.
Ch. Huygens, Oevres Complètes, publ. par la Société Hollandaise des Sciences Bd. 19, La Haye 1937, S. 454 f.
H. Scholz, a.a.O., S. 197.
I. Kant, a.a.O., B 4. Siehe dazu die Diskussion bei H. Scholz, a.a.O., S. 192.
a.a.O., B 3.
Kant, Kritik der reinen Vernunft, Felix Meiner, Hamburg 1956, S. 359: „Ich verstehe unter der Idee einen notwendigen Vernunftbegriff, dem kein kongruierender Gegenstand in den Sinnen gegeben werden kann.“ Ideen... „sind nicht willkürlich erdichtet, sondern durch die Natur der Vernunft selbst aufgegeben, und beziehen sich daher notwendigerweise auf den ganzen Verstandesgebrauch“.
H. Scholz, a.a.O., S. 160.
Gemeint ist die Kausalität im relativistischen Sinn. Siehe M. Bunge, Causality, The Place of the Causal Principle in Moderne Science, Harvard University Press 1959, pp. 65 ff.
Wir müssen unterscheiden zwischen der Gewissheit für die Wahrheit des Sinns eines Ω-Satzes und für für die logisch notwendige Annahme des Ω-Satzes innerhalb einer Theorie. Nur von der ersteren ist die Rede.
K. Gödel, Über formal unentscheidbare Sätze der Principia Mathematica und verwandter Systeme, Monath. f. Mathem. u. Phys. 38, 173–198 (1931).
Henry Margenau spricht in seinen Vorlesungen vom ontologischen Sprung.
I. Kant, a.a.O., B 790.
H. Scholz, a.a.O., S. 210.
H. Scholz, a.a.O., S. 163.
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Müller-Markus, S. (1971). Prolegomena zu Einer Protophysik als Strenger Wissenschaft. In: Protophysik. Springer, Dordrecht. https://doi.org/10.1007/978-94-017-6550-3_1
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