Zusammenfassung
Wir unterscheiden im haptischen Gebiet drei Arten von Gestalten, namentlich die haptomorphen, optomorphen und konstruktiven.
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Besonders deutliche haptomorphe Eindrücke gewinnt man in der Mundhöhle, wenn man Unebenheiten an der Schleimhaut oder die Zähne oder zerbissene Teile von härteren Nahrungsstoffen mit der Zunge betastet.
Es liegt dagegen keine Visualisation vor, wenn während des Tastens etwa das optische Erinnerungsbild einer bestimmten Situation auftaucht.
Mit Transformationen haben wir dann zu tun, wenn haptisch wahrgenommene räumliche Verhältnisse ins Optische übertragen werden. In diesem Falle bezieht sich die Transposition auf adäquate Sinnesinhalte, da in beiden Gebieten dieselben objektiven räumlichen Gegebenheiten erfasst werden sollen. In Fällen jedoch, wo es sich nicht um räumliche Beziehungen, sondern um eine „Übertragung” von Sinnenqualitäten handelt, denen in dem anderen Gebiet nur korrelative Eigenschaften entsprechen — wie dies der Fall im Haptischen ist —, dürfen wir von Transformation entweder überhaupt nicht oder nur in bildlichem Sinne reden, denn es wird hier nicht im eigentlichen Sinne „transformiert”, sondern ein Merkmal des einen Sinnesmaterials wird durch ein anderes Merkmal des anderen Sinnesmaterials vertreten. Aus dieser Überlegung folgt, dass auch der Begriff „Verschmelzung” hier nur im bildlichen Sinne zu verstehen ist.
Es gibt Fälle, wo unser Auge sich ganz ähnlich wie unser Tastorgan benimmt. Es gleitet sukzessiv über die Gegenstände, prüft die Oberflächenstruktur, verfolgt die kleinsten Unebenheiten, und vergleicht sogar „messend” die Dimensionen. Das Sehen ist in diesen Fällen ähnlich wie die Tastfunktion nicht auf Formerfassung, sondern auf Erkennung von Stoff, Material und Grösse eingestellt. Da das Gesichtsorgan hierbei gleichsam den Mechanismus des Tastsinnes nachahmt, ist es gerechtfertigt, diese Art des Sehens als haptisches Sehen zu bezeichnen. Autoren, die das Primat des Tastens verkündigen, oder wie Hildebrand, das Formsehen im allgemeinen und alle unseren Erfahrungen über die plastische Form auf das Abtasten mit der Hand oder mit dem Auge zurückführen, haben sich in ihrer Auffassung von dieser Art des Sehens bestimmen lassen. Auf dieses Problem kommen wir in einem anderen Zusammenhang im II. Band, Kap. III, 2. noch einmal zurück.
Vergl. die Angleichung der Welt der Farbenblinden an die der Farbentüchtigen.
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Révész, G. (1938). Formeindrücke im Haptischen Gebiet. In: Die Formenwelt des Tastsinnes. Springer, Dordrecht. https://doi.org/10.1007/978-94-017-6549-7_8
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