Zusammenfassung
Im Jahre 1513 zeichnete der berühmte türkische Seefahrer und Geograph Piri Re’is eine Karte der Welt. Das Blatt, auf dem er den Atlantischen Ozean wiedergab, zeigt ein recht genaues Bild von Westindien und der Ostküste Südamerikas, mit der erstaunlichen Beischrift, diese Inseln und Küsten seien ‘der Karte des Kolumbus’ entnommen. Am nördlichen Rand der Karte zeichnete Piri Re’is einen stilliegenden Dreimaster, auf dem sich eine Bemannung von drei bärtigen Mönchen befindet. Sie blicken auf ein walfischartiges Tier, das unweit ihres Schiffes im Meer liegt. Zwei Männer, die mit einem Kahn bei dem Fisch angelegt haben, sind gerade dabei, auf dessen Rücken ein Feuer anzuzünden. Auch hier eine Beischrift: ‘Es wird erzählt, dass in früheren Zeiten ein Mönch namens Sanbolvandain (oder Sanulbrandain? — die Transkription ist problematisch) die sieben Seen beschifft habe. Er sei auf diesen Fisch gestossen und habe das Tier für trockenes Land gehalten. Auf dem Fisch haben sie Feuer entzündet. Der Rücken des Fisches wurde heiss; er tauchte ins Meer unter. Sie flüchteten in den Kahn und retteten sich auf ihr Schiff. Dieser Bericht stammt nicht von den portugiesischen Ungläubigen; er ist alten Weltkarten entnommen.’1
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Anmerkungen
Siehe P. Kahle: Die verschollene Kolumbus-Karte von 1498 in einer türkischen Weltkarte von 1513, Berlin/Leipzig 1933. Mein Utrechter Kollege, Herr Prof. Dr. H.F. Hofman, war so freundlich, die Uebersetzung der türkischen Beischrift zu überprüfen.
In den mnl. Fassungen der Reise: De reis van Sinte Brandaan, Ausgabe, Einleitung und Kommentar von Maartje Draak, Nachdichtung von Bertus Aafjes, Amsterdam 1978 (Neudruck der Ausgabe Amsterdam 1949, mit einem Nachwort ‘Rekenschap achteraf’, S. 247-259, in dem die Herausgeberin auf die Besprechungen ihres Buches eingeht). Synoptische Ausgabe der Comburger und der Hulthemschen Fassung: Van Sente Brandane, hg. von E. Bonebakker, 2 Bde, Amsterdam 1894. Nach der Comburger Fassung: De reis van Sente Brandane, hg. von H.P.A. Oskamp, Zutphen 1971 (Klassiek letterkundig pantheon Nr. 189).
Zu den deutschen Fassungen: Sanct Brandan, Ein lateinischer und drei deutsche Texte, hg. von Carl Schröder, Erlangen 1871. Siehe auch Torsten Dahlberg: Brandaniana, Kritische Bemerkungen zu den Untersuchungen über die deutschen und niederländischen Brandan-Versionen der sog. Reiseklasse. Mit komplettierendem Material und einer Neuausgabe des ostfälischen Gedichtes. Göteborg 1958 (Göteborger Germanistische Forschungen 4).
‘Du sollst erfahren, was wahr oder was Lüge ist’ (Comburger Fassung, Vv. 72-73).
‘Denn es liegt beschrieben auf lateinisch in manchem Kloster fein und in mancher guten Stadt, wo man es in Ehren hält’ (Comburger Fassung, Vv. 2269-2272).
Navigatio Sancti Brendani Abbatis, from Early Latin Manuscripts, Edited with Introduction and Notes by Carl Selmer, Notre Dame 1959 (Publications in Mediaeval Studies, The University of Notre Dame, Nr. XVI). Es gibt zwei moderne Uebersetzungen in englischer Sprache: Lives of the Saints: The Voyage of St. Brendan; Bede: Life of Cuthbert; Eddius Stephanas: Life of Wilfrid, Translated with an introduction by J.F. Webb, Harmondsworth 1965 (Penguin Classics), S. 33-68, und The Voyage of Saint Brendan: Journey to the Promised Land (Navigatio Sancti Brendani Abbatis), Translated with an Introduction by John J. O’Meara, Dublin/Atlantic Highlands (N.J.) 1978. Eine mnl. Uebersetzung der Navigatio findet sich in der Handschrift Utrecht, Universitätsbibliothek, Hs. 1690, hg. in: Levens en legenden van heiligen, eerste gedeelte: Brandaen en Panthalioen, Naar het Utrechtsche handschrift, von H.E. Moltzer, Leiden 1891 (Bibliotheek van Middelnederlandsche Letterkunde), S. 1-40.
Navigatio Sancti Brendani Abbatis, cap. 1 (S. 5, Z. 38-39 in der Ausgabe Selmer).
Navigatio, cap. 28 (S. 79, Z. 22-23 bei Selmer); Zitat aus Psalm 83, 5 (84, 5 in der Lutherbibel).
Navigatio, cap. 28 (S. 80, Z. 30-32 bei Selmer).
Navigatio, cap.28 (S. 80, Z.26-27 bei Selmer).
Siehe H.P.A. Oskamp: The Voyage of Máel Dúin, A Study in Early Irish Voyage Literature, Followed by an Edition of Immram curaig Máele Dúin from the Yellow Book of Lecan in Trinity College, Dublin, Groningen 1970 (Dissertation Universität Amsterdam). Aeltere Ausgaben: A.G. van Hamel: Immrama, Dublin 1941 (Medieval and Modern Irish Series X), S. 20-77 (wie Oskamps Ausgabe mit Uebersetzung); Whitley Stokes: The Voyage of Mael Dein, in: ‘Revue Celtique’ 9 (1888), S. 452–495; 10 (1889), S. 50-95.
Vgl. Kuno Meyer: Maelduins Meerfahrt, ein altirisches Gedicht, in ‘Zeitschrift für Celtische Philologie’ 11 (1917), S. 148–165.
Vgl. hierzu den einleuchtenden Artikel von Walter Haug: Vom Imram zur Aventiure-Fahrt, Zur Frage nach der Vorgeschichte der hochhöfischen Epenstruktur, in Wolfram-Studien 1 (1970), S. 264–298.
Vgl. Kathleen Hughes: The Changing Theory and Practice of Irish Pilgrimage, in ‘Journal of Ecclesiastical History’ 11 (1960), S. 143–151.
Siehe Myles Dillon und Nora K. Chadwick: The Celtic Realms, London 1967, S. 123 und 190-191.
‘Und liess ein Schiff ausrüsten, fest und zuverlässig. Der Mast war aus Föhrenholz; das Segel liess er vielfältig beschneiden und mit Leiken (Tauwerk für die Saumkanten des Segels) einfassen; den Kiel liess er beschlagen mit sehr starken Eisen, nach dem Vorbild der alten Arche, die Noah einst baute, als er die Sintflut fürchtete’ (Comburger Fassung, Vv. 91-100).
Siehe G. Asaert: Westeuropese scheepvaart in de Middeleeuwen, Bussum 1974.
Siehe z.B. Vv. 265-269 der Comburger Fassung.
Navigatio, cap. 4 (S. 10-11, Z. 6-16 bei Selmer).
Siehe J. Hornell: The curraghs of Ireland, in ‘The Mariner’s Mirror’ 23 (1937) und 24(1938) und G.J. Marcus: Factors in Early Celtic Navigation, in ‘Etudes Celtiques’ 6 (1953-1954).
Vgl. Vv. 1176-1184 der Comburger, Vv. 1121-1129 der Hulthemschen Fassung in Bonebakkers Ausgabe (siehe oben Anmerkung 2).
Siehe Tim Severin: The Brendan Voyage, London 1978.
Navigatio, cap. 21 (S. 56-58 in Selmers Ausgabe).
‘Und als er dies gesagt hatte, [...] fing er an zu singen, so laut er konnte; und die Brüder sahen auf die Tiere hinunter; und als die Tiere das Singen hörten, erhoben sie die Köpfe vom Boden und schwammen alle um [...] das Schiff, so dass die Brüder das Meer nicht mehr sehen konnten vor der Menge der schwimmenden Tiere; und doch näherten sie sich nicht dem Schiff, sondern sie schwammen so lange hin und her, bis der Mann Gottes die Messe beendet hatte und schwieg’ (Levens en legenden van heiligen, hg. von H.E. Moltzer, siehe oben Anmerkung 6, S. 29).
Tim Severin, The Brendan Voyage, S. 141.
Navigatio, cap. 23 (S. 61-63 bei Selmer).
’sankt Brandanus sprach seinen Mönchen Mut zu und sagte: O Ritter Gottes, seid stark im rechten Glauben, und wappnet euch mit geistlichen Waffen, waren wir doch im Reich des Untersten, das ist die Hölle: darum wachet und wirket mannhaft’ (Levens en legenden van heiligen, hg. von H.E. Moltzer, S. 32).
Navigatio, cap. 22 (S. 58-61 bei Selmer).
Tim Severin, The Brendan Voyage, S. 246-248.
Siehe The Vinland Sagas, übersetzt von M. Magnusson und H. Pálsson, Harmondsworth 1965 (Penguin Classics) und Gwyn Jones: The Norse Atlantic Saga, London 1964.
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 1985 Springer Science+Business Media Dordrecht
About this chapter
Cite this chapter
Gerritsen, W.P. (1985). Sankt Brandans Reise und der nordatlantische Seeweg nach Amerika. In: Sonderegger, S., Stegeman, J. (eds) Niederlandistik in Entwicklung. Springer, Dordrecht. https://doi.org/10.1007/978-94-017-4832-2_2
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-94-017-4832-2_2
Publisher Name: Springer, Dordrecht
Print ISBN: 978-90-247-8075-4
Online ISBN: 978-94-017-4832-2
eBook Packages: Springer Book Archive