Zusammenfassung
Nachdem die phänomenologische Erfahrungsart skizziert und der erste Erfahrungsgegenstand der Untersuchung, die zeitliche Gegenwärtigungsstruktur von fingierter Ton-Wahrnehmungüberhaupt, benannt ist, muß noch einmal an den Reflexionscharakter der phänomenologischen Erfahrung erinnert werden: Getreu ihrer radikalen Maxime „Zu den Sachen selbst!“ will sie nicht „naive“ — und sei es wissenschaftliche (im üblichen Sinne) — Urteile über weltliche Vorkommnisse fällen, sondern sich ausschließlich an das intentionale Für-mich-Sein aller solcher Vorkommnisse halten. Durch die Haltung universaler Reflexion möchte sie gleichsam die „Innenansicht“ von allem Seienden herstellen. Soll dies gelingen, so muß sie davon absehen, irgendwelche geradehin gefällten und noch so selbstverständlichen Urteile über Seiendes in der Welt mitzuvollziehen; von allen in diesem Sinne ungeklärten Vor-Urteilen darf sie keinen Gebrauch machen. Alle „Meinungen“ irgendwelcher Art über weltlich Transzendentes müssen gleichsam in Schwebe gehalten oder, wie Husserl gern sagt, in Klammern gesetzt werden. Diese radikale Einklammerung, Neutralisierung aller Vor-Meinungen heißt Epoché (Zurückhaltung, Aufschiebung, nämlich des Mitvollzugs aller direkten Weltbezüge), der damit verbundene Rückgang auf das transzendental-ichliche welterfahrende Leben: transzendental-phänomenologische Reduktion (Zurückführung, Hinlenkung der reflexiven Aufmerksamkeit auf das transzendentale Fungieren des Ich).
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Literatur
Vgl. Zeitbewußtsein,S. 369
Vgl. L. Landgrebe, Der Weg der Phänomenologie, 1963, S. 23 f.
Vgl. Ms. C 5, S. 9 (1930)
Vgl. ebendort
Vgl. Ms. C 3 III, S. 25 (1931)
Vgl. Ms. C 3 I, S. 9 (1930)
Vgl. Ms. C 6, S. 4 (1930)
Zur Radikalisierung der Reduktion vgl. S. 71 ff. u. S. 129 ff.
Ms. C 3 I, S. 9 (1930)
Vgl. Diemer, Edmund Husserl,S. 44
ohne Kennzeichnung der Auslassung
Ms. C 2 I, S. 13 (1931)
Zum Begriff „urtümlich“ vgl. Teil II B, S. 63
Vgl. Diemer, S. 44
Vgl. Heideggers Sätze in der z. Bearbeitung des Enzyklopaedia-BritannicaArtikels, Phänomenologische Psychologie S. 26o f.: Die „Rückführung (Reduktion) der Erfassungstendenz aus der Wahrnehmung heraus und die Umstellung des Erfassens auf das Wahrnehmen ändert an der Wahrnehmung so wenig etwas, daß die Reduktion gerade die Wahrnehmung als das, was sie ist, zugänglich macht, nämlich als Wahrnehmung von dem Ding“.
Eine berechtigte Abstraktion kann allerdings darin bestehen, die im Rahmen einer Unterauchung allein interessierenden Strukturen hervorzuheben und die übrigen suf sich beruhen zu lassen. Solche thematische Beschränkung, wie hier auf zeitliche Gegenwärtigung, ist aber keine Radikalisierung der Reduktion.
Ms. C 3 VI, S. 4 (1931)
Ideen I,S. 183
Ideen I,S. 182
Ms. C 3 V, S. 2 (1931)
ebendort
Ms. B III 9, S. 9 (1931)
Ideen I, S. 103
Vgl. Zeitbewußtsein,das bekannte Zeitdiagramm S. 389 und alle dazu gehörigen Erläuterungen
Ms. C 14, S. 9 (1933)
Zeitbewußtsein,S. 398
Vgl. Erfahrung und Urteil,S. 120
Ideen I,S. 292
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Held, K. (1966). Die Zunächst Aufweisbaren Strukturen der Wahrnehmungsgegenwart. In: Lebendige Gegenwart. Phaenomenologica, vol 23. Springer, Dordrecht. https://doi.org/10.1007/978-94-017-2059-5_2
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