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Abstraktion, Allgemeinheit, Apodiktizität

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Part of the book series: Phaenomenologica ((PHAE,volume 159))

Zusammenfassung

In den letzten Kapiteln haben wir mehrmals vom Begriffsempirismus Brentanos gesprochen — von der Lehre, die jedes konzeptuelle Gebilde als ein Produkt der abs-traktiven und synthetischen Prozeduren, die auf dem vorgegebenen Empfindungsmaterial operieren, sieht. Um diese Lehre wirklich zu verstehen, müssen wir jedoch die Brentanosche Theorie der Abstraktion sowie seinen Begriff der Empfindung etwas genauer erörtern. Das möchten wir in diesem Kapitel tun, wobei es zweckmäßig sein wird, zugleich seine Lehre vom apodiktischen Urteil einzubeziehen.

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Referenzen

  1. Vgl. das Referat der Abstraktionstheorie Lockes in Brentanos Vorlesungen zur Geschichte der Philosophie der Neuzeit [Brentano 1987b, S. 36–37]. Vgl. auch Locke 1698, Bk. III, Ch. 3, §§ 11–13, S.440–448.

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  2. Eine Theorie dieser Art kann man schon in Stumpf 1873 finden (vgl. S. 114, 136). Vgl. dazu auch Smith/Mulligan 1982, S. 27–29. Auch Husserl erwähnt diese „ganz eigentümliche Art“ der Verknüpfung. (Er beruft sich dabei auf Brentano und Stumpf). Vgl. Husserl 1891, S. 19.

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  3. Brentano unterscheidet verschiedene Arten solcher Teile. Vgl. Brentano 1982, S. 12–27, 79 f. Wir haben vor allem: (a) wirklich ablösbare und (b) bloß distinktionelle Teile, je nachdem, ob sie sich real oder lediglich in Gedanken abtrennen lassen. (Stumpf [1873, S. 109] nennt solche bloß distinktionellen Teile Teilinhalte.) Unter den wirklich ablösbaren Teilen (a) finden wir dann nach Brentano (a.1) gegenseitig abtrennbare Teile, wie z.B. Sehen und Hören, und (a.2) einseitig abtrennbare Teile, wie Sehen und Bemerken. Unter den bloß distinktionell ablösbaren Teilen (b) finden wir: (b.I) distinktionelle Teile im eigentlichen Sinne, und darunter: (b.I. 1) sich durchwohnende (d.h. gegenseitig bloß distinktionell abtrennbare) Teile, z.B. Räumlichkeit und Qualität; (b.1.2) logische (d.h. einseitig bloß distinktionell abtrennbare) Teile, wie z.B. Farbe und Röte; (b.I.3) die Teile des intentionalen Korrelatenpaars (d.h. den psychischen Akt und sein immanentes Objekt); und (b.1.4) die Teile der psychischen Diploenergie (d.h. primäres und sekundäres Bewußtsein). Die zweite Gruppe von Teilen der Art (b) sind: (b.II) distinktionelle Teile im uneigentlichen Sinne. Solche Teile können wir nach Brentano nur durch eine Art modifizierender Distinktion gewinnen, indem wir z.B. die rote Farbe in einem vergangenen oder in einem bloß vorgestellten Objekt unterscheiden. Eine solche Farbe ist in einem solchen Objekt nur in einem modifizierten, uneigentlichen Sinne. Den modifizierten Sinn, in welchem die Eigenschaften in einem immanenten Objekt sind, haben wir als sein * bezeichnet. Zur Lehre von den Teilen, die Brentano in seiner Deskriptiven Psychologie präsentiert, vgl. Smith 1992/93; Smith 1994, S. 52–57; Baumgartner 1996a, S. 257.

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  4. Vgl. dazu auch Baumgartner 1996a, S. 241. Brentano akzeptierte zu dieser Zeit die zeitlich modifizierten Objekte. Ein solches Objekt beinhaltet einen zusätzlichen Teil - den Zeitaspekt. Vgl. Brentano 1982, S. 92–97. In der Tat beinhaltet jede Empfindung eine Kette von ursprünglichen Assoziationen (Proterästhesie), in denen die früheren Phasen des perzipierten Objekts (d.h. nach der damaligen Theorie Brentanos - die zeitlich modifizierten Objekte) präsentiert werden. Das kompliziert zusätzlich die innere Struktur der Empfindung. Ein abstraktiv isolierter Teil der Empfindung, der nur die Vorstellung des punktuellen Jetzt involviert, nennt Brentano Sensation. Vgl. Brentano 1982, S. 86. Nur das Objekt einer solchen fiktiv isolierten Sensation besitzt keine modifizierende Zeitbestimmung. Vgl. Brentano 1982, S. 94. Die Objekte der Propterästhese haben hingegen einen dritten durchwohnenden Teil - die Zeitlichkeit. Vgl. Brentano 1982, S. 96. Vgl. dazu auch Baumgartner 1996a, S. 242 f.; Baumgartner 1989b, S. 25.

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  5. Nach Brentano gibt es genau drei Arten von Sinnesfeldern (d.h. drei Sinne): Gesichtsfeld, Gehörfeld und Tastfeld. Das Kriterium, durch das Brentano auf diese Zahl kommt, bezieht sich darauf, ob sich für eine bestimmte Menge der Qualitäten einen einheitlichen Hell-dunkel-Unterschied aufweisen läßt. Vgl. Brentano 1979, S. 161. Nach Brentano gibt es in unserem Empfindungsieben drei Gegenüberstellungen dieser Art. Wir haben eine visuelle Helligkeit bzw. Dunkelheit der Farben, eine analoge, jedoch gattungsverschiedene Helligkeit bzw. Dunkelheit der Töne und außerdem nur noch eine Art dieser Unterscheidung, die alle Qualitäten umfaßt, die wir im Alltagsleben den sonstigen Sinnen zuordnen. Nach Brentano haben wir also nur drei Sinne. Vgl. Brentano 1979, S. 163.

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  6. Auch Stumpf nimmt unbemerkte und unmerkliche Teile des (im Brentanoschen Sinne immanenten) Objekts an. Vgl. Stumpf 1907, S. 22, 34. Die Begründung fur diese Theorie glaubt er vor allem in seinen berühmten Tonanalysen (Stumpf 1883; Stumpf 1890) gefunden zu haben. Stumpf zufolge sind uns z.B. die Akkorde zunächst als einfache Phänomene gegeben. Die Töne, aus welchen sie bestehen, die nach Stumpf im einzigartigen Verhältnis der Verschmelzung (vgl. Stumpf 1890, S. 128 ff.) stehen, lassen sich nichtsdestoweniger „heraushören“. Die These Stumpfs ist ferner, daß diese Töne im Objekt des Hörens auch dann „vorhanden“ sind, wenn sie vom Subjekt nicht bemerkt werden (was übrigens in der Regel gerade der Fall ist). Stumpf sieht dann keine Gründe, warum es in solchen Objekten auch die prinzipiell unmerklichen Aspekte nicht geben könnte, und schreibt: „Unsere eigenen Empfindungsinhalte sind uns auf direktem Wege nicht bis zu den letzten Feinheiten durchsichtig. Wir müssen die Scheidung zwischen Ding an sich und Erscheinung in gewissem Sinn ein zweites Mal machen bezüglich der Erscheinung selbst.“, Stumpf 1907, S. 36. Es scheint, daß die Analysen Stumpfs, die im Allgemeinen von der Theorie Brentanos abhängen, gewissermaßen rückwirkend die Brentanoschen Theorien der psychischen Teile und des Bemerkens beeinflußt haben.

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  7. Vgl. Brentano 1976, S. 10, wo wir lesen, daß jedem Teil eines Gesehenen ein korrelativer Teil des Sehens entsprechen muß. Vgl. auch Brentano 1982, S. 99, wo man sagt, daß den sich ourchwohnenden Teilen des Objekts der Empfindung die korrelativen Teile des Sehens entsprechen müssen.

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  8. In unserem Schema haben wir von der Tatsache abgesehen, daß nach Brentano auch das Subjekt des Aktes nicht epistemisch transparent ist. Dieses Subjekt haben wir in der inneren Wahrnehmung nur „im Allgemeinen“ gegeben. Seine wahre Natur ist vor uns tief verborgen. Auch die Art der epistemischen Zugänglichkeit bzw. Unzugänglichkeit des transzendenten Objekts bleibt hier außer Acht.

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  9. Die Identität „Das F-Objektß = das G-ObjektB“ ist, trotz der These der Privatheit des immanenten Objekts (B.4), in einem gewissen Sinne möglich, nämlich dann, wenn wir eine kontrafaktische Situation erwägen, in der Hans mittels desselben immanenten Objekts an etwas anderes (oder zumindest auf eine andere Weise) denkt. Eine solche Situation ist angesichts der epistemischen Undurchsichtigkeit des immanenten Objekts nicht ausgeschlossen.

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  10. Die Relation der Identität „=“ ist natürlich stärker als die Relation der Äquivalenz „=“. (D.h. es gilt: wenn a=b, dann a=b, aber nicht umgekehrt.)

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  11. Insbesondere würde eine Person, die an etwas Grünes denkt und die die Brentanosche Theorie des phänomenalen Grüns nicht kennt, die Frage: „Denkst du an etwas, dessen Farbe eine phänomenale Mischung von Blau und Gelb ist?“ wahrscheinlich verneinen.

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  12. Die Abschnitte 4.2–4.5 entsprechen teilweise dem Artikel Chrudzimski 1999f.

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  13. Das schließt natürlich keineswegs die Möglichkeit aus, daß die intentionale Beziehung durch die kausalen Einwirkungen ihres Objekts hervorgerufen wird.

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  14. Frege assoziierte seinen Begriff des Sinnes zweifellos mit der epistemischen Immanenz. Vgl. „Wenn wir sagen ‘der Abendstern ist ein Planet, dessen Umlaufzeit kleiner ist als die der Erde’, so haben wir einen anderen Gedanken ausgedrückt als in dem Satze ‘der Morgenstern ist ein Planet, dessen Umlaufzeit kleiner ist als die der Erde’; denn wer nicht weiß, daß der Morgenstern der Abendstern ist, könnte den einen für wahr, den anderen für falsch halten; [...] Man muß [deswegen] Sinn und Bedeutung unterscheiden.“, Frege 1891, S. 14. Vgl. auch Frege 1918, S. 65.

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  15. Vgl. die folgende Reihe: (1) Hans hat den Begriff des dümmsten Politikers der Welt konstruiert und behauptet, daß eine solche Person auf jeden Fall nicht zu seiner Partei gehören kann. (2) Hans hat festgestellt, daß er fast nichts von Piaton weiß. (3) Hans sagt, daß Francis Drake die Flotte Napoleons von Trafalgar besiegt hat; er meint natürlich Nelson. (4) Hans sagt, daß er meine ältere Schwester gesehen hat, er meint jedoch sicherlich die Jüngere. In allen diesen Sätzen spricht man davon, was Hans meint, und jede dieser Verwendungen des intentionalen Idioms scheint in der Tat eine Art intentionale Beziehung zu betreffen. Die Bedingungen der epistemischen Zugänglichkeit fallen trotzdem recht unterschiedlich aus. Im Satz (1) wird die Referenz rein deskriptiv bestimmt, und man kann ziemlich starke Bedingungen der epistemischen Transparenz vermuten. Im Satz (2) sagt man hingegen, daß das Subjekt selbst realisiert, daß sein Begriff des Referenzgegenstandes extrem unvollständig ist. Man kann nicht ausschließen, daß Hans nur die falschen Informationen über Piaton hat. Zu sagen, daß er sich in diesem Fall keineswegs auf Piaton beziehen kann, wäre jedoch extrem kontraintuitiv. Im Satz (3) wird schließlich die Referenz vom Interpret korrigiert, wobei es nicht klar ist, ob sich Hans einfach versprochen hat (ob er in der Tat „Nelson“ sagen wollte), oder ob er den falschen Namen gelernt hat. Wenn er jedoch alle (historisch belegten) Eigenschaften Nelsons der Person Namens Francis Drake zuschreibt, ist es höchst unklar, auf wen er sich tatsächlich bezieht. Derartige Fälle scheinen schon sehr deutlich das deskriptionstheoretische Paradigma in Frage zu stellen. Eine ähnliche Korrektur tritt im Satz (4) auf. Hier haben wir es jedoch zusätzlich mit der kausalen Beziehung, die in der Perzeption, aus welcher die Meinung resultiert, involviert ist, zu tun. Der Interpret behauptet, daß Hans in der Tat mit seiner jüngeren Schwester in einem visuellen Kontakt war, obwohl er selbst glaubt, die ältere Schwester gesehen zu haben. Wie wir noch sehen werden, scheinen solche kausalen Beziehungen ebenfalls für die Intentionalität der perzeptiven Akte von Bedeutung zu sein. Indem die jüngere Schwester für den relevanten perzeptiven Akt kausal verantwortlich ist, scheint sich Hans in einem gewissen Sinne auf sie zu beziehen, obwohl er dabei die ältere Schwester (deskriptiv) meint. Vgl. dazu Evans 1982, S. 129–134.

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  16. Ein Aristoteliker glaubt ebenfalls an unreduzierbar allgemeine Eigenschaften. Wenn zwei verschiedene Individuen beide F sind, dann besitzen sie auch der Aristotelischen Lehre zufolge buchstäblich dieselbe Eigenschaft. Ein Aristoteliker nimmt jedoch an, daß solche Eigenschaften nur in rebus (in Individuen, als exemplifizierte Eigenschaften) existieren. Vgl. „Wenn jeder gesund wäre, dann gäbe es Gesundheit, aber nicht Krankheit, und wenn alles weiß wäre, dann gäbe es Weiße, aber keine Schwärze.“, Kategorien, 11, 14 a 7–10.

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  17. Eine andere Erklärung der modalen Wahrheiten, die besonders heute sehr aktuell ist, verwendet die Apparatur der möglichen Welten. Man definiert folgendermaßen: Es ist notwendig, daß/? =Df. Es gibt keine mögliche Welt, in der nicht-/?. Es ist möglich, daß/? =Df. Es gibt mindestens eine mögliche Welt, in der/?. Die Tatsache, daß man in dieser Formulierung über die möglichen Welten quantifiziert, hat natürlich ihre ontologischen Konsequenzen. Ein Philosoph, der die Modalitäten in dieser Weise erklärt, ist uns vor allem eine Erklärung schuldig, was er unter einer möglichen Welt versteht. In der aktuellen Literatur findet man drei Standarderklärungen. Man kann eine mögliche Welt sprachrelativ definieren, wie es Carnap (1960) tut. Der Satz: „Es gibt eine mögliche Welt, wo/?.“ bedeutet nach dieser Auffassung soviel wie: „Es gibt eine maximale Beschreibung (d.h. eine Beschreibung, die für jeden atomaren Satz der Sprache entweder diesen Satz oder seine Negation, aber nicht beide, enthält), die den Satz impliziert.“ [Vgl. Carnap 1960, S. 9] Eine andere Theorie, die vor allem jene Philosophen präferieren, die die metaphysischen Begriffe nicht auf kontingente Sprachsysteme relativieren wollen, betrachtet die möglichen Welten als maximale Sachverhalte, die in einer sprachunabhängigen Platonischen Weise in unserer Welt existieren. So definiert z.B. Chisholm. Vgl. „Wis a world =Df. Wis a state of affairs; for every state of affairs /?, either W logically implies p or W logically implies negation of/?; and there is no state of affairs q such that W logically implies both q and the negation of q“, Chisholm 1989b, S. 43. Vgl. auch eine ähnliche Definition in Plantinga 1974, S. 44 f. Eine dritte, metaphysisch sehr extravagante Lösung verdanken wir David Lewis. [Vgl. vor allem Lewis 1986] Lewis bemerkt vor allem, daß eine Definition im Stil von Plantinga und Chisholm in der Tat nicht nur gewisse Platonische Entitäten(Sachverhalte, Propositionen), sondern auch den Begriff der Möglichkeit voraussetzt. Was also die ontologischen Verpflichtungen betrifft, unterscheidet sich eine solche Theorie der möglichen Welten in der Tat wenig von der Theorie der Platonischen Eigenschaften, die wir gerade präsentiert haben. Eine Kategorie der Platonischen Entitäten (Eigenschaften) wurde lediglich durch eine andere (maximale Sachverhalte) ersetzt. Ob diese Theorie den Begriff der Möglichkeit verständlicher macht, scheint zweifelhaft. Um eine echte Reduktion der modalen Begriffe zu liefern, muß man Lewis zufolge den Begriff der möglichen Welt ontologisch ernst nehmen. Eine mögliche Welt darf dementsprechend keineswegs als eine „bloß mögliche“ Welt interpretiert werden. Eine mögliche Welt existiert genau so, wie unsere Welt. Die Welten sind keine „Platonischen“oder „abstrakten“ Gegenstände. Sie sind genau so individuell und konkret wie unsere Welt. Die Auffassungen, die von Carnap oder Plantinga-Chisholm vorgeschlagen werden, bezeichnet Lewis als „Ersatzismus“. Anstatt der (eigentlichen) Welten postuliert man gewisse Ersatz-Entitäten (wie z.B. sprachliche Beschreibungen, Platonische Gegenstände), welche die (eigentlichen) Welten nur „vertreten“ oder „repräsentieren“. Lycan argumentiert indessen, daß auch Lewis den Begriff der Möglichkeit stillschweigend in Kauf nehmen muß, indem er nur die nicht-widersprüchlichen (also nur die möglichen) Welten zuläßt. Vgl. Lycan 1994, S. 37. Die Metaphysik der möglichen Welten, die im Zusammenhang mit diesen Problemen erwachsen ist, bildet heute ein umfassendes und philosophisch faszinierendes Gebiet. Für die Interpretation der Philosophie Brentanos hat sie allerdings keine direkte Relevanz und wird deswegen in unserem Buch nicht berücksichtigt.

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  18. Die Platonischen Eigenschaften haben übrigens nur Inhalt.

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  19. Der berühmte Slogan Quines lautet: „No entity without identity.“, Quine 1951, S. 4. Vgl. dazu die komplizierte Definition der Identität der Eigenschaften in Chisholm 1989b, S. 145.

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  20. In seiner oft zitierten Bemerkung sagt uns Wittgenstein: „Eine Hauptursache philosophischer Krankheiten - einseitige Diät: man nährt sein Denken nur mit einer Art von Beispielen.“, Philosophische Untersuchungen, § 593.

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  21. Searle postuliert z.B. ein Bündel der Beschreibungen, das mit jedem Namen assoziiert wäre. Der genannte Gegenstand müßte dann „ausreichend viele“ von diesen Beschreibungen erfüllen. Vgl. Searle 1969, S. 162–174.

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  22. Kripke nennt das Beispiel von jemandem, der den Namen „Kolumbus“ verwendet und dabei nur über die Deskription „Der Entdecker Amerikas“ verfügt. Da diese Beschreibung in Bezug auf Kolumbus falsch ist, müßte sich der Sprechende der Deskriptionstheorie zufolge in der Tat durch den Namen „Kolumbus“ nicht auf Kolumbus, sondern auf jemanden anderen, der im Gegensatz zu Kolumbus tatsächlich Amerika entdeckt hat, beziehen - wahrscheinlich auf einen Normannen. Vgl. Kripke 1980, S. 85.

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  23. Kripke und Putnam argumentieren überzeugend, daß wir es mit einer ähnlichen Situation bei den typischen Namen für natürliche Arten wie „Gold“, „Wasser“ oder „Löwe“ zu tun haben. Vgl. dazu vor allem Kripke 1971, Kripke 1980, Putnam 1975.

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  24. Ähnliche Ideen finden wir bei Russell und Peirce. Vgl. die Konzeption der logischen Eigennamen Russells und des „real mit dem Gegenstand verbundenen“ Indexes Peirces. Vgl. Russell 1940, S. 32; Peirce 1885, S. 226 f.

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  25. Wir sehen von den Komplizierungen, die die vergangenen Gegenstände betreffen, ab. Der Quantor im Satz (10) sollte in unserem Fall: „es gibt oder es gab“ gelesen werden.

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  26. Zu den metapsychologischen Überlegungen hinsichtlich der Unterscheidung der deskriptiven und genetischen Psychologie vgl. vor allem Brentano 1982, 1–9. Die Idee der deskriptiven Psychologie, die sich durch ihre beschreibende Methode von der genetischen Psychologie unterscheidet, hat Brentano erst um 1885–87 klar erfaßt. Vgl. Kraus 1924, S. XVII ff.; Baumgartner 1996b, S. 26.

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  27. Dieser reale Referenzgegenstand muß übrigens nicht unbedingt als eine vorgegebene Entität (als ein vom Bewußtsein unabhängiges Ding an sich) interpretiert werden, was in den meisten kausalen Theorien stattfindet. Eine alternative Option bildet die transzendentale Theorie Husserls. Nach dieser Theorie ist ein realer, objektiver Referenzgegenstand zwar vom Bewußtsein konstituiert, dieses Bewußtsein ist jedoch kein einzelnes individuelles Bewußtsein (Monade). Objektive Referenzgegenstände können erst durch eine sich kommunizierende Monadengemeinschaft konstituiert werden. Gegenüber dieser Theorie, die in Husserl 1931 sehr suggestiv entworfen wurde, sind natürlich Bedenken anzumelden, die insbesondere den Prozess der Konstitution der intersubjektiven Gemeinschaft betreffen. Vgl. dazu Chrudzimski 1999e. Was jedoch im gegenwärtigen Kontext von Bedeutung ist, ist die Tatsache, daß die transzendentale Erklärung der Intersubjektivität darüber entscheidet, daß die Husserlsche Theorie nicht als eine Deskriptionstheorie interpretiert werden darf. Wenn sich nämlich auf dem Boden dieser Theorie ein Subjekt auf eine intersubjektiv konstituierte Entität intentional bezieht, dann braucht es selbst über keine eindeutig identifizierende Deskription dieser Entität zu verfugen. Diese Entität wurde zwar ihrerseits konstituiert, und diese Konstitution muß gewissermaßen nach dem Muster einer Deskriptionstheorie verlaufen. Man kann sie sich als eine Konstruktion einer maximal kohärenten Theorie der betreffenden Entität denken; einer Theorie, die sich in einem unendlichen Prozess immer wieder verifizieren würde. Wenn man jedoch eine solche Theorie als eine identifizierende Deskription interpretieren wollte, dann müßte sie eine identifizierende Deskription sein, über die nicht das einzelne Subjekt, sondern erst die sich kommunizierende Gemeinschaft von Subjekten verfügt. Eine solche Deskription wäre dann erst für diese Gemeinschaft und nicht schon für die individuellen Subjekte epistemisch immanent. Vgl. „Die transzendentale Intersubjektivität hat durch diese Vergemeinschaftung eine intersubjektive Eigenheitssphäre, in der sie die objektive Welt intersubjektiv konstituiert [...]. Wenn aber hier wieder intersubjektive Eigenheitssphäre und objektive Welt unterschieden werden, so ist doch [...] zu erkennen, daß die objektive Welt sie, bzw. ihr intersubjektives Eigenwesen, nicht mehr im eigentlichen Sinne transzendiert, sondern ihr als immanente Transzendenz einwohnt. Genauer gesprochen: die objektive Welt als Idee, als ideales Korrelat einer intersubjektiven [...] Erfahrung -, ist wesensmäßig bezogen auf die selbst in der Idealität endloser Offenheit konstituierte Intersubjektivität [...].“, Husserl 1931, S. 137 f.

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  28. Sehr oft wird „Perception“ ähnlich wie „Wahrnehmung“ als ein Erfolgswort verwendet.

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  29. Die kausale Kette zwischen dem Objekt und dem Subjekt muß zudem in einem gewissen - sehr schwierig zu präzisierenden - Sinne regelmäßig sein. Wenn eine Person S einen Wissenschaftler A nur deswegen zu sehen glaubt, weil A das Gehirn von S in einer bestimmten Weise elektrisch stimuliert und diese Stimulierung eine visuelle Vorstellung von A hervorruft, dann ist diese visuelle Vorstellung in der Tat durch den Gegenstand der Vorstellung kausal verursacht. Diese kausale Kette ist jedoch höchst anomal. Auch die genauere Spezifizierung des kausal wirkenden Objekts (B) ist keineswegs einfach, wenn wir es weder mit dem Zustand der entsprechenden Neuronen des Subjektes noch mit dem momentanen Zustand des ganzen Universums identifizieren möchten. Vgl. dazu Chisholm 1957, S. 142–150, Searle 1983, Dretske 1981, S. 156–162.

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  30. Das Subjekt kann sich zwar auf das Objekt durch eine Deskription der Form: „Das Objekt, das meine gegenwärtige visuelle Vorstellung kausal bewirkt hat“ beziehen. Die Idee, daß eine derartige Deskription in jeder (angeblichen) Perzeption involviert ist, ist jedoch extrem unplausibel. Searle scheint eine solche Annahme zu machen, indem er den intentionalen Inhalt einer visuellen Präsentation folgendermaßen spezifiziert: „I have a visual experience (that there is a yellow station wagon here and that there is a yellow station wagon here is causing this visual experience).“, Searle 1983, S. 48. Er betont jedoch zugleich, daß die Bedingung der kausalen Verursachung keineswegs im gleichen Sinne zum Inhalt der visuellen Repräsentation gehört, wie die Spezifizierung des präsentierten Objekts. Der Inhalt der visuellen Präsentation spricht nicht von diesen kausalen Bedingungen; er zeigt sie (im Sinne Wittgensteins). Vgl. Searle 1983, S. 48.

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  31. Wenn wir hingegen geneigt sind, diese Überzeugung kurzerhand als richtig zu bezeichnen und die Frage ihrer kausalen Genese als ein „ganz anderes Problem“ zu betrachten, zeugt das aller Wahrscheinlichkeit nach davon, daß wir von der Perspektive der Deskriptionstheorie der intentionalen Beziehung bereits stark beeinflußt sind.

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  32. Einer der wichtigsten Gründe besteht darin, daß die Relevanz des Objekts (B) eigentlich erst aus der Perspektive der dritten Person (aus der Perspektive der Person, die die Äußerungen des Subjekts interpretiert) zur Geltung kommt. [Vgl. Evans 1982, S. 129–131] Das Subjekt reflektiert sehr selten auf die Bedingungen der kausalen Verursachung explizit, und wenn es das tut, dann nimmt seine Intention in der Regel die Gestalt eines rein deskriptiv-identifizierenden Gedankens an, der das Objekt als die kausale Quelle des Aktes bestimmt. Erst aus der Perspektive der dritten Person können wir deutlich bemerken, daß die Anomalien bezüglich des Objektes (B) über die Unrichtigkeit des perzeptiven Aktes entscheiden; und zwar selbst dann, wenn eine solche kausale Bedingung im Inhalt des Aktes gar nicht auftritt. Die Cartesianische Perspektive der ersten Person, die Brentano eindeutig bevorzugt, verstärkt indessen jene Intuitionen, die in die Richtung der Deskriptionstheorie der intentionalen Beziehung führen.

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  33. Zum Brentanoschen Begriffsempirismus vgl. Brentano 1976, S. 3, Brentano 1970, S. 27–40, 49, 202, Brentano 1956, S. 46. In den Vorlesungen zur Deskriptiven Psychologie nennt er die grundlegenden Akte der Empfindung „fundamentale“, alle anderen, die sich auf den Empfindungen aufbauen können „supraponierte“. Vgl. Brentano 1982, S. 83–85.

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  34. Darin besteht der besonders von Chisholm betonte Brentanosche mereologische Essentialismus. Vgl. z.B. Chisholm 1982a, S. 11 f.

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  35. Diese Abtrennung interpretiert Brentano oft als eine Art Konzentration des Interesses auf bestimmte Teile des immanenten Objekts, wobei die sonstigen Aspekte des Objekts gewissermaßen „außer Acht bleiben“. Er vertritt diese Lehre vor allem in seinen Logik-Vorlesungen [EL 72], wo er sie ,£nnoetis-mus“ nennt. Vgl. „Hier zunächst nur ganz kurz, daß die Ennoetisten mit den Nominalisten darin einig sind, daß es nur eine Weise der [vorstellenden Tätigkeit gebe, dagegen dadurch sich von ihnen unterscheiden, daß sie glauben, durch die lösende und einigende Kraft besonders (ausschließlich) auf einen oder mehrere Teile der Gesamtvorstellung gerichteten Interesse, könnten diese Teile für sich allein die Vermittler der Benennung und die Vorstellungsgrundlage von besonderen Urteilen und Gemütsbeziehungen werden.“, Brentano EL 72, S. 281. „[E]s zeigt sich in Bezug auf die Universalienfrage, daß wenn ich auch und eigentlich keine anderen als individuelle Vorstellungen habe, ich in gewisser Weise [-] nämlich als durch ein besonderes Interesse abgegrenzte Teilvorstellungen [-] sie [d.h. Universalien] doch habe, und diese Weise genügt, um den allgemeinen Namen nicht bloß, wie die Nominalisten wollten, eine Vielheit äquivoker individueller Bedeutungen zu geben, sondern ihnen einen einheitlichen, wahrhaft allgemeinen Sinn zu geben.“, Brentano EL 72, S. 290.

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  36. Diese „mereologische“ Auffassung des logischen Aufbaus der Begriffe wurde von Aristoteles übernommen. Vgl. „Dem Begriffe nach nämlich ist das Allgemeine früher, der sinnlichen Wahrnehmung nach das Einzelne. Und dem Begriffe nach ist auch das Akzidens früher als das Ganze (dem es zugehört), z.B. Gebildet früher als gebildeter Mensch. Denn der Begriff kann als gesamter nicht bestehen, ohne den Teil; wiewohl Gebildet auch nicht existieren kann, ohne daß jemand gebildet ist.“, Metaphysik, 1018b 34–37. In den Würzburger Vorlesungen schreibt Brentano: „Jede Differenz, wenn sie wahrhaft Differenz ist, enthält, wie schon Aristotfeles] mit Recht lehrte, den Gattungsbegriff in ihrem Begriffe, ist also der Spezies gleich. Sie ist also logisch unselbständig gegenüber dem Teile, der ihre Gattung ist. Sie erscheint ihr Gegenüber nicht als ein anderer logischer Teil, der zu ihr hinzukäme, sondern als ein Ganzes, welches sie als Teil in sich begreift, den folgenden Differenzen und dem Individuum erscheint sie dagegen als Teil in einem größeren Ganzen. Darum ist auch die individuelle Differenz nicht als ein logischer Teil, sondern als das logische Ganze anzusehen, dem Individuum gleichzusetzen [...].“, Brentano M 96, S. 32001. Zum Begriff des logischen Teils in der Würzburger Metaphysik Brentanos vgl. auch Baumgartner/Simons 1992/93, S. 60 ff. Diese Lehre von den allgemeinen Begriffen wollte Brentano übrigens auch Locke zuschreiben. Vgl. die Zusammenfassung der Lehre Lockes von den abstrakten Ideen in den Vorlesungen zur Geschichte der Philosophie der Neuzeit Brentanos: „Das ganze Geheimnis von Gattungen und Arten reduziert sich einzig auf die Bildung von abstrakten Ideen von mehr oder weniger Ausdehnung, denen man gewisse Namen gibt. Was dabei als gewiß und allgemeingültig feststeht, ist, daß jeder allgemeinere Terminus eine gewisse Idee bezeichnet, welche nur ein Teil von einer von denen ist, welche unter ihr begriffen sind.“, Brentano 1987b, S. 37.

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  37. Die Theorie, daß die einzige Allgemeinheit nicht in den Dingen, sondern im sich auf individuelle Dinge intentional beziehenden Verstände zu finden ist, die Brentano immer vertreten hat, betrachtet er als im Grunde Aristotelisch-Thomistische. In seinen Würzburger Vorlesungen zur Metaphysik wird die eben so verstandene „Thomistische“ Theorie als richtig bezeichnet. Brentano bemerkt dort auch, daß diese Theorie, trotz einer anderen Terminologie, in der sie ausgedrückt wurde, im wesentlichen der Theorie Lockes entspricht. Vgl. Brentano M 96, S. 32170 f. Es scheint, daß die Konzeption Brentanos, die er dem Aquinas zuschreiben wollte, ihre Wurzeln vielmehr in den spätmittelalterlichen „nomina-listischen“ Theorien (vor allem Ockhams) hat. Vgl. dazu Hedwig 1980, S. XII; Brentano 1980, S. 81.

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  38. Solche relativen Bestimmungen müssen jedoch, was sowohl der frühe als auch der späte Brentano behauptet, auf den entsprechenden absoluten Bestimmungen beruhen. Eine „reine Relativität“ gibt es Brentano zufolge nicht. Vgl. Brentano M 96, S. 31828; Brentano 1968a, S. 118.

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  39. Vgl. vor allem den Vortrag Brentanos Über Individuation, multiple Qualität und Intensität sinnlicher Erscheinungen (1896) [Brentano 1979, S. 66–89]. Vgl.: „Wer dem Nativismus anhängt, dem wird das räumliche Moment, das er im Inhalt der Empfindung determinierend den übrigen Bestimmungen gesellt, auch als Individuationsprinzip für sie gelten; zwei gleichzeitige und auch in allen anderen angebbaren Beziehungen gleichheitliche Empfindungen zeigen sich ja immer durch Lokalisation wenigstens voneinander verschieden.“, Brentano 1979, S. 67.

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  40. Schon in seinen Würzburger Vorlesungen zur Metaphysik behauptet Brentano, daß die einzig richtige Theorie der Allgemeinheit das Allgemeine nur im vorstellenden Verstände lokalisiert. Diese Theorie schreibt er übrigens sowohl Aristoteles und Thomas als auch Locke zu. [Brentano M 96, S. 32170 f.] In der Logik-Vorlesung sagt Brentano, daß das einzige, was universell sein kann, die „Inhalte psychischer Phänomene“ sind. [Brentano EL 80, S. 38] Vgl. auch: „Das sogenannte Universale als solches ist nur in dem Denkenden. [...] Das Wahre ist, daß der ganze Gegenstand mittels eines unbestimmten Begriffs vorgestellt wird. Und weiter ist nichts zu sagen.“, Brentano 1930, S. 74 (aus dem Brief an Marty vom März 1901).

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  41. Dieselbe Definition finden wir in den Würzburger Vorlesungen zur Metaphysik. Vgl. Brentano M 96, S. 32167.

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  42. Brentano schließt jedoch nicht aus, daß es auch ein positives apodiktisches Wissen gibt. Wenn wir z.B. einen präzisen Begriff Gottes hätten, dann könnten wir eine Version des ontologischen Beweises richtig durchfuhren. Der Satz „Gott existiert“ würde uns dann aus den bloßen Begriffen einleuchten und wir hätten davon ein positives apodiktisches Wissen. Vgl. dazu Brentano 1929/1980, S. 48–52, 58. Vgl. auch Chisholm 1982b, S. 32. In seinen Vorlesungen zur Deskriptiven Psychologie (1890/91) nennt Brentano als Beispiel eines positiven apodiktischen Urteils das Urteil: „Es gibt eine Wahrheit“, Brentano 1982, S. 20. Dieses Urteil soll sich Brentano zufolge auf den Gegenstand Wahrheit beziehen. (Vgl. ibid.) Wir können sehen, wie ernst die propositionalen Inhalte in der mittleren Periode in der Tat genommen wurden. Wir haben jedoch gesehen, daß die Verwendung der propositionalen Entitäten im Rahmen der Brentanoschen Theorie der Intentionalität nie wirklich konsequent war. Die dominierende (und in der späten Periode in der Tat die einzige) Auffassung führt eindeutig in die Richtung der nicht-propositionalen Urteilstheorie. Deswegen konzentrieren wir uns in unserer Diskussion der Modalitäten auf die apodiktischen Verwerfungen der nominalen Objekte.

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  43. Die Fragen der synthetischen Notwendigkeiten bzw. Unmöglichkeiten lassen wir in unserem Buch außer Acht.

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  44. Vgl. auch die späte Stelle (Brentano 1976, S. 79), wo wir lesen, daß ein Widerspruch nur in einem synthetisch, attributiv konstruierten Begriff (wie z.B. ein rundes Dreieck) möglich ist. Weder Wirklichkeit noch Anschauung kann einen Widerspruch beinhalten.

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  45. Gödel (1931) hat gezeigt, daß die Schwierigkeiten mit der syntaktischen Definition der logischen Wahrheit (als Beweisbarkeit) recht früh beginnen. Sobald unsere Sprache die elementare Arithmetik enthält, können wir einen wahren Satz konstruieren, der unbeweisbar ist.

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  46. Ähnlich werden im Rahmen einer Platonischen Theorie die modalen Tatsachen auf die Relationen zwischen den Eigenschaften reduziert.

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  47. Trotz der historischen Unverbindlichkeit unserer Rede von den „Platonischen“ Entitäten, scheint es, daß diese Erklärung der modalen Wahrheiten, die sich auf die Lehre von den allgemeinen Entitäten und ihren Teilen stützt, sowohl dem historischen Piaton als auch dem historischen Aristoteles zugeschrieben werden kann - Piaton freilich mit dem Vorbehalt, daß er als den eigentlichen Gegenstand der Wissenschaft nicht die sinnlich wahrnehmbaren Dinge, sondern die Allgemeinheiten betrachtet.

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  48. In den Vorlesungen zur Deskriptiven Psychologie lesen wir, daß man in der deskriptiven Psychologie manchmal die Notwendigkeit bzw. Unmöglichkeit gewisser Verbindungen von Elementen aufgrund der Begriffe intuitiv erfaßt. Brentano 1982, S. 28, 74.

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  49. Vgl. dazu die interessante Stelle in Stumpf 1891: „Notwendigkeit ist also primär eine Eigenschaft gewisser Urteilsinhalte, eben der sog. notwendigen Wahrheiten, und der abstrakte Begriff der Notwendigkeit entsteht daher durch Reflexion auf diese Urteilsinhalte. Nicht aus der Außenwelt, aber auch nicht aus den psychischen Zuständen als solchen ist er abstrahiert, er ist endlich auch nicht als eine ‘apriorische Form’ zur Materie hinzugefügt, sondern gewissen Inhalten immanent und in keiner anderen Weise als durch begriffliche Abstraktion davon zu trennen.“, Stumpf 1891, S. 494 f. Wir haben es hier mit der gleichen Theorie zu tun wie der referierten Auffassung Brentanos, von dem sie wohl übernommen wurde. Die Stelle wird jedoch mit einer Fußnote versehen, die unser Problem direkt betrifft. Wir lesen: „Dahingestellt können wir hier lassen, [...] ob man Abstraktionen der beschriebenen Art zur ‘psychologischen’ oder ‘inneren’ Wahrnehmung im gewöhnlichen Sinne rechnen oder ob nicht vielmehr von der Wahrnehmung der Zustände als solcher die Wahrnehmung des Inhaltes (Gehaltes), und zwar als eines beurteilten, gewollten u.s.f., unterschieden werden muß. Durch die Unterscheidung und Aner-kennung dieser Wahrnehmungsrichtung löst sich vielleicht manches Mißverständnis in Hinsicht des Psychologismus wie auch von Seiten desselben.“, Stumpf 1891, S. 495. Die Idee der Eigenartigkeit der | Reflexion auf die Inhalte, welche die Quelle der evidenten apriorischen Wahrheiten (und dann des abstrakten Begriffs der Notwendigkeit) darstellen soll, wird hier deutlich ausgesprochen. Stumpf läßt I zwar dieses Problem „dahingestellt“, die Bemerkung, daß sich durch diese Unterscheidung „vielleicht I manches Mißverständnis in Hinsicht des Psychologismus“ löst, suggeriert jedoch, daß Stumpf diese I inhaltlich gerichtete Reflexion in der Tat als einen viel stärkeren psychischen Modus betrachtet, als eine I „schlichte“ innere Wahrnehmung, die auf die psychische „Tatsächlichkeit“ der Akte gerichtet wird. Es I ist nicht unwahrscheinlich, daß auch diese Suggestion aus den Vorlesungen Brentanos übernommen I wurde. I

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  50. Zu diesem Abschnitt vgl. Chrudzimski 1999a, S. 184–188.

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  51. Dieser Umstand entscheidet übrigens darüber, daß es nicht klar ist, ob die nominalistischen Doktrinen, die die Platonischen Entitäten auf die sprachlichen Funktionen zu reduzieren versuchen [vgl. Sellars 1967; Sellars 1979], in der Tat weniger ontologische Verpflichtungen implizieren. Die Rede von den Platonischen Entitäten wird in der Regel durch einen normativen Diskurs ersetzt. Vgl. dazu Correspondence with Michael Lowe, in: Sellars 1979, S. 149–180.

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  52. Wittgenstein (1922) und Tarski (1933) haben diesen Gedanken auf verschiedene Weise ausgedrückt und daraus verschiedene Konsequenzen gezogen. Tarski postuliert eine Hierarchie der Metasprachen, wovon jede das Wahrheitsprädikat für die Sprache der direkt niedrigeren Stufe enthält. Wittgenstein, der keine solche Spaltung in verschiedene Sprachebenen zuläßt, behauptet hingegen die prinzipielle Unausdrückbarkeit der Semantik.

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  53. Wir sehen hier von der (an sich wichtigen) Tatsache ab, daß die Brentanosche Unterscheidung Akt-Inhalt bei Kant sehr oft fehlt und dementsprechend die Frage, ob gewisse Strukturen dem Akt oder dem Inhalt zuzuschreiben sind, nicht mit Sicherheit beantwortet werden kann.

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Chrudzimski, A. (2001). Abstraktion, Allgemeinheit, Apodiktizität. In: Intentionalitätstheorie beim frühen Brentano. Phaenomenologica, vol 159. Springer, Dordrecht. https://doi.org/10.1007/978-94-015-9668-8_5

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