Zusammenfassung
Seiendes ist, weil Welt waltet. Mit diesem Satze „antworteten“ wir auf die vielberufene Frage: „Warum ist überhaupt Seiendes — und nicht nichts?“ Welchen Sinn hat eine solche Antwort? Zunächst müssen wir eingestehen, daß damit keineswegs eine Antwort gegeben ist, die in irgendwelchem Sinne das Problem beseitigt und abschließt. Sie ist vor allem keine These metaphysischer Art. Der Grund dafür, daß Seiendes ist, wird nicht in einem Seienden höchsten Ranges, nicht in einem ontischen „Urgrund“, nicht in einem ens originarium und ens necessarium vermutet. Und es ist hier auch nicht jener phänomengegründete Überblick über die Gebrechlichkeit und Hinfälligkeit der erscheinenden Dinge am Werk, über ihre Begrenztheit, Flüchtigkeit und gegensätzliche Zerrissenheit, der hinter allem Vergang ein letztes Bleiben, hinter aller Zerstreutheit eine Sammlung, hinter allen gegensätzlichen Spannungen ein Heiles und Heiliges, hinter allem Relativen ein Absolutes ansetzt. Der Stil des metaphysischen Denkens erklärt Seiendes durch Seiendes — und zwar so, daß die erscheinenden Dinge in einem allheitlichen Inbegriff zusammengefaßt und als „abkünftig“, als „bedingt“, als „verursacht“ durch Seiendes höheren Ranges interpretiert werden. Ein solcher allheitlicher Inbegriff ist z.B. der platonische Begriff der „Sinnendinge“ (horatos topos); damit greift Platon nicht bloß das spezifisch „Sensuelle“ zusammen, sondern alles, was ein sinnliches Erscheinen hat, die Elemente Erde, Wasser, Luft und Feuer, die daraus gemischten Einzeldinge, die Steine, die Pflanzen, die Tiere, die Menschen und die menschlichen Werke; all dergleichen ist irgendwo und irgendwann, hat einen Ort und eine Weile, entsteht und vergeht und ist, solange es währt, in einem Wandel begriffen, ist ins Werden getaucht; deswegen nennt Platon all dies auch die Werdensdinge (onta gignomena).
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Fink, E. (1959). Welt und ‘Hinterwelt’. ‘Wirkliches’ und ‘Mögliches’ nur in der Welt, — ’Notwendiges’ nicht. — Der Zeit-Raum des Erscheinens als ‘Alles’ — und das Totenland als ‘Nichts’. Der Wahre Welt-Begriff Besagt: Alles und Nichts. In: Alles und Nichts. Springer, Dordrecht. https://doi.org/10.1007/978-94-015-7605-5_20
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