Zusammenfassung
Der Vorrang des unzulänglichen Wesensbegriffs des Zugrundeliegenden hat seinen Grund im Wesen der Frage nach dem Wesen als einem Grund. Er entspringt offenbar in eins mit der Erhebung der Grundfrage der Metaphysik nach dem Wesensgepräge des Wesens selbst — als einer Frage nach dem Wesen. Und in der Tat hat uns längst schon ein Hin-weis Aristoteles’ Anlaß zu der Vermutung gegeben, am Ende bedeute der Vorrang des Wesensbegriffs des Zugrundeliegenden als eines unzu-länglichen, daß das Wesen gleichsam durch die Entdeckung seiner selbst verborgen würde — und wir vermerkten: Die Frage nach dem Grund des Vorrangs des Wesensbegriffs des Zugrundeliegenden wäre sonach die Frage nach dem Grund des ursprünglichen Entzugs der Offenbar-keit des wahrhaft Wesenhaften des Wesens in seiner Entdeckung selbst.1 Erweist sich das Fragen der Metaphysik selbst als diese ursprünglich entstellende Entdeckung des Wesenhaften des Wesens ? Vermag das Fragen der Metaphysik das Wesenhafte im Seienden allein um den Preis als solches zu entdecken, daß es dies Wesenhafte — unter dem Begriff des Zugrundeliegenden — entstellend verbirgt, nämlich das Wesen seiner einfachen und wesenhaften Fraglosigkeit beraubt, in der allein es wahrhaft “west” an ihm selbst und “von Natur kenntlich” ist?
This is a preview of subscription content, log in via an institution.
Buying options
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Learn about institutional subscriptionsPreview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Referenzen
Siehe oben S. 111, i, auch S. 181.
Siehe oben, § 31, S. 195 f.
Siehe oben, § 28, S. 172 f.
Siehe oben, § 31, (b), insbesondere S. 192.
Was ist Metaphysik?, Frankfurt a.M., 5. Auflage von 194.9, S. 38.
Die letzten drei Worte dieses Satzes: “alsein solches”, scheinen uns unentbehrlich und notwendig auch in dem vorangehenden Satz Heideggers zu ergänzen: Die Erfahrung der Möglichkeit des Nichts ist “die vorgängige Ermöglichung der Offenbarkeit von Seiendem” als solchem, d.h. eines metaphysischen Fragens.
Siehe oben, § 28: “Das Sein-was-es-war und die Grundfrage der Metaphysik des Aristoteles”, S. 165 ff., insbesondere S. 167–170.
Vgl. oben, S. 169.
Was ist Metaphysik?, Frankfurt a.M., 4. Auflage von 1943,S. 25 f. Im Folgenden werden wir kurz auf die abgewandelte Fassung des angeführten Textes in der 5. Auflage von 1949, S. 41, eingehen.
Zuerst in Vom Wesen des Grundes, Halle a.d.S. 1929, S. B.
Heidegger hat den Satz des Nachwortes in der ursprünglichen Fassung von 1943, “daß das Sein wohl west ohne das Seiende, daß niemals aber ein Seiendes ist ohne das Sein”, seit der Auflage des Jahres 1949durch den anderen ersetzt, “daß das Sein nie west ohne das Seiende, daß niemals ein Seiendes ist ohne das Sein” (S. 41), im ersten Teil des Satzes also das “wohl” durch ein “nie” ersetzt (die Hervorhebung ist von uns), im zweiten Teil des Satzes das “aber” gestrichen. Wir erblicken darin eine Abschwächung des Gedankens der “ontologischen Differenz”, wo er eher noch einer Verschärfung bedurft hätte, wie wir sie durch die oben vorgenommene Umstellung des Satzes andeuten: daß nämlich niemals ein Seiendes ist ohne das Sein, wohl aber das Sein selbst west ohne das Seiende.
Siehe oben, § 30, S. 185 ff.
Vgl. oben, S. 186.
Der Grundbegriff des “Fundaments” selbst dürfte aus Aristoteles’ eindringlichem Gebrauch des angeführten Beispiels zur Erläuterung des Begriffs des “Zugrundeliegenden” herstammen ; vgl. insbesondere das sogleich auch oben herangezogene 9. Kapitel des II. Buches der Physik sowie das 1 1. Kapitel des II. Buches der Schrift Vom Entstehen und Vergehen.
Von Interesse ist, daß Albert der Große den Begriff des “Fundaments”, den er anscheinend der lateinischen Übersetzung Avicennas entnahm, im 3. Kapitel des VII. Buches der Metaphysik Aristoteles’ bestimmt findet: “quia Philosophus dicit in VII primae philosophiae quod fundamentum non est quantum, neque quale, neque aliquid aliorum praedicamentorum” ; In II Sent., dist. III, a. 4; Opera omnia, ed. A. Borgnet, Paris 1890–99, t. XXV, p. 68 a. Vgl. M.-D. Roland-Gosselin, Le De ente et essentia’ de S. Thomas d’Aquin , Le Saulchoir 1926, S. 175 f. und Anm. 4 zu S. 175.
Vgl. auch den noch folgenden Text des Kapitels Physik II-9 sowie Met. V-5.
Siehe oben, § 15, insbesondere (b), S. 79 ff.
Was ist Metaphysik?, 5. Auflage von 194.9, S. 19 (Einleitung).
Ebenda.
Vgl. ebenda, S. 20 oben.
Siehe oben, § 31, (c), S. 195.
Siehe oben, § 30, insbesondere S. 183 f.
Vgl. oben, S. 57, S. 105 und S. 183 f.
Vgl. oben S. 213 und S. 81.
Wie oben, S. 186, angeführt.
Siehe insbesondere die Abhandlung “Der Spruch des Anaximander” aus dem Jahre 1946, veröffentlicht in Holzwege, Frankfurt a.M. 1950, S. 296 ff., aber auch bereits die Vorlesung zur Einführung in die Metaphysik aus dem Jahre 1935,veröffentlicht Tübingen 1953.
Holzwege, Frankfurt a.M. 1950, S. 299.
Einf ahrung in die Metaphysik, Tübingen 1953, S. 122; vgl. S. 121–135. Vgl. auch vom -Vert ; “Pensée et technique. Notes préliminaires pour une question touchant la problématique heideggérienne”, Revue internationale de Philosophie, 14 (1960), 5. 194–220.
Ti Kata Tinoσ, Freiburg-München 1958, S. 4f.
Ebenda, S. 5.
Ebenda, S. 5: “Diese Grenze, die durch den der Anwesenheit ursprünglich zugehörigen Begriff der Wahrheit (α͗λήϑεια) vorgezeichnet ist und letztlich darin gründet, daß die Anwesenheit in der griechischen Metaphysik wohl modifiziert, aber nicht als Sinn des Seins aufgegeben werden konnte, zeigt sich erst bei Aristoteles . . . “
Siehe oben, §§ 1–5, S. 3 ff.
Vgl. oben § 5, S. 31 f. ; dazu aber auch § 2, S. 11 f.
S. th., P. I, q. 29, a. 2, ad ResPondeo.
S. th., P. I, q. 29, a. 3, ad 3.
So sagt schon Augustinus: “Offenbar ist es verfehlt, Gott eine Substanz zu nennen” ; De trinit., 1. VII, c. 5. Boethius: “Wenn das nämlich der kirchliche Sprachgebrauch, demgemäß in Gott drei Substanzen sind, nicht ausschlösse, schiene Gott daher als Substanz angesprochen werden zu können, nicht weil er den übrigen Dingen einem Subjekt gleich unterlegt würde (quasi subjectum supponeretur), sondern weil er allem dergestalt zuvor-ist (praeesset), daß er als Prinzip auch gleichsam unter den Dingen ist (subesset), indem er ihnen allen das oûanc7)aD.at. oder subsistere verschafft” ; De duab. nat., l.c. (siehe oben, S. 12), p. 90.
S. th., P. I, q. 3, a. 6, Sed contra; vgl. Boethius, De trinit., c. 2.
S. th., P. I, q. 3, a. 6, ad Respondeo.
Siehe De ente et essentia, ed. M-D. Roland-Gosselin, S. 35: “Unde etiam pati, recipere, subjectum esse, et omnia hujusmodi quae videntur rebus ratione materiae convenire, aequivoce conveniunt substantiis intellectualibus et corporalibus . . . “
Vgl. oben, § 28, insbesondere S. 169 ff.
So Heidegger, Holzwege, S. 220 u.ö., statt “Metaphysik der Subjektivität” Wie Hegel und Dilthey) .
Rights and permissions
Copyright information
© 1965 Martinus Nijhoff, The Hague, Netherlands
About this chapter
Cite this chapter
Boehm, R. (1965). Aristoteles und die „Grundlegung” der Metaphysik. In: Das Grundlegende und das Wesentliche. Springer, Dordrecht. https://doi.org/10.1007/978-94-015-1337-1_11
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-94-015-1337-1_11
Publisher Name: Springer, Dordrecht
Print ISBN: 978-94-015-1338-8
Online ISBN: 978-94-015-1337-1
eBook Packages: Springer Book Archive