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Techne und Technik Platons Begriff der Chora Hintergründe Seiner Metaphysik

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Zur Ontologischen Frühgeschichte von Raum — Zeit — Bewegung
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Zusammenfassung

Platons grundsätzliche Auffassung vom Wesen der Bewegung wird bestimmt durch eine vom Denken vollzogene Überschreitung der phänomenalen Sphäre. Was Bewegung ist, wird nicht an den gesehenen, getasteten, gehörten Bewegungen der Sinnen-dinge abgenommen; zwar sind diese in mannigfachen Weisen bewegt, sie bilden ein Gewimmel, einen wirbelnden Tanz von Erscheinen, Wandlung und Verschwinden, — sie sind in der seltsamen Weise, dass sie nie ankommen in einem ständigen-stehenden „Sein”, sondern nur „werden”, nie wahrhaft seiend sind; und ihr Werden ist dabei nicht eine Annäherung an einen ständigen Stand, — sofern sie werden, vergehen sie auch schon; alles Werdende ist als solches schon das Vergängliche. Die Sinnendinge die ONTA GIGNOMENA, werden von Platon von der eigentümlichen Bewegtheit ihres InderZeitseins her charakterisiert. Was Bewegung ist, entnimmt er nicht dem Hinblick auf die Bewegungsarten, noch auf die temporale Bewegtheit der Sinnendinge, — vielmehr werden diese in ihrem Bewegtsein letztlich von der nicht-phänomenalen wesenhaften Bewegung aus interpretiert, welche sich nur dem Denken eröffnet. Die dem Denken allein zugängliche wesenhafte Bewegung ist die Bewegung des Denkens. Das darf nicht im billigen Sinne einer reflexiven Selbstvergegenständlichung verstanden werden. Es handelt sich keineswegs darum, dass etwa das menschliche Denken einen Vorrang vor den anderen Bewegungen habe, dass es als geistige Bewegung etwa des Wahrnehmens die Voraussetzung für die wahrgenommenen Bewegungen der Dinge bilde; es geht hier nicht um die Erstgeburt des „Subjekts”. Weil wir gemäß der Grundstellung der uns bestimmenden neuzeitlichen Metaphysik das Denken primär als ein subjektives Vermögen oder Verhalten auffassen, laufen wir Gefahr, diese Position auch in die antike Philosophie zurück-zudeuten. „Denken” ist aber, antik gedacht, nicht primär ein Vermögen des Menschen, nicht die ihn auszeichnende Weise, sich kritisch und distanzierend zu allem, was ist, verhalten zu können. Denken ist dort nicht eine Handlung der souveränen menschlichen Vernunft, sondern ist im ersten und fundamentalen Sinne das Walten der Weltvernunft, ist ein Grundcharakter des Seins selbst, ist das Licht, in welchem alle endlichen Dinge zum Erscheinen kommen. „Dasselbe west als Denken und Sein”. Dieses Wort des Parmenides ist ein Grundwort der antiken Philosophie, ist keine Doktrin eines bestimmten Denkers, — es ist die Grunderfahrung, welche die verschiedenen Doktrinen und Philosopheme durchstimmt. Das endliche Denken des Menschen, die „kleine Vernunft”, ist gleichsam der mikrokosmische Widerschein der „großen Vernunft”, welche das Ganze des Seienden regiert, einrichtet und lenkt. Das menschliche Denken vermag über alle Phänomene, über alle endlichen Dinge und ihre Bewegungen hinauszugehen und dank seiner „Verwandtschaft” mit dem Welt-Licht des alles-durchwaltenden NOUS das eigentliche und wesenhafte Grundgeschehen: die Ur-Bewegung der S ein slichtung selber zu erfahren.

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Fink, E. (1957). Techne und Technik Platons Begriff der Chora Hintergründe Seiner Metaphysik. In: Zur Ontologischen Frühgeschichte von Raum — Zeit — Bewegung. Springer, Dordrecht. https://doi.org/10.1007/978-94-011-9630-7_15

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