Zusammenfassung
Anno 1689 machte ich mich von Augspurg allein fort, und gienge auf Insprugg, Botzen, Trient, Salura, und durch den Kayserl. Kobelpaß, Primulano, Castello Franco, Treviso, Mestro und von dar zu Wasser nach Venedig, und weilen unser Schiff oder Gundel, eben an dem Teutschen Hauß anländete, und man mich allda zur teutschen Schul, als der Teutschen Becken-Herberg weisete, so gieng ich dahin, kam aber des andern Tags gleich in das Proviant-Hauß, die Insul St. Helena genannt, ligt eine halbe Welsche Meil von Venedig; weilen nun zwar alda ein jeder der dahin kommt, seinen Auffenthalt hat, aber doch keinen Lohn, so hatte ich auch 14 Tage also zu bleiben, da bekam ich Dienst: weilen ich aber noch etwas jung, und die Arbeit eine ziemliche Stärcke erforderte ,(immassen in einem Trog voll Taig 6 starcke Kerl seyn müssen, welche den Taig mit den Füssen knetten, und welcher es nicht gewohnet, und den Vortheil nicht weiß, bald so tieff in den Taig hinein fällt, daß man solchen herauß ziehen muß, so dann muß der jüngste, jederzeit sobald das Brodt aus dem Ofen ist, in denselbigen hinein schlieffen, und wieder frisch Holtz hinein legen, da er dann bey ohne dem warmen Wetter eine unsägliche Hitze ausstehen muß, massen man ohne Aufhören Tag und Nacht Brod bacht, und die Oefen niemahl leer seyn, so daß entweder Feur oder Brod drinnen ist, und sich wohl die Anzahl der Beckenknecht offt biß auf 60 erstreckt:) so wolte mir nun solches nicht schmecken, versuchte es derohalben auf einen andern Weg, und solicitirte im Teutschen Hauß, ob nicht eine andre Profession vor mich zu bekommen wäre, welches denn angieng, massen ich zu einem teutschen Wirth kam, welcher von Geburth ein Nürnberger, bey deme ich benebst 2 Italia-nern, deren der eine ein Kammerdiener, der ander Koch war, ich aber den Keller zu versehen hatte, dieses war nun eine gute Gelegenheit mich in der Italiänischen Sprache zu üben, welche ich denn auch aida ziemlich ergriffen, indeme mich ein halb Jahr da aufgehalten : weil aber mein Sinn weiter stund, und ich an dem Ort anderst keinen Lohn bekam, indem ich vornehmlich, wie gemeldt, der Sprach zu lieb aida bliebe, so fügte es Gott, daß in meines Herren Hauß ein Capitain von einem Holländischen Schiff, Nahmens Justitia, logirte, weilen nun gemeldter Capitain nichts Italiänisch konnte, ich aber schon ziemlich wohl darinn versirt war, so wohl im reden als Schreiben, so botte er mir des Monaths 10 fl. wann ich mit ihm wolte, und als vor einen Dollmetsch mich brauchen lassen, welches mir dann eine gewünschte Gelegenheit war.
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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
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Wintergerst, M. (1932). Caput II. In: Reisen auf dem Mittelländischen Meere, der Nordsee, nach Ceylon und nach Java 1688–1710. Reisebeschreibungen, vol 12. Springer, Dordrecht. https://doi.org/10.1007/978-94-011-9404-4_3
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