Zusammenfassung
Nach Nietzsche, und wahrlich nicht ohne gedanklichen und genetischen Zusammenhang mit ihm, kommt das Menschenbild der Psychoanalyse auf. Die strukturale Ganzheit von Bewusstsein und Unbewusstem, von ego und superego, Ich und Es im Menschen ist hier nicht näher zu behandeln. Die Verweise aber auf Kerngedanken des psychoanalytischen Menschenbildes sind in Nietzsches Werk Legion und von nicht übersehbarer Direktheit. Sie gehören deshalb, sowohl was Nietzsche anbetrifft, wie was Sigmund Freud anbetrifft, zur Sache. Hier können nur drei Belege folgen: ‘Inhalt des Gewissens. — Der Inhalt unseres Gewissens ist alles, was in den Jahren der Kindheit von uns ohne Grund regelmässig gefordert wurde, durch Personen, die wir verehrten oder fürchteten. Vom Gewissen aus wird also jenes Gefühl des Müssens erregt (“dieses muss ich tun, dieses lassen”), welches nicht fragt: warum muss ich? — In allen Fällen, wo eine Sache mit “weil” und “warum” getan wird, handelt der Mensch ohne Gewissen; deshalb aber noch nicht wider dasselbe.-Der Glaube an Autoritäten ist die Quelle des Gewissens: es ist also nicht die Stimme Gottes in der Brust des Menschen, sondern die Stimme einiger Menschen im Menschen’ 1.
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MA, ‘Der Wanderer und sein Schatten’, 52.
WM 351.
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© 1962 Martinus Nijhoff, The Hague, Netherlands
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Wein, H. (1962). Nietzsches und Freuds Menschenbild. In: Positives Antichristentum. Springer, Dordrecht. https://doi.org/10.1007/978-94-011-9385-6_18
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